Rebschutzhinweis Nr.14 - Weinbauberatung Heilbronn
Das Auf und Ab des Wetters geht weiter. Nach hochsommerlichem Wochenende folgt nun wieder ein kühles und schauerliches Zwischenspiel. Der Verlauf der zu Ende gegangenen Europameisterschaft ist aus heimischer Sicht wie das Wetter. Mehr soll dazu nicht ausgeführt werden. Insgesamt haben die wüchsigen Bedingungen der vergangenen Wochen zu einem enormen Fortschritt des Rebenwachstums geführt. Aus Gescheinen vor der Blüte sind mittlerweile nach gut zwei Wochen schon ansehnliche Trauben geworden.
- Veröffentlicht am
Wegen des anhaltend hohen Infektionsdruckes durch Peronospora richten sich die Spritzabstände nach wie vor danach, wann Regenfälle oder Gewitter vorhergesagt werden. Mit der Möglichkeit zu spielen, dass die Gewitterzelle oder der Regenschauer schon woanders abladen wird, birgt immer ein Risiko. Damit nicht befallene Rebenteile möglichst lange gesund bleiben, ist unter den gegebenen Bedingungen vor Regen neu zu behandeln, wenn nach 6-7 Tagen durch Neuzuwachs wieder ungeschütztes Gewebe vorhanden ist.
Umgekehrt heißt das aber auch, dass bei „sauberem“ Wetter es durchaus auch 10-12 Tage Spritzabstand werden können. Oidiumbefall wurde seither nur sehr vereinzelt an Einzelbeerchen festgestellt. Alle bekannten und gefährdeten Oidium-Standorte sollten ab jetzt intensiv beobachtet werden. Die Empfindlichkeit bezüglich Neuinfektionen bei beiden Pilzkrankheiten lässt ab Erbsengröße langsam nach.
Vom Trollinger ist allerdings bekannt, dass auch noch spätere Peronospora-Infektionen am Trauben über das Stielgerüst und bezüglich Oidium wegen der enormen Volumenzunahme über ungeschützte Beerenoberflächen möglich sind. Grundsätzlich ist der Traubenansatz und der Wuchs der Reben sehr erfreulich, zumindest dort, wo Peronospora nicht die Trauben aufgefressen hat. Bezüglich eventuell notweniger Ertragskorrekturen ist darauf zu achten, dass diese rechtzeitig stattfinden. Reife Trauben sollten aus Hygienegründen in Bezug auf die Kirschessigfliege nicht auf den Boden geschnitten werden, solange noch kein Farbumschlag bei den roten Rebsorten erreicht sind.
Die extrem langen und intensiven Nässephasen im Juni haben bei einigen 2 und 3-jährigen Anlagen zu Wuchsschwäche und gelblicher Laubverfärbung geführt. Sehr wahrscheinlich hängt das mit dem Trockenstress von 2015 in Kombination mit dem Nässestress im Wurzelbereich in diesem Jahr zusammen. Bei schwächelnden Anlagen kann als Zusatz ein stickstoffhaltiger Blattdünger etwas mithelfen. Generell wird empfohlen, gegen drohende Stiellähme Problematik auch die Magnesiumversorgung mit Hilfe von Blattdüngern, wie z.B. Bittersalz, so lange zu unterstützen, wie erlaubt. Bei Zusatz mehrerer Blattdünger immer die Gebrauchsanleitung beachten, ob Kombinationen möglich sind. Die Abschlussspritzung sollte im Laufe der zweiten Augustwoche stattfinden. Bei frühen Sorten sollte die Abschlussbehandlung eine Spritzung früher erfolgen.
Peronospora
Wenn nach einer feuchten und warmen Nacht Ölflecken an den Blättern und Traubenteile weiß werden, also sporulieren, hat das nichts mit der letzten Spritzung und den dort eingesetzten Mitteln zu tun. Das Problem liegt weiter in der Vergangenheit vergraben. Die Verbreitung der Peronospora fast flächendeckend führt dazu, dass auch bei schwächeren Regenfällen innerhalb der Laubwand Folgeinfektionen an gesundem Blatt- oder Traubengewebe möglich sind, wenn kein ausreichender Schutz vorhanden ist. Ab der Spritzung nach Traubenschluss, also ab ca. Mitte Juli, wird generell empfohlen, nur noch mit Kontaktmitteln zu behandeln. Bis dorthin kann auch noch einmal ein Mittel auf Basis der Phosphorigen Säure (Veriphos) als Zusatzschutz zum Einsatz kommen.
Kurativmittel sind im Verlauf der Saison in einem Ausmaß eingesetzt worden, wie lange nicht mehr. Aus Kostengründen und zur Vorbeugung vor Resistenzen sollte die Strategie jetzt darauf abzielen, noch gesundes Gewebe durch Kontaktfungizide (Mildicut, Enervin, Folpan) möglichst gesund zu halten. Durch einen weiteren Einsatz mit einem Kurativmittel kann nicht erwartet werden, dass vorhandener sichtbarer Befall verschwindet.
Oidium
Der Infektionsdruck ist noch hoch, nimmt aber ab Erbsengröße langsam ab. Ab ca. Mitte Juli kann bei den letzten beiden organischen Behandlungen auf die Produkte Topas oder Systhane gewechselt werden. Auch Vento Power (Resistenzbuchstaben „G“ und „J“) kann hier zum Einsatz kommen, wenn bisher Talendo mit dem Resistenzbuchstaben „J“ nicht oder nur einmal zum Einsatz kam.
Botrytis
Wo noch nicht geschehen, kann vor Traubenschluss einmalig der Einsatz eines Spezialbotrytismittels zum Einsatz kommen. Beim Einsatz von Botrytismitteln ist auch auf die Resistenzvermeidung zu achten, auch im Hinblick auf entsprechende Oidiummittel.
Kirschessigfliege
In bezüglich der Reifezeit dem Weinbau vorgelagerten Kulturen (Kirschen, Himbeeren) wird aus manchen Regionen von einer hohen KEF Population berichtet. Das heißt für den Weinbau, dass alle vorbeugenden Maßnahmen sehr ernst genommen werden müssen. Als wichtigste vorbeugende Maßnahme zählt dabei die Entblätterung der Traubenzone. KEF mögen Schatten und feucht. Deshalb sind Weintrauben, die von der Sonne beschienen werden, generell weniger beliebt.
Auch auf die Gefahr hin von Sonnenbrand sollte an Entblätterung nicht gespart werden. Vor Farbumschlag der Rotweintrauben besteht in den Rebflächen keinerlei Gefahr von KEF Befall. Zu den besonders gefährdeten roten Rebsorten gehören zum Beispiel Acolon, Cabernet Dorsa, Dornfelder, Portugieser und Trollinger. Aber auch rötliche Weißweinsorten, wie Gewürztraminer oder Gelber und Roter Muskateller sind gefährdet.
Auch Burgundersorten und Schwarzriesling sollten, obwohl etwas weniger gefährdet, entblättert werden. In terrassierten Weinbergen sind Trollingertrauben besonders KEF gefährdet. Deshalb ist auch dort auf eine ausreichend lockere Traubenzone ganz besonders zu achten. Ob und ggf. wann Behandlungen gegen KEF notwendig werden, steht noch nicht fest und wird rechtzeitig veröffentlicht. Vorbeugend kann hier nicht agiert werden.
Traubenwickler
In Heilbronn fliegt der Einbindige Traubenwickler bereits seit Anfang Juli. Ein erster Flughöhepunkt lag hier zwischen 6. und 10. Juli. Der Bekreuzte Wickler hat etwas später angefangen zu fliegen. Erste nennenswerte Falterfänge wurden am 8.7. gemeldet. Aus jetziger Sicht könnte somit außerhalb von Verwirrflächen ein Insektizideinsatz gegen den Traubenwickler frühestens ab ca. Mitte Juli eingeplant werden.
Ob ein zweiter Termin nötig wird, hängt vom weiteren Flugverlauf ab. Örtlich andere Flugaktivitäten können von den Heilbronner Werten abweichen. Deshalb ggf. örtliche Fangergebnisse oder die Übersicht im Monitoringbereich des Vitimeteo-Monitoring nutzen. Als Mittel kommen gegen Traubenwickler Bacillus Thiringiensis-Präparate oder auch die Mittel Coragen, Steward oder Mimic in Frage.
Sonstiges
· Am 15. Juli müssen im Rahmen beantragter Umstrukturierungsflächen die Pfropfrebenrechnungen und Schlauchrechnungen beim zuständigen Landwirtschaftsamt eingegangen sein. Ansonsten kommt es zur
Ablehnung der Förderung.
· Weiterhin muss von einigen Antragstellern daran gedacht werden, den vom Regierungspräsidium erhaltenen „Genehmigungsbescheid für die Umwandlung von vor dem 31.12.2015 entstandenen, nicht genutzten und noch gültigen Pflanzrechten in eine Genehmigung für Rebpflanzungen“ an das zuständige Landwirtschaftsamt bis 15.7.2016 in Kopie zu schicken. Betroffen sind im Wesentlichen Rebflächen, die zuvor gebracht waren oder auf denen eine Pflanzrechtübertragung genehmigt wurde.
· Für Tafeltrauben, die in Verkehr gebracht werden, dürfen nur Pflanzenschutzmittel verwendet werden, die eine Zulassung speziell für Tafeltrauben haben.
· Bei der nächsten Behandlung ist der 4 -fache Basisaufwand notwendig.
· Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.
· Generell, besonders aber bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe oder Reinigungsflüssigkeit in die Kanalisation oder direkt in Oberflächengewässer gelangen.
Der nächste Hinweis erfolgt voraussichtlich am 20. Juli 2016
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.