Rebschutzhinweis Nr. 20 – Weinbauberatung Bad Mergentheim
Die Witterung in dieser Woche zeigt uns, dass wir im Herbst angelangt sind. Die Traubengesundheit kann überwiegend noch mit gut bezeichnet werden. Einzelne Faulstellen durch Abdrücken oder das
Aufplatzen der Beeren sind in der Summe gesehen derzeit noch nicht bedenklich. In den nächsten Tagen können Schauer zwar nicht ausgeschlossen werden, dennoch erwartet uns eher traubenfreundliches
Wetter mit kühlen Nachttemperaturen. Diese Witterung fördert neben dem Mostgewicht auch die gesamte physiologische Reife und Aromenausprägung des Lesegutes.
- Veröffentlicht am
Mit einem allgemeinen Lesebeginn der Frühsorten wird im Laufe der nächsten Woche gerechnet. Inwiefern die Regenfälle der vergangenen Tage möglicherweise zu einer Beschleunigung der Fäulnissituation führen werden, hängt entscheidend vom bisherigen Gesundheitszustand und Reifestatus der Anlagen (abdrücken bei kompakten Sorten, Aufplatzen im August) ab. Beobachten Sie ihre Anlagen in den nächsten Tagen genau und sprechen Sie die Lese evtl. kritischer Parzellen mit
dem Vermarkter ab.
Alle Trauben die nicht zur Weinbereitung geeignet sind, müssen bei der Handlese und vor allem vor einem Vollerntereinsatz auf den Boden geschnitten werden. Dazu gehören auch die Trauben von Rebstöcken, die ESCA-Befall zeigen. Gerade jetzt zum Ende der Vegetation sind die tigerartigen Streifenmuster auf den Blättern weithin sichtbar. Die mit ESCA befallenen Stöcke sind außerdem zu markieren und im Winter aus den Anlagen zu entfernen. Im Einzelfall kann ein Stammneuaufbau unterhalb der Eintrittspforte des Pilzes bei wüchsigen Sorten sinnvoll/möglich sein.
Kirschessigfliege (KEF)
Die Fangzahlen steigen vor allem außerhalb von Rebflächen und in Randlagen langsam an. Die Zahlen liegen aber in allen Bereichen deutlich unter den Werten von 2014. In gesunden Anlagen sind auch
weiterhin Kirschessigfliegen nicht oder nur in geringer Anzahl zu finden. Aufgrund der Regenfälle in diesen Tagen tritt nun vor allem in kompakten Sorten vereinzelt Fäulnis auf, die aber nichts mit der
Kirschessigfliege zu tun hat. Allerdings werden in solche „vorgeschädigten“ Anlagen (auch durch Mäuse oder Wespenfraß) neben heimischen Essigfliegen auch Kirschessigfliegen gelockt. Auch in dieser Woche konnten im landesweiten Monitoring an der überwiegenden Anzahl von Probestandorten keine Eiablage der Kirschessigfliege nachgewiesen werden. In den Anlagen, in denen in den vergangenen zwei Wochen einzelne Eier gefunden wurden, zeigt sich in der Regel keine Zunahme.
FAZIT:
Ein Befallsaufbau ist also großflächig nicht zu erkennen und auch nicht mehr zu erwarten! Sicherlich kann ein Einzelbeerenbefall zum Zeitpunkt der Lese nicht ausgeschlossen werden. Alle Anlagen, die möglicherweise in den nächsten zwei Wochen zur Lese anstehen, können jetzt aufgrund der
Wartezeiten ohnehin nicht mehr behandelt werden. Wird in einer Anlage Befall durch Kirschessigfliege und/oder anderweitige Fäulnis festgestellt, sollte diese Anlage zum nächstmöglichen Zeitpunkt
gelesen werden. Weiterhin sollte bei Befallsverdacht durch KEF eine umgehende Information der Weinbauberatung oder der LVWO Weinsberg erfolgen.
Die Beprobungen an den landesweiten Monitoring-Standorten werden weitergeführt, bis die entsprechenden Anlagen gelesen sind. Auch das Fallen-Monitoring wird weitergehen. Sie können sich über die Datenlage jederzeit über die folgende Internetseite informieren
Eiablage-Monitoring:
http://www.vitimeteo.de/monitoring/kefeifunde.shtml
Fallenmonitoring:
http://www.vitimeteo.de/monitoring/fallenfaenge.shtml
Sollten sich bei Trollinger zu Beginn der nächsten Woche noch kritische Eiablagen abzeichnen, könnte dort theoretisch angesichts des späteren Lesezeitpunktes noch eine Behandlung stattfinden. Nach
jetzigem Stand ist dies aber nicht zu erwarten. Die Eibonituren der LVWO Weinsberg werden bei Trollinger verstärkt durchgeführt. Wenn in der Praxis Verdachtsflächen vorkommen, darf sich der
Bewirtschafter gerne melden.
Sofern doch noch eine Bekämpfungsnotwendigkeit besteht, wird zeitnah
über die bekannten Wege informiert. *
Sonstige Hinweise:
Achten sie auf hygienisch einwandfreies Lesegeschirr (Bütten, Eimer etc.), das ausschließlich für Lebensmittel verwendet wird. Wichtig ist auch für den Straßenverkehr taugliche Transportanhänger zu
verwenden, da Stichproben durch die Polizei immer wieder gemeldet werden. Dazu gehört neben einer funktionierenden Lichtanlage auch eine ordnungsgemäße Ladungssicherung. Die Weinbauberatung wünscht allen Winzerinnen und Winzern einen erfolgreichen Herbstverlauf 2015!
Der nächste Hinweis erfolgt bei Bedarf.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.