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Rebschutzhinweis Nr. 9 – Weinbauberatung Bad Mergentheim

Die für die Reben günstigen Temperaturen der vergangenen Tage haben für einen merklichen Wachstumsschub gesorgt, zumindest wo die Wasserversorgung noch ausreichend ist. In den nächsten Tagen zeigt sich die Witterung leicht wechselhaft mit Schauern, größere Niederschläge sind allerdings nicht zu erwarten.

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Die Rebanlagen präsentieren sich überwiegend gut entwickelt, nur in Junganlagen sind Wassermangelsituationen anhand der nicht mehr gekrümmten Triebspitze zu erkennen. Die Unterschiede im Entwicklungsstand setzen sich fort. Während in den einen Anlagen das Stadium abgehende Blüte zu sehen ist, haben in frühen Lagen und Sorten die Beeren bereits das Stadium Schrotkorngröße erreicht. Die Blüte ist aus heutiger Sicht gut verlaufen und ein hoher Fruchtansatz ist zu erwarten, was bei ausreichender Wasserversorgung zu kompakten Trauben führen kann. Natürliche Verrieselungen haben sich in den letzten Jahren meist als positiv erwiesen, eine endgültige Bewertung wird erst in ein bis zwei Wochen möglich sein.

Weinbauliche Maßnahmen

Allmählich rückt vor allem in stark wüchsigen Anlagen und Rebsorten der Termin des ersten Laubschnitts näher, erste Anlagen sind bereits gegipfelt. Man sollte auf alle Fälle nicht zu früh schneiden, weil der Wegfall der Triebspitzen das Dickenwachstum der Beeren anregt und der frühe Schnitt daher vor allem in kompakten Sorten fäulnisfördernd sein kann. Zur Gesunderhaltung der Trauben haben die weinbaulichen Maßnahmen den gleichen Stellenwert wie der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln. Der Effekt einer chemischen Bekämpfung wird durch die moderate Entblätterung der Traubenzone, ob von Hand oder mit der Maschine, vor einer geplanten Botrytizidbehandlung deutlich verbessert. Die Entblätterung zwischen den Stadien „Abgehende Blüte“ bis
spätestens „Traubenschluss“, hat sich in den vergangenen Jahren als qualitätsfördernd etabliert. Die Erfolge hinsichtlich Gesunderhaltung der Trauben sind nicht zu unterschätzen. Die frühe Entblätterung verringert außerdem die Gefahr von Sonnenbrand an den Trauben.

Rebschutz

Die Rebe befindet sich weiter, bis zum Stadium Erbsengröße der Beeren, in einer hochempfindlichen Phase, sowohl hinsichtlich Peronospora, wie auch Oidium. Trotz der kühleren Witterung ist mit einer rasanten Vergrößerung der Beerenoberfläche zu rechnen. Dies führt zu einem Aufreisen des Spritzbelages und somit dürfen die Abstände nicht zu weit gezogen werden. Da für die nächsten Tage nur geringe Niederschläge vorhergesagt sind, geht derzeit die größte Infektionsgefahr sicherlich vom Oidium aus. Die Spritzabstände sollten auch beim Einsatz von Mitteln mit guter Dauerwirkung 10 bis max. 12 Tage nicht überschreiten.

Peronospora

Der Peronosporadruck bewegt sich immer noch auf niedrigem Niveau. Ganz vereinzelt wurden Ölflecken gemeldet. Erfolgt die Behandlung vor Niederschlägen können weiterhin organische Kontaktfungizide wie z.B. Folpan 80 WDG oder Delan WG/ eingesetzt werden. Der Einsatz von Profiler (Mischreihenfolge
beachten!) bzw. der Zusatz von Veriphos zum Kontaktmittel bringt in Anlagen, die nicht unmittelbar nach der Behandlung gegipfelt werden müssen, einen zusätzlichen Schutz für den Neuzuwachs. In
befallsfreien Beständen kann bei geringem Befallsdruck auch darauf verzichtet werden. Sofern die Behandlung nach größeren Regenfällen und Sporulationsbedingungen erfolgt, können Mittel mit kurativer Wirkung verwendet werden. Sinn machen diese Mittel aber nur, wenn sie innerhalb von max. 48 Stunden nach erfolgter Infektion eingesetzt werden.

Oidium

Die Bedingungen für Oidiuminfektionen sind weiterhin günstig und die Reben befinden sich nach wie vor in ihrer anfälligsten Phase. Überregional sind erste Befälle in nicht optimal behandelten Anlagen
bekannt. Kontrollieren Sie ihre Anlagen genau. Besonders in Anlagen mit Vorjahresbefall ist erhöhte Aufmerksamkeit notwendig. Inwiefern Infektionen im kritischen Blütezeitraum an den
ungeschützten jungen Beeren möglich waren, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Ist erster Mehltaubefall erkennbar, müssen sofort stoppende Maßnahmen eingeleitet werden. Je länger hier
tatenlos zugeschaut wird, umso geringer ist die Chance auf Heilung. Es wird weiterhin ein organisches Oidiumfungizid mit guter Dauerwirkung empfohlen, wie z.B. Vivando, Talendo, Dynali, Luna Experience oder Collis. Zur Resistenzvorbeugung ist unbedingt auf einen Wirkstoffgruppenwechsel zu achten.Daher sollte ein Mittel aus derselben Wirkstoffgruppe nicht zweimal hintereinander verwendet
werden. Strobilurine wie Flint, Universalis, Discus, CabrioTop werden aus Resistenzgründen und damit ungenügender Wirkung auf den Oidiumpilz nicht mehr empfohlen. Systhane und Topas werden erst in den beiden letzten Behandlungenempfohlen.
Achtung: Beachten Sie auch bei geplanten Botrytizidmaßnahmen die Resistenzklassen (Kreuzresistenz zu Oidiumpräparaten).

Chlorose / Stiellähme

Teilweise sind leichte chlorotische Symptome zu erkennen. Überdenken Sie als langfristige Lösungen ihr Bodenpflegemanagement. Eisenpräparate können nach Blüteende wieder eingesetzt werden. Bei anstehenden Pflanzenschutzmaßnahmen nach abgeschlossener Blüte wird in gefährdeten Anlagen zur Vermeidung von Stiellähme ein magnesiumhaltiger Blattdünger empfohlen. Hierbei die Gebrauchsanleitung bei Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten.

Berechnung der Mittelmenge

Ausgehend von der momentanen Rebenentwicklung ist der 3 bis 3,5 -fache Basisaufwand notwendig. Dies entspricht einer Berechnungsgrundlage von 1200 - 1400 Liter Brühe je ha. Die tatsächliche Wassermenge sollte durch geeignete Düsenwahl, Druck und Fahrgeschwindigkeit so gewählt werden, dass möglichst wenig Abtropfverluste entstehen. Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der
Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten. Beachten Sie im Bedarfsfall auch die Indikationszulassung der einzelnen Präparate für den Einsatz in Tafeltrauben!

Der nächste Hinweis erfolgt voraussichtlich am 24. Juni.

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