Rebschutzhinweis Nr. 16 – Weinbauberatung Bad Mergentheim
Die Witterung in dieser Woche ist wieder von sommerlicher Hitze mit Temperaturen bis zu 38°C geprägt. Falls überhaupt Niederschläge zu erwarten sind, werden diese am Wochenende in Form von Gewittern
auf lokal eng begrenzten Bereichen niedergehen. Die Stresssymptome werden in dieser Woche wieder deutlich sichtbar und die Vitalität der unbewässerten Anlagen wird tagtäglich schlechter. Auch in den
längerfristigen Vorhersagen bleibt uns die hochsommerliche Hitze erhalten und wir müssen weiter auf durchweichenden Regen hoffen.
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Die Verfärbung bei frühen Rotweinsorten (Acolon, Regent, Cabernet Dorsa) geht zügig voran, auch bei anderen Sorten sind erste weiche bzw. rote Beeren zu beocbachten. Die weitere Reifentwicklung ist
jedoch stark vom verfügbaren Wasser abhängig. Aufgrund des guten Gesundheitszustandes der meisten Anlagen und dem allgemeinen Kankheitsdruck können die Behandlungen in aller Regel am kommenden Wochenende abgeschlossen werden. Achten Sie darauf nicht bei zu heißen Temperaturen zu behandeln. Nutzen Sie die frühen Morgen oder späteren Abendstunden aus, in denen die Temperatur nicht über 25°C liegt, um Verdunstungsverluste bei den Präparaten zu vermeiden.
Bei der Abschlussbehandlung ist auf die Vorgaben der Absatzorganisationen bezüglich der Terminierung und Mittelwahl zu achten.
Peronospora
Für die Abschlussbehandlung werden zugelassene Kupfermittel oder auch Kontaktfungizide mit möglichst geringer Wartezeit empfohlen.
Oidium
Besonders zum Schutz der Blätter vor Spätbefall kann es bei spät reifenden Sorten nochmal Sinn machen, mit einem azolhaltigen Mittel wie Topas oder Systhane einen Belag aufzubringen. Alternativ können auch die Bicarbonat-Präparate (Kumar, Vitisan) zum Einsatz kommen.
Botrytis
Den Schwerpunkt bilden weinbauliche Maßnahmen, wie luftige Traubenzone und Verzicht auf Bodenbearbeitung zur Botrytisvermeidung. Inwiefern in diesem Jahr eine zweite Botrytizidmaßnahme sinnvoll und notwendig ist, kann erst abschließend im Herbst beurteilt werden. Unter Umständen kann es bei einem Wetterumschwung zu einem verstärkten Aufplatzen der Beerenhaut kommen. Sofern die Vorgaben der Absatzorganisationen eine zweite Behandlung zum jetzigen Zeitpunkt erlauben, sollte auf einen Wirkstoffwechsel achten. Das Mittel Luna Privilege wird, wegen Verdachtes Herbizidähnliche
Symptome im Folgejahr zu verursachen, momentan nicht empfohlen.
Ertragskorrekturen
Wenn keine Wassergaben über Tropfbewässerung möglich sind, ist die Entlastung junger Reben (auch Nachpflanzreben) jetzt dringend anzuraten. Dies kann je nach Vitalität bis zum kompletten Entfernen
aller Trauben gehen. An Trockenstandorten muss auch in älteren Anlagen das Ertragsniveau und die Vitalität der Anlagen kritisch beäugt werden. Situationsabhängig sind auch hier Reduzierungen
notwendig, um den Trockenstress abzumildern. Denken Sie auch jetzt schon an die spätere Most- und Weinqualität - in stark gestressten Anlagen muss momentan von einer Notreife ausgegangen werden! Im
Hinblick auf eine mögliche Kirschessigfliegengefahr sollten die Ausdünnmaßnahmen möglichst bis Reifebeginn abgeschlossen werden (s.u.).
Kirschessigfliege
Derzeit erfolgt durch die Landesanstalten eine verstärkte Kontrolle der Eiablage an den verschieden frühen Rotweinsorten. Bisher wurde an keinem Standort Eiablage festgestellt. Aus diesem Grund ist derzeit noch keine Bekämpfung notwendig. Sobald der Befallsdruck eine Bekämpfung rechtfertigt, werden wir entsprechend informieren. Die aktuellen Zahlen der Eiablage können im Internet unter
http://www.vitimeteo.de/monitoring/kefeifunde.shtml eingesehen werden.
Zusätzlich sollte jedoch eine Befallsüberwachung in den eigenen Anlagen durchgeführt werden. Besonders die gefährdeten Sorten Acolon, Cabernet Dorsa, Dunkelfelder, Frühburgunder, Gewürztraminer, Regent und Muskateller sind regelmäßig ab beginnender Färbung zu
beobachten.
Die Kirschessigfliege bevorzugt feuchtwarme und schattige Gebiete. Durch Entblätterungsmaßnahmen sollte bei gefährdeten Sorten für eine gut belüftete und besonnte Traubenzone gesorgt werden. Falls
momentan Entblätterungsmaßnahmen durchgeführt werden, muss jedoch die enorme Sonnenbrandgefahr kurz vor Reifebeginn beachtet werden! Auch kurz gehaltene Begrünungen bieten der KEF weniger Rückzugsmöglichkeiten am Boden. Darüber hinaus sollten, im Falle einer Ausdünnung, die Trauben nicht auf dem Boden liegen bleiben, sondern umgehend gemulcht oder besser noch aus der Anlage entfernt werden. Am besten ist es, Ausdünnmaßnahmen vor Eintritt der Traubenreife vorzunehmen. Kirschessigfliegen legen ihre Eier zwar gewöhnlich nicht auf verrottendes Fruchtmaterial, werden jedoch durch den entstehenden Gärgeruch zusätzlich in die Anlage gelockt.
Mittelmenge
Der Mittelaufwand beträgt das 4-fache der Basismenge. Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten. Bei der Erzeugung von Ess- bzw. Tafeltrauben sind die eingeschränkten Mittelzulassungen unbedingt zu beachten.
Der nächste Hinweis erfolgt je nach aktueller Entwicklung der KEF-Situation.
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