Rebschutzhinweis Nr. 15 – Weinbauberatung Heilbronn
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Vorhandene Ölflecken oder Peronosporabefall an den Trauben sporulieren bei feucht-warmen Bedingungen erneut auf. Durch aktuelle Behandlungen lassen sich bereits etablierte Peronosporainfektionen nicht mehr bekämpfen. Aufgrund des vorhandenen Infektionspotentials gilt es weiterhin den ungeschützten Neuzuwachs zu schützen. Zur Zuckerbildung in der Reifephase sowie zur Reservestoffeinlagerung ist aktives Blattwerk notwendig.
Die aktuellen Wettervorhersagen melden in den kommenden Tagen wieder teils heftige Schauer und Gewitter. Es bleibt weiterhin schwülwarm und wechselhaft. Bei geplanten Behandlungen ist nach 6-7 Tagen die Wetterlage zu beobachten und vor möglichen Niederschlägen eine Behandlung durchzuführen. Werden keine Niederschläge gemeldet richtet sich der Spritzabstand nach Oidium und kann dann auch auf 12-14 Tage verlängert werden.
Entblätterungsmaßnahmen zur Botrytisvermeidung und als vorbeugende Maßnahme gegen die Kirschessigfliege wurden bereits in großem Umfang durchgeführt. Ab dem Stadium Erbsengröße schließen sich die Spaltöffnungen der Beeren und die Gefahr von Sonnenbrandschäden steigt.
Wo noch nicht geschehen sollten empfindliche Sorten jetzt nicht unmittelbar vor Hitzetagen abrupt freigestellt werden. Eventuelle Mitteleinschränkungen der jeweiligen Absatzorganisationen sind gesondert zu beachten. Ab Mitte Juli sollten keine Mittel mit 56 Tagen Wartezeit (z.B. Dithane Neo Tec, Electis, Polyram WG, Netzschwefel) mehr eingesetzt werden.
Peronospora
Der Neuzuwachs vor allem in Form der Geiztriebe kann bei Niederschlagsereignissen zu Neuinfektionen an den Blättern führen. Pflanzenschutzmaßnahmen möglichst vor Schauern oder gewittrigen Niederschlägen durchführen. Hierbei genügt ein Kontaktfungizid (z.B. Folpan, Enervin oder Mildicut). Bei Behandlungen 1-2 Tage nach kräftigen Niederschlägen und vermuteten Infektionen macht der Einsatz eines kurativen Pflanzenschutzmittels Sinn. Hierbei sind die Vorgaben zur Resistenzvermeidung zu beachten. Aufgrund des zurückgehenden Zuwachses und auch das Beerenwachstum ist nicht mehr so stark, wird nun der Zusatz von phosphoriger Säure als Zuwachsschutz ab dem Stadium Erbsengröße nicht mehr empfohlen.
Oidium
In unkritischen Beständen können bei den beiden letzten Behandlungen vorzugsweise die Mittel Topas, Systhane, Vegas oder Vento Power zum Einsatz kommen. Der Trollinger kann auch noch etwas länger anfällig bleiben und es wird daher empfohlen in gefährdeten Flächen, z.B. bei Mehltaubefall in der Nachbarschaft, die Spritzabstände weiterhin etwas enger zu halten. Vor allem in Befallsflächen und bei spät reifenden Sorten wie Trollinger und Lemberger ist, insbesondere zum Schutz der Blätter, der Zusatz eines organischen Mehltaumittels bis zur Abschlussbehandlung sinnvoll.
Sauerwurm
Der Flug des Einbindigen Traubenwicklers geht zurück während der Flug des Bekreuzten Traubenwicklers noch anhällt. Wo noch nicht geschehen, sollte nun umgehend zur Bekämpfung des Sauerwurms des Einbindigen Traubenwicklers außerhalb von Verwirrgebieten eine Behandlung erfolgen. Aus heutiger Sicht könnte bei der Bekämpfung des Einbindigen auch der Bekreuzte Traubenwickler mit abgedeckt werden. Eine Bekämpfung sollte ca. 8 Tage nach einem Flughöhepunkt erfolgen. Zur genauen Bestimmung sind hierbei örtliche Fangzahlen zu beachten.
Kirschessigfliege
Vor allem bei gefährdeten Rebsorten, dazu zählen die meisten roten Rebsorten, ist besonderes Augenmerk auf die vorbeugenden Maßnahmen zur Befallsvermeidung zu legen. Eventuell geplante Ertragsregulierungen sollten hier vor dem Farbumschlag erfolgen. Ebenso wirken sich eine luftige Traubenzone und lockere Traubenstruktur positiv zur Gesunderhaltung der Trauben aus. Bisher wurde in den Kontrollfallen keine Kirschessigfliege gefunden. Es findet in den Weinbergen zurzeit keine Flugaktivität statt. Vorbeugende Behandlungen vor dem Farbumschlag sind nutzlos. Über gegebenenfalls notwendige Behandlungen wird rechtzeitig informiert. Informationen zu aktuellen Fangzahlen verschiedener Standorte können im Internet unter: http://www.vitimeteo.de/monitoring/fallenfaenge.shtml eingeholt werden.
Sonstiges und Mittelmenge
- Herbizideinsatz: Beim Einsatz Glyphosathaltiger Herbizide ist ein Abstand von 40 Tagen einzuhalten, wenn der Gesamtaufwand von zwei aufeinanderfolgenden Anwendungen die Summe von 2,9kg Glyphosat/ ha überschreitet. Grundsätzlich sind die jeweiligen Wartezeiten zu beachten.
- In Stiellähme empfindlichen Sorten und Lagen kann vorbeugend, ein Magnesiumhaltiger Blattdünger wie z.B. Bittersalz oder Präparate auf Basis von Magnesiumoxid (z.B. Falnet oder Lebosol Magnesium 500) eingesetzt werden.
- Junganlagen (v.a. bis zum 3.Jahr) zeigen aufgehellte, gelbliche Blätter. Hier kann durch den Einsatz eines stickstoffhaltigen Blattdüngers etwas Abhilfe geschaffen werden.
- Bei der Erzeugung von Tafeltrauben oder Keltertrauben, die als Esstrauben in den Verkehr gebracht werden, sind die unterschiedlichen Mittelzulassungen unbedingt zu beachten.
- Mittelmenge: Beim momentanen Entwicklungsstand ist der 4 fache Basisaufwand anzuwenden.
- Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.
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