Rebschutzhinweis Nr. 17 – Weinbauberatung Heilbronn
Die Hitze kehrt zurück und die Wasserversorgung bleibt weiter angespannt, wenngleich zum Wochenende örtlich Schauer und Gewitter in der Wetterprognose gemeldet sind. Vor allem Acolon und Cabernet Dorsa sind nahezu durchgefärbt auch erste Samtrotbeerchen zeigen Verfärbung. Die Hoffnung auf einen guten Jahrgang ist gegeben. Der Traubenansatz ist überwiegend gut und die Trockenheit in der Zelldifferenzierungsphase der Beeren führt nicht zu Riesenbeeren. Dies birgt jedoch die Gefahr im Falle eines Wetterumschwungs mit langanhaltenden größeren Niederschlagsmengen, dass dies dann
zum Aufplatzen der Beerenhaut führen kann. Das Traubenteilen sollte spätestens zum Reifebeginn, also Weichwerden bzw. beginnende Färbung, abgeschlossen werden.
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Insgesamt sind die Anlagen immer noch gesund. Einzig in einer talnahen Lage zum Neckar konnten frische Peronosporaölflecken gefunden werden. Ansonsten ist aufgrund der Trockenheit das
Infektionspotential gering. Bei Oidium zeigt sich dieses Jahr, dass sich eine gute Strategie auszahlt. Die Abschlussbehandlung sollte in dieser Woche abgeschlossen werden. Auch um die Kirschessigfliege ist es momentan noch ruhig. Eiablage in Frühsorten (Acolon, Cabernet Dorsa, Regent) konnte noch nicht festgestellt werden und auch in den Monitoringfallen wurden bisher nur vereinzelt Fliegen gefunden.
Entblätterungsmaßnahmen im Bereich der Traubenzone sollten, falls nicht schon ausreichend geschehen, aufgrund der angekündigten heißen Temperaturen noch etwas aufgeschoben werden. Nach dem Farbumschlag und wenn die Beeren weich werden lässt die Sonnenbrandgefahr nach. Beachten sie bei der letzten Behandlung die Vorgaben der Absatzorganisation!
Peronospora
Vorzugsweise werden für die Abschlussbehandlung zugelassene Kupfermittel empfohlen. Alternativ können auch Kontaktfungizide mit möglichst geringer Wartezeit eingesetzt werden, wenn dies von der Absatzorganisation erlaubt ist.
Oidium
Besonders zum Schutz der Blätter vor Spätbefall kann es bei spät reifenden Sorten wie z.B. Trollinger und Lemberger nochmal Sinn machen, mit einem azolhaltigen Mitteln wie Topas oder Systhane einen Belag aufzubringen.
Botrytis
Eine zweite Anwendung eines Botrytismittels zum Ende der Spritzsaison bildet in Württemberg besonders im Hinblick auf die Reduzierung von Rückständen eher die Ausnahme. Wer sich allerdings zu dieser Maßnahme gegen Botrytis entschließt, sollte auf einen Wirkstoffwechsel achten. Das Mittel Luna Privilege wird, wegen Verdachtes Herbizidähnliche Symptome im Folgejahr zu verursachen, momentan nicht empfohlen. Den Schwerpunkt bilden Weinbauliche Maßnahmen, wie luftige Traubenzone und Verzicht auf Bodenbearbeitung zur Botrytisvermeidung.
Stiellähme
Wo erlaubt, wird auch zum Abschluss der Einsatz von Blattdüngern gegen Stiellähme bei empfindlichen Sorten empfohlen. Empfindliche Sorten sind z.B. Lemberger, Cabernet Dorsa, Dornfelder, Acolon oder auch Trollinger (rosa saure Beerchen) und Muskattrollinger. Wirksam sind z.B. Bittersalz oder Präparate auf Basis von Magnesiumoxid, wie z.B. Falnet oder Lebosol Magnesium 500. Bei dieser Maßnahme genügt es, wenn die Traubenzone behandelt wird.
Milben
Eine Behandlung gegen Rote Spinne ist dort sinnvoll, wo Spinnmilben gefunden werden. Bei Vorhandensein von Raubmilben kann ein Befall auf jedem zweiten Rebblatt geduldet werden. Ansonsten wird der Einsatz eines zugelassenen Akarizides empfohlen. Allerdings ist der Einsatz wegen der nicht unerheblichen Mittelkosten abzuwägen.
Trockenheit
Bereits fortgeschrittener Trockenstress macht sich bemerkbar in Form von vergilbenden Altblättern. Die Triebspitzen stellen sich auf und die Beeren stellen das Wachstum ein. Eine Ertragsreduzierung, insbesondere auch zur Stockerhaltung, ist besonders bei jüngeren Anlagen wichtig. Wo möglich und nötig sollte bei Bedarf hier mit der Tropfbewässerung nicht zu spät begonnen werden. Die Wassermenge sollte ca. 10 Liter je Rebstock betragen. Falls kein Regen in Sicht ist, sollte eine Wassergabe nach ca. 8-10 Tagen wiederholt werden.
Ertragskorrekturen
Dort wo Ertragskorrekturen zur Sicherung der Qualität noch notwendig sind sollten bevorzugt kompakte Trauben, Trauben an Kurztrieben (hier v.a. Trollinger an Schnabeltrieben) und bereits vorgeschädigte Trauben (z.B. Verletzungen durch mechanische Entlaubung oder Oidium) entfernt werden. Vor allem in jüngeren Anlagen muss bei Trockenstress das Ertragsniveau weiterhin im Auge behalten werden und falls nötig eine Stockentlastung durchgeführt werden. Um Anlockwirkung auf die Kirschessigfliege zu vermeiden, sollten diese Maßnahmen beendet sein bevor die Zuckereinlagerung beginnt. Trauben mit fortgeschrittener Reife sollten aus der Anlage entfernt oder alternativ zumindest gemulcht werden.
Kirschessigfliege
Momentan ist keine Bekämpfung notwendig. Informationen zu den aktuellen Fallenfängen sind im Internet über http://www.vitimeteo.de/monitoring/fallenfaenge.shtml einzusehen. Die aktuellen Zahlen zur Eiablage sind nun ebenfalls auf der Vitimeteo-Homepage ( www.vitimeteo.de ) eingestellt. Vorbeugende weinbauliche Maßnahmen wie, Entblätterung zur Belichtung und Belüftung der Traubenzone und Kurzhalten der Begrünung sind vor allem in gefährdeten Sorten (z.B. Acolon,
Cabernet Carol/Cortis/Dorsa, Dornfelder, Dunkelfelder, Frühburgunder, Gewürztraminer, Portugieser, Regent, Roter Gutedel, Roter/Gelber Muskateller, Trollinger) zu beachten.
Sonstiges und Mittelmenge:
Bei der Erzeugung von Tafeltrauben oder Keltertrauben, die als Esstrauben in den Verkehr gebracht werden, sind die unterschiedlichen Mittelzulassungen unbedingt zu beachten. Beim momentanen Entwicklungsstand ist der 4 fache Basisaufwand anzuwenden. Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind
immer zu beachten.
Der nächste Hinweis erfolgt voraussichtlich am 12. August 2015.
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