Rebschutzhinweis Nr. 4 – Weinbauberatung Bad Mergentheim
Mit dem Monatswechsel hat sich auch die Wetterlage geändert und der Wonnemonat Mai zeigt sich derzeit mit viel Sonne und ansteigenden Temperaturen. Aktuell sind Werte jenseits der 20°C Marke vorhergesagt. In den nächsten Tagen sollen auch die Nachttemperaturen ansteigen und somit deutet sich wüchsiges Wetter an, das zumindest in den nicht stark frostgeschädigten Anlagen eine schnelle Rebentwicklung erwarten lässt. Auch in den stark frostgeschädigten Anlagen wird die günstige Wetterlage die Beiaugenentwicklung vorantreiben.
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Frostschäden
Die Frostereignisse der vergangenen Woche mit Schwerpunkten am Sonntag, Donnerstag und Freitag früh haben zu gravierenden Schäden im gesamten Gebiet geführt. Schadensschwerpunkte sind im Jagsttal und im Taubertal zu lokalisieren. Aber auch im Kochertal sind lagenweise stärkere Schäden aufgetreten. Nicht alle Schäden lassen sich erklären, teilweise sind in geringem Radius große Unterschiede im Schadausmaß festzustellen. Dies hängt wahrscheinlich mit der Vermischung von Windfrost- und Strahlungsfrost zusammen.
Starken Einfluss auf das Ausmaß der Schäden hatten Niederschläge, deren Feuchtigkeit auf den Knospen bis zum Frosteintritt nicht abtrocknen konnte. Daher sind teilweise auch (vermeintlich gut geschützte) Augen im Wollestadium geschädigt. Ebenso auffällig ist in vielen Anlagen, dass nach unten stehende Augen einen geringeren Schädigungsgrad aufweisen.
Anfangs nur äußerlich geschädigte Knospen zeigen nach der Erwärmung, dass auch hier teilweise eine so starke Schädigung vorliegt, dass ein Weiterwachsen nicht mehr möglich ist. Leider hat der Frost in den sehr stark geschädigten Flächen auch einen Teil der Beiaugen erfasst. Der überwiegende Teil ist jedoch sichtbar am Drücken und wird mit zeitlicher Verzögerung dafür sorgen, dass die Bogreben ergrünen. Da die Vegetation allgemein noch nicht so weit vorangeschritten ist, darf man von einem zügigeren und vollständigeren Ergrünen ausgehen als in 2011. Neben den allgemeinen Sortenunterschieden geht offensichtlich die Fähigkeit der Beiaugen, ausgefallene Hauptaugen zu ersetzen, umso mehr zurück, je weiter die Vegetation zum Zeitpunkt des Frostereignisses bereits fortgeschritten war.
Sofern die Wetterprognosen am Wochenende stabile Nachttemperaturen voraussagen, kann in der kommenden Woche mit dem Niederziehen bzw. Abschneiden der Frostruten begonnen werden. Wer sich nicht sicher ist, wartet bis nach den Eisheiligen ab.
Phomopsis
Niederschläge sind eine Voraussetzung für eine Verbreitung der Sporen und Infektionen. Solange nach dem Austrieb noch keine Niederschläge zu erwarten sind, ist eine Bekämpfung ziemlich sinnlos, da in Anbetracht des Triebzuwachses die Wirkungsdauer nur auf wenige Tage anzusetzen ist.
Nur in Anlagen mit stärkerem Vorbefall (ausgebleichte Internodien mit schwarzen Pusteln und Aufreißungen des Holzes) wird empfohlen, zur Vermeidung von ersten Infektionen ab Erscheinen des ersten Grüns vor erwarteten Nässeperioden ein Kontaktmittel einzusetzen. Alle zugelassenen Kontaktpräprate wie z.B. Delan WG 0,3 kg/ha, DithaneNeoTec 0,8 kg/ha, Folpan WDG 0,6 kg/ha, Polyram WG 0,8 kg/ha oder Tridex DG 0,8 kg/ha können zum Einsatz kommen.
Knospenschädlinge
Knospenschädlinge sind lagenweise stark aufgetreten. Durch den zu erwartenden starken Wachstumsschub nimmt das Gefährdungspotenzial zwar grundsätzlich ab, problematische Lagen sind dennoch weiterhin zu kontrollieren. Mit der nächtlichen Erwärmung nimmt auch die Aktivität der Tiere wieder zu.
Bodenbearbeitung
Vielfach sind die Begrünungen im April aufgrund der Frostgefahr gemulcht worden. Ausreichend Wasser und die gemeldete Erwärmung werden auch das Begrünungswachstum beschleunigen. Bitte beachten Sie, dass sehr hoch wachsende Begrünungen zum einen das Spätfrostrisiko erhöhen können und zum anderen sehr viel Wasser verbrauchen. Sofern keine Niederschläge mehr fallen, ist auf eine wasserkonservierende Bewirtschaftung zu achten.
Geplante Stickstoffdüngungsmaßnahmen können zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoll durchgeführt werden.
Jungfelder
Die maschinelle Rebenpflanzung hat sich aufgrund der feuchten Böden zeitlich verschoben, kann nun aber, gute Befahrbarkeit und keine Strukturschäden vorausgesetzt geplant werden. Zumindest auf schweren, tonigen Böden ist jedoch eine weitere Abtrocknung unabdingbar. Hilfreich ist es, vor der Pflanzung den Bodenzustand zu prüfen.
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