Rebschutzhinweis Nr. 10 – Weinbauberatung Heilbronn
Die Rebblüte ist wie erwartet zügig verlaufen. In frühen Lagen befinden sich die Reben im Stadium Schrotkorngröße. Der optimale Einsatztermin für Wachstumsregulatoren ist nun vorbei. In den früheren Lagen und Sorten welche zu kompakten Trauben neigen ist der Termin kurz vor Traubenschluss in Sichtweite. In wüchsigen Anlagen kann nach der Blüte mit dem ersten Laubschnitt begonnen werden. Ein zu früher Laubschnitt fördert das Dickenwachstum der Beeren und kann in kompakten Sorten später die Fäulnis begünstigen. Der Peronosporadruck ist immer noch auf einem niedrigen Niveau und der Spritzabstand orientiert sich nach Oidium.
Für den Echten Mehltau sind die Bedingungen ideal. Dies zeigt auch erster Befall in nicht optimal behandelten Anlagen. Besonders in der Nähe von bekannten Befallsweinbergen sollten die Anlagen intensiv kontrolliert werden. Ist sichtbarer Mehltaubefall vorhanden, müssen rechtzeitig stoppende Maßnahmen durchgeführt werden. Der Erfolg bei Sondermaßnahmen ist immer ungewiss, aber die Chancen auf Heilung verringern sich deutlich mit zunehmendem Befall. In der weiteren Entwicklung ist trotz kühlerer Temperaturen, nun eine rasant eintretende Vergrößerung der
Beerenoberfläche zu erwarten. Durch Aufreißen des Spritzbelages können hier, in der immer noch empfindlichen Phase, Infektionen durch Mehltau entstehen. Die Spritzabstände sollten beim Einsatz von Mitteln mit guter Dauerwirkung 10 bis max. 12 Tage (v.a. bei empfindlichen Sorten und Lagen) nicht überschreiten.
- Veröffentlicht am
Frühzeitiges Entblättern der Traubenzone nach der Blüte mindert das Risiko von Schäden durch Sonnenbrand und ermöglicht eine Verbesserung der Applikationsqualität beim Pflanzenschutz, sowie eine bessere Durchlüftung der Traubenzone zur Fäulnisvermeidung. Hier kann bei roten Sorten stärker eingegriffen werden als bei weißen Rebsorten. Empfindliche Sorten nur einseitig, auf der zur Sonne abgewandten Seite, entblättern.
Peronospora
Wird vorbeugend vor Niederschlägen der Spritzbelag erneuert, genügt ein Kontaktfungizid. Bis zum Stadium Schrotkorngröße kann als Zuwachsschutz ein Mittel mit Systemischer Wirkung, z.B. Profiler (Mischreihenfolge beachten) oder Veriphos in Verbindung mit einem Kontaktfungizid, zugesetzt werden. Bei geringem Krankheitsdruck kann gegebenenfalls auch darauf verzichtet werden. Sollten im Laufe der Woche Sporulationsbedingungen eintreten, bringt der Einsatz eines kurativ wirkenden Mittels bei Behandlungen unmittelbar nach kräftigeren Niederschlagsereignissen mehr Sicherheit. Mögliche Infektionen können nur bis max. 1-2 Tage rückwirkend abgefangen werden.
Oidium
Das Mehltaufenster ist zurzeit immer noch geöffnet und die Gescheine/ Beerchen hochanfällig. Bei der
Bekämpfungsstrategie ist die Beachtung der Antiresistenzstrategie durch konsequenten Wirkstoffwechsel sowie die Einhaltung kürzerer Spritzabstände entscheidend. In dem sehr anfälligen Entwicklungsstadium kommen organische Oidiumfungizide mit guter Dauerwirkung zum Einsatz. Dies sind z.B. die Mittel Dynali, Talendo, Vivando, Luna Experience oder Collis. Zur Resistenzvermeidung sollte bei den anstehenden Behandlungen besonderes Augenmerk auf die Mittelgruppe mit dem Buchtsaben „L“ (Collis, Luna Experience, Luna Privilege und Cantus) gelegt werden. Bei geplanten Oidium- /Botrytisbehandlungen hier auf einen konsequenten Wirkstoffwechsel achten und diese Mittel nicht hintereinander anwenden.
Strobilurine wie Flint, Universalis, Cabrio Top, Discus werden aus Resistenzgründen und somit ungenügender Wirkung zur Bekämpfung des Echten Mehltaus, nicht mehr empfohlen.
Chlorose/ Stiellähme
Nach Ende der Blüte können bei Bedarf Blattdünger mit Eisenchelaten gegen Chlorose eingesetzt werden. Zur Vermeidung von Stiellähme wird bei anstehenden Pflanzenschutzmaßnahmen der Einsatz eines magnesiumhaltigen Blattdüngers in empfindlichen Sorten und Lagen empfohlen. Hierbei die Anwendungsempfehlung (Gebrauchsanleitung) in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten.
Umstrukturierung
Die Kontrollen zur Umstrukturierung haben begonnen. Beim Einreichen der Rechnungen muss dann auch die Maßnahme fertiggestellt sein und sofern erforderlich der Drahtrahmen (mindestens Pflanzpfähle, Endstickel und ein Draht) erstellt sein. Die Position des Drahtes am Stickel ist nicht vorgeschrieben und kann so gewählt werden, dass er bei anstehenden Arbeiten im Jungfeld möglichst wenig stört. Pfropfreben- und Schlauchrechnungen bis spätestens 15.07.15 nachreichen.
Pflanzenschutz bei Tafeltrauben
Keltertraubenmittel sind keine Tafeltraubenmittel. Beachten sie hierzu die zugelassenen Mittel für die Erzeugung von Tafeltrauben oder Keltertrauben, die als Esstrauben in den Verkehr gebracht werden.
Mittelmenge
Beim momentanen Entwicklungsstand ist der 3,5 bis 4 fache Basisaufwand anzuwenden.
Der nächste Hinweis erfolgt voraussichtlich am 24. Juni 2015.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.