„Weil ich es eben kann"
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Kamera, Licht und Ton scheinen Thomas Seibold nicht nervös zu machen. Man merkt, dass er nicht zum ersten Mal ein Interview gibt. Seibold steht gelassen in seinem Weinberg in Fellbach und erzählt von seiner Rolle in der Genossenschaft, er ist Vorstandvorsitzender der Fellbacher Weingärtner (WG Fellbach). Es ist ein Ehrenamt. Auf die Frage warum er das freiwillig macht, antwortet er: „Weil ich es kann."
Das Projekt Generation-Geno des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV) war ausschlaggebend für den Filmdreh. Die 16- bis 35-jährigen Mitglieder der Genossenschaften sollen zu mehr Engagement motivieren werden. Das angestaubte Image der Genossenschaften könnte die Ursache dafür sein, dass die Anzahl an jungen Mitgliedern sinkt. Das soll nun durch den Auftritt in sozialen Netzwerken weggeblasen werden. Auf einem Blog werden verschiedene Beiträge wie das Video zu sehen sein.
Thomas Seibold ist der Meinung, gerade weil sie es können, sollen sich junge Genossenschaftsmitglieder mit ihren Fähigkeiten einbringen. Befähigung ist für ihn auch Verpflichtung, jeder kann etwas beitragen.
Am Set muss alles passen
Hier ein Lämpchen an, dort wieder eins aus – als das Set vom Weinberg zum Verkaufsraum der Genossenschaft wechselt, muss das Filmteam wieder optimale Bedingungen schaffen. Dieses Mal für Yvonne Costanzo, sie arbeitet in der Verwaltung der WG Fellbach und zusätzlich auf einem Mitgliedsbetrieb der Genossenschaft. „Ich finde es gut, Flagge für die Genossenschaft zu zeigen. Die Kräfte der Betriebe werden gebündelt. Das ist auch für kleinere Winzer mit wenig Fläche von Vorteil", sagt sie beim Dreh. Man werde fair entlohnt und könne als Haupterwerbsbetrieb davon leben.
Die nächste Generation
Die WG Fellbach wurde wegen der Jungwinzergruppe Next Generation als Beispielgenossenschaft für das Video ausgesucht. Circa zehn Mitglieder treffen sich mehrmals jährlich, um sich etwas Neues zu überlegen.
Sie haben ihren eigenen Wein und wurden 2016 als beste Jungwinzergemeinschaft ausgezeichnet. Gedacht ist das Projekt Generation-Geno natürlich nicht nur für Winzer, Landwirte sind damit genauso angesprochen.
Viele junge Genossenschaftsmitglieder sind sich offensichtlich nicht darüber bewusst, wie viel sie selbst in der Genossenschaft bewirken können. Der Clip des Genossenschaftsverbands soll wie ein Multiplikator wirken, damit andere Mitglieder anhand von Leuten in ihrem Alter sehen, wie man partizipieren kann.
Im Film wird das am Beispiel von Philipp Laipple sehr anschaulich gezeigt. Er ist Mitglied der Next Generation in Fellbach und mit Begeisterung dabei. Das Interview wird im Keller gedreht, an seinem gewohnten Arbeitsplatz. Philipp betont: „Wir können immer mit eigenen Ideen kommen.
Der Kellermeister ist offen für Neues und hört sich gerne unsere Vorschläge an. So haben wir zum Beispiel schon einen Orange Wine gemacht, der innerhalb von acht Wochen ausverkauft war." Gerade wenn diese frischen und innovativen Ideen mit dem Erfahrungsschatz der älteren Mitglieder zusammenwirke, hat das Prinzip der Genossenschaft funktioniert, ist er sich sicher.
Es folgen einige Szenen in Aktion, um zu zeigen, welche Aufgaben im Keller anfallen. Dabei erklärt er einen für ihn wichtigen Vorteil als Mitglied: Es muss nicht jeder alles machen.
Eine Familie für das gleiche Ziel
Wenn man ein privates Weingut hat, sollte man selbst am Wochenende Weinproben veranstalten und bei den Händlern auf der Matte stehen. In der Genossenschaft fällt die komplette Vermarktung weg, außer man möchte sich in diesem Bereich einbringen.
Philipp kann sich seine Aufgaben auch flexibel einteilen, er arbeitet zur Hälfte im Keller und zur Hälfte im Weinberg, das ist eine angenehme und spannende Kombination für ihn. Ein Gedanke wird den Tag über von allen Interviewten aufgegriffen: Zusammen sind wir stark. In Fellbach herrscht eine sehr gute Gemeinschaft. Sie sind der Meinung, dass man im Verbund mehr erreichen kann, als wenn man alleine kämpft. Die Marktmacht ist dabei nur einer der vielen Vorteile.
Außerdem respektiert jeder den anderen. Die Jungen werden nicht ausgebremst, sondern gefördert. Genossenschaften haben laut Philipp Zukunft, weil „eine Familie für das gleiche Ziel steht."
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