Rebschutzhinweis Nr. 11 – Weinbauberatung Bad Mergentheim
Die derzeitige Hitzeperiode bedeutet Stress pur für die Reben. Die hochsommerliche Witterung wird uns nach derzeitigen Wetterprognosen auch noch in der nächsten Woche schwitzen lassen. Somit werden die
mäßig gefallenen Niederschläge schnell aufgebraucht sein. Auf wasserschonende Bewirtschaftung ist zu achten.
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Mit Ausnahme von extremen Trockenstandorten geht das Beerenwachstum zügig voran, so dass allgemein schrotkorn- bis erbsengroße Beeren zu finden sind. In früh entwickelten Beständen wird das Stadium „Traubenschluss“* demnächst erreicht, allerdings sind innerhalb der Anlagen auch deutlich später entwickelte Trauben zu finden. Durch die konsequente Pflanzenschutzstrategie in den vergangenen Wochen zeigen sich die Bestände weiterhin sehr gesund, nur ganz vereinzelt sind überhaupt Ölflecken in den Anlagen zu finden. Bei der derzeitigen Witterung richten sich die Spritzabstände in erster Linie nach Oidium und liegen je nach Mittelwahl zwischen 10 und 12
Tagen.
Peronospora
Bis zum Stadium Erbsengröße sind die Trauben immer noch anfällig gegen Peronosporainfektionen, danach nimmt das Infektionsrisiko stark ab. In dieser Woche können Ölflecken aus den Infektionen in der
letzten Woche sichtbar werden. Die trocken-heiße Witterung ist jedoch eher unfreundlich in Bezug auf Peronospora, so dass eine weitere Ausbreitung ohne größere Niederschläge nicht möglich ist. Für die anstehenden Behandlungen genügen weiterhin Kontaktfungizide. Sofern die Witterung entgegen der derzeitigen Prognose wechselhafter wird bzw. Gewitterniederschläge auftreten, gilt es vor allem auch den Laubzuwachs zu schützen. Behandlungen im Abstand von max. 48 Stunden nach kräftigem Regen erfolgen zur Sicherheit mit kurativen Peronosporamitteln. Dadurch erhofft man sich, dass eingedrungene Sporen sich nicht weiter entwickeln können.
Oidium
Mit der schwül-warmen Witterung ist das Oidiuminfektionsrisiko wieder stark angestiegen. Infektionen, die aufgrund von Belagslücken eventuell im Blütezeitraum geglückt sind werden sich in den nächsten Tagen mit einem weißen Pilzrasen zeigen. Konrollieren Sie daher ihre Anlagen sehr genau auf Blatt- und Traubenbefall! Weiterhin gilt es zu bedenken, dass bei schnellem Zuwachs die Spritzbeläge an Beeren und Blättern aufreisen. In Verbindung mit der immer noch empfindlichen Phase und teilweise später entwickelten Trauben darf der Spritzabstand nicht zu weit ausgedehnt werden. Bei der anstehenden Behandlung wird nochmals ein organisches Oidiumfungizid der neueren Generation empfohlen, z.B. Collis, Dynali, Luna experience, Talendo, Vivando. Beachten Sie unbedingt das Resistenzmanagement! Die Wirkstoffgruppe muss im Vergleich zur letzten Behandlung unbedingt gewechselt werden. Für Behandlungen mit reinen Azolpräparaten (z.B. Topas oder Systhane) ist es derzeit noch zu früh!
Botrytis
In kompakten Sorten und Klonen wird zum jeweils optimalen Zeitpunkt „kurz vor Traubenschluss“ der Einsatz eines Spezial-botrytizides empfohlen. Beachten Sie die Entwicklungsunterschiede! Wenn bei lockeren Sorten und Klonen ebenfalls eine Behandlung geplant ist, sollte diese zu einem späteren
Zeitpunkt erfolgen, um die Wirkungsdauer besser auszunutzen. Bei einer reinen Traubenzonenbehandlung kann die Aufwandmenge je nach Höhe der Traubenzone um bis zu 50% reduziert werden. Bitte beachten Sie das Infoschreiben der Firma Bayer vom 19.06. und folgen
der Empfehlung bis auf weiteres auf einen Einsatz von Luna Privilege zu verzichten. Bis jetzt konnten die möglichen Zusammenhänge noch nicht geklärt werden. Im Beratungsgebiet sind bis jetzt keine
Verdachtsfälle aufgetreten. Melden Sie auftretende Wachstums- und Blütestörungen der Weinbauberatung. Eine optimale Niederhaltung der Botrytis ohne die indirekten, weinbaulichen Maßnahmen ist nicht möglich, diese müssen daher konsequent weitergeführt werden. Bei Entblätterungsmaßnahmen muss ab dem Stadium „Erbsengröße“ die steigende Gefahr von
Sonnenbrandschäden beachtet werden, eine Entblätterung von der Sonnenseite sollte daher nur sehr moderat durchgeführt werden.
Traubenwickler
Die Flugzahlen beider Traubenwicklerarten steigen derzeit an. Beobachten Sie weiterhin die Fallenfänge und teilen Sie die Fangzahlen der Weinbauberatung mit. Für eine Behandlung ist es in dieser Woche noch zu früh.
Berechnung der Mittelmenge
Ausgehend von der momentanen Rebenentwicklung ist der 3,5 - 4-fache Basisaufwand notwendig. Dies entspricht einer Berechnungsgrundlage von 1400 - 1600 Liter Brühe je ha. Die tatsächliche Wassermenge
sollte durch geeignete Düsenwahl, Druck und Fahrgeschwindigkeit so gewählt werden, dass möglichst wenig Abtropfverluste entstehen. Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten. Beachten Sie auch die jeweilige Indikationszulassung der einzelnen Mittel beim Einsatz in Ess- und Tafeltrauben.
Ertragsregulierung
In Junganlagen, die ein schwaches Wuchsbild zeigen und zunehmend unter der Trockenheit leiden, ist zur Entlastung der Rebstöcke eine sofortige Regulierung zu empfehlen. Mit den Ertragsregulierungen in
wüchsigen Beständen kann bis zum Reifebeginn, ca. Mitte August, gewartet werden. Zu frühes Ausdünnen führt zu Kompensationserscheinungen bezüglich des Traubengewichts und damit auch zu kompakteren Trauben.
Umstrukturierung
Tropfschlauch- oder Pfropfrebenrechnungen müssen am 15. Juli beim zuständigen Landwirtschaftsamt eingegangen sein. Bei verspätetem Eingang muss der Förderantrag abgelehnt werden.
Der nächste Hinweis erfolgt voraussichtlich am 08. Juli.
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