Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.

Rebschutzhinweis Nr. 19 – Weinbauberatung Bad Mergentheim

Der Regen blieb mengenmäßig auch im August weit hinter den Durchschnittswerten zurück. Jedoch fielen die schauerartigen Niederschläge zu Beginn der Woche flächendeckend und sanft, so dass das Wasser gut in die ausgetrockneten Oberböden eindringen konnte. Allerdings ist die Bodenfeuchte in den meisten Anlagen noch nicht bis in die Wurzeltiefe gelangt. Mit den nun sommerlichen Temperaturen in den nächsten Tagen wird in gut versorgten Anlagen die Reife schnell voranschreiten. Es kann durchaus mit Mostgewichtszunahmen von 10° Oe innerhalb einer Woche gerechnet werden.

Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Artikel teilen:

Dass die Trockenschäden nicht zugenommen haben und die Reben eher vitaler erscheinen, liegt auch an den niedrigeren Temperaturen, den kürzeren Tagen und dem weitestgehend natürlich abgeschlossenen Triebwuchs, wodurch die Transpiration abgesenkt wird. Es zeigte sich, dass ältere Reben durchaus mit knappem Wasserangebot (moderater Trockenstress) gut haushalten können und die Traubenentwicklung
weitgehend normal abläuft. Die Beeren füllen sich bei dem derzeitigen Reifeverlauf gut mit Saft und erscheinen relativ prall.
Lediglich viele Junganlagen und nicht bewässerte flachgründige Problemstandorte zeigen noch deutliche Spuren der Trockenheit durch Laubvergilbung und sehr kleinen Beeren, die zum Teil abwelkten und keinen normalen Reifeverlauf mehr erwarten lassen.


Dass sich zu lange Nässezeiten in der Laubwand jetzt eher schädlich auf die Gesundheit der Beeren auswirken können, zeigt das bereits in den letzten Wochen beschriebene Aufplatzen von Beeren. Diese
Verletzungen rühren nicht von Kirschessigfliegenbefall. Die Situation hat sich weitestgehend stabilisiert und ist mit den letzten Niederschlägen nicht weiter vorangeschritten. Jedoch werden an offenen Beeren verstärkt Ameisen, Fliegen oder auch Wespen beobachtet. Da die Wetterprognose in den nächsten Tagen sommerliche Temperaturen bis 35 °C meldet, besteht die Hoffnung, dass diese
Verletzungen weiter eintrocknen.

Wespenfraß
Am wirkungsvollsten kann dem Wespenfraß mit einer dichten Seitenbespannung der Traubenzone mit engmaschigen Netzen vorgebeugt werden. Die Aushängung von Köderfallen am Rand der Parzellen kann den Einflug verhindern helfen. Die Köderflüssigkeit sollte aus ca. 50 ml Weinessig, 50 ml Wein, 150 ml Bier, ca. 300 g Zucker und ein paar Tropfen Netzmittel (Spülmittel) je Liter bestehen. Diese Köderflüssigkeit wird etwa ein Drittel hoch in Flaschen mit weiten Öffnungen gefüllt und am Parzellenrand, an dem die Wespen einfliegen, aufgehängt. Die Köderflüssigkeit ist nach einigen Tagen
zu erneuern (Flüssigkeit nicht im Weinberg ausleeren!).


Kirschessigfliege (KEF)
Die Beerenproben wurden in dieser Woche auf das gesamte Rebsortenspektrum ausgedehnt, im Beratungsgebiet wurde auf den Monitoringflächen noch keine Eiablage auf intakten Beeren festgestellt. Landesweit wurde bisher lediglich in einer Rebfläche im Großraum Heilbronn bei der Rebsorte Dornfelder eine erste Eiablage festgestellt (Stand: 28.08.15). Allerdings wird im Obstbau immer
noch von steigendem Befall berichtet. Weiterhin sind die Flugzahlen in Weinbergsnähe noch gering - das war 2014 zum vergleichbaren Zeitpunkt ganz anders. Es besteht zum aktuellen Zeitpunkt und für die nächsten 8 Tage kein Handlungsbedarf für einen Insektizideinsatz.
Alleine über die Auswertung von Fangfallen ist keine Terminierung einer eventuell notwendigen Behandlung möglich. Es ist deshalb empfehlenswert, dass in reifenden Rotweinsorten mit einer stark vergrößernden Lupe (15-20-fache Vergrößerung) oder Binokular die Beeren auf Eiablage kontrolliert werden. Dies ist in der Praxis nur schwer umzusetzen. Entscheidend wird sein, den etwaigen Befallsbeginn an den Trauben festzustellen.
Sollte in Praxisanlagen erste Verdachtsfälle mit den typischen Eindellungen („Golfball“) oder Blasenbildung an Einbohrlöchern auftreten, wird um Information der Weinbauberatung gebeten.


Zugelassene Präparate
Für den Fall, dass in den nächsten Wochen Behandlungen gegen die KEF erforderlich sind, kommen nach Abstimmung mit verschiedensten Stellen vorzugsweise die Präparate SpinTor und Mospilan zum Einsatz. Die Wartezeit von 14 Tagen ist bei beiden Mitteln zwingend einzuhalten. Somit müssen sich eventuelle Spritzungen immer nach dem frühesten Erntetermin der jeweiligen Sorte richten. Piretro Verde hat für
dieses Jahr ebenfalls eine befristete Zulassung erhalten, aufgrund der nur sehr kurzen Wirkungsdauer und der Einstufung als schädigend für Raubmilben wird vom Einsatz abgeraten. Es ist zu beachten, dass alle Mittel außer Mospilan als bienengefährlich eingestuft sind.


Achtung: Zulassungsänderung für das Anbaugebiet Baden:
Wie bereits im Rundschreiben (18/2015) des Badischen Weinbauverbands veröffentlicht, ist die Anwendung der Mittelkombination Spintor/Combi Protec für Mitgliedsbetriebe des Badischen Weinbauverbandes nicht mehr möglich. Wir bitten den neuen Tatbestand dringend zu beachten.
Über die Hintergründe des plötzlichen Verbots wird der Badische Weinbauverband zu einem späteren Zeitpunkt Stellung nehmen.


Mögliche Handlungsstrategie bei festgestellter Eiablage:
Im Moment besteht generell noch kein Handlungsbedarf. Die frühen Rotweinsorten sind grundsätzlich am stärksten gefährdet. Es ist aus heutiger Sicht aber nicht zu erwarten, dass hier noch ein wirtschaftlich relevanter Schaden entsteht. Falls jedoch Eiablage festgestellt wird, muss entschieden werden, ob eine Behandlung aufgrund der Wartezeiten überhaupt noch möglich ist oder ob der Lesetermin evtl. vorgezogen werden muss.
Bei Behandlungen mit Insektiziden sind die Anwendungsbestimmungen insbesondere in Bezug auf den Bienenschutz immer zu beachten. Suchen Sie im Zweifelsfall den Kontakt zu den örtlichen Imkern.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren