Noch Luft nach oben bei der Wasserversorgung
Heute dominiert noch Hochdruckeinfluss mit Sonnenschein und Temperaturen bis zu 35° C. Ab Donnerstag nimmt bei Temperaturen um 25°C die Schauer- und Gewitterneigung zu. Es bleibt abzuwarten, in welchen Mengen die Niederschläge fallen werden. Wir bewegen uns aktuell auf einem schmalen Grat in Bezug auf die Wassersituation. Die Wasserversorgung ist aktuell als ausreichend bis gut zu bezeichnen, jedoch zeigen sich in Regionen mit nur geringen Niederschlägen in der Vorwoche nun vor allem in Junganlagen erste Trockenstresssymptome.
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Andererseits sind bei engbeerigen Sorten Abdrückerscheinungen und allgemein sehr kompakte Trauben zu finden, sodass hier größere Niederschlagsmengen in der demnächst beginnenden Reifephase zu früher Fäulnis bzw. Essig führen können. Weiterhin zeigen sich
aufgeplatzte Beeren durch das schnelle Beerenwachstum (v.a. bei den Burgundersorten).
Dies ist zum jetzigen Zeitpunkt als unkritisch zu bewerten, da die Wunden rasch eintrocknen und verschorfen. Die Reben haben größtenteils das Entwicklungsstadium BBCH 79 (Ende Traubenschluss) erreicht. Bis zum Weichwerden befinden wir uns somit in der Phase mit dem höchsten Sonnenbrandrisiko. Kürzlich entblätterte Anlagen zeigen je nach Rebsorte mitunter bereits nennenswerte Schäden! Aktuell anstehende Entblätterungsmaßnahmen sollten nur sehr moderat durchgeführt werden oder bis zu einer kühleren Witterungsphase aufgeschoben werden.
Bei Pflanzenschutzmaßnahmen kann der Spritzabstand in gesunden Beständen bei 12 bis 14 Tagen liegen. Die Abschlussbehandlung in Ertragsanlagen sollte allgemein bis zum ersten Augustwochenende durchgeführt werden. In Junganlagen ohne Ertrag werden Pflanzenschutzmaßnahmen noch bis Anfang September empfohlen, um möglichst lange gesundes und aktives Laub für eine gute Holzreife zu erhalten.
Die Wartezeiten der einzelnen Präparate sind besonders bei frühreifenden Rebsorten oder in Anlagen, die zur Federweißerproduktion eingeplant werden, zu berücksichtigen. Beachten Sie bei den letzten Behandlungen unbedingt die Vorgaben ihrer Erzeugerorganisation hinsichtlich Terminierung und Mittelwahl!
Peronospora
Vereinzelt können wieder frische Ölflecken am Neuzuwachs beobachtet werden. Das ist nicht weiter besorgniserregend, denn die Hauptlaubwand und vor allem die Trauben/Beeren sind weitestgehend gesund. Die direkte Infektionsgefahr an Beeren ist jetzt deutlich gesunken, für Neuinfektionen über das Stielgerüst müsste eine sehr hohe Anzahl an Sporen in der Anlage vorhanden sein.
In erster Linie gilt es nun, den Neuzuwachs gesund zu halten. Hierzu ist bei vorbeugenden Behandlungen vor Niederschlägen der Einsatz eines Kontaktpräparates (z.B. Folpan 80WDG, Folpan 500 SC, Mildicut oder Enervin) ausreichend.
Bei Behandlungen unmittelbar nach (unvorhergesehenen) kräftigen Niederschlägen bringt der Einsatz eines Kurativpräparates mehr Sicherheit. Grundsätzlich sollte jedoch ein Kurativeinsatz zum späten Zeitpunkt aus Resistenzgründen vermieden werden.
Oidium
Der Oidiumdruck ist aufgrund der sommerlichen Witterung noch hoch. In gesunden Beständen können bei den letzten beiden organischen Behandlungen im Regelfall Präparate mit geringerer Dauerwirkung wie z.B. Topas, Systhane, Vento Power, Vegas oder auch die karbonathaltigen Präparate VitiSan bzw. Kumar verwendet werden.
Anlagen, die leichteren Befall zeigen oder bei denen frostbedingt, eine in der Entwicklung zurückliegende Traubengeneration vorhanden ist, sollten nochmals mit den potenteren Präparaten wie z.B. Vivando, Talendo, Dynali oder Collis behandelt werden. Beachten Sie immer den Wirkstoffgruppenwechsel zur vorhergehenden Spritzung!
Botrytis
Aufgrund der hohen Durchblührate und der guten Wasserversorgung ist die Traubenstruktur in diesem Jahr insbesondere bei Burgunder-Sorten sehr kompakt. Vereinzelt zeigen sich bereits aktuell schon erste Botrytisnester.
Die Grundlage zur Botrytisvermeidung bilden die weinbaulichen Maßnahmen, in erster Linie ist hier eine lockere, luftige Laubwand und der Verzicht auf eine späte Bodenbearbeitung zu nennen. In Anlagen mit kompakter Traubenstruktur kann diese zudem noch bis zum Reifebeginn durch Traubenteilen aufgelockert werden.
Sauerwurm
Der Flug der 2. Generation des Bekreuzten Traubenwicklers ist meist deutlich zurückgegangen. Teilweise werden jedoch immer noch Motten gefangen. Unter Beachtung der örtlichen Flugzahlen kann es je nach Abstand zur bereits durchgeführten Behandlung außerhalb der Verwirrflächen sinnvoll sein, eine zweite Behandlung mit einem zugelassenen, möglichst bienenungefährlichen Insektizid durchzuführen. Zur Resistenzvermeidung bei der Durchführung einer zweiten Bekämpfungsmaßnahme, muss zwingend ein Wirkstoffgruppenwechsel durchgeführt werden.
Kirschessigfliege
Momentan besteht noch keine Gefahr für die Trauben, da sie erst mit beginnender Reife für die Kirschessigfliege attraktiv werden. Aus dem Obstbau wird jedoch von lokal zunehmenden Eiablagen an Sauerkirschen, Himbeeren und Brombeeren berichtet. Aussagen über das Befallsrisiko für die Trauben können daraus noch nicht abgeleitet werden, da die Populationsentwicklung stark von der weiteren Witterung abhängig ist.
Als vorbeugende Maßnahme ist es wichtig, vor allem in befallsgefährdeten Sorten (z.B. Acolon, Regent, Portugieser, Dornfelder, Trollinger) die Traubenzone entsprechend luftig und die Begrünungen kurz zu halten.
Herbizideinsatz
Vor dem Einsatz von systemischen Herbiziden müssen die nach dem Entfernen von Stockausschlägen entstandenen Wunden mindestens zwei bis drei Tage eingetrocknet sein, um ein Verlagern der Wirkstoffe an die Rebwurzeln zu vermeiden. Wuchsstoffhaltige Herbizide (z.B. U46 M Fluid) sollten nicht bei starker Hitze ausgebracht werden um Schäden über die Dampfphase zu vermeiden.
Die Auflagen und Anwendungsbestimmungen hinsichtlich des Alters einer Anlage und des Anwendungstermins sind einzuhalten. Generell ist darauf zu achten, dass die Herbizide nur innerhalb von Rebflächen eingesetzt werden. Eine Anwendung auf befestigten Flächen und auf unbefestigten Graswegen, Trockenmauern oder an Weinbergsrändern ist zu unterlassen!
Weinbauliche Arbeiten
Die Symptome von Esca zeigen sich nun wieder vermehrt an den Rebstöcken. Markieren Sie solche Stöcke, um im kommenden Jahr einen neuen Stamm hochziehen zu können und dadurch eine mögliche Stocksanierung zu betreiben.
Zeigen sich an jüngeren Blättern der oberen Laubwand, auch an Geiztrieben, neuer Befall von Pockenmilbe, sind solche Flächen für eine Austriebsbehandlung im kommenden Jahr vorzumerken.
In Stiellähme empfindlichen Sorten und Lagen kann vorbeugend ein magnesiumhaltiger Blattdünger wie z.B. Bittersalz oder Präparate auf Basis von Magnesiumoxid (z.B. Falnet oder Lebosol Magnesium 500) eingesetzt werden.
Sonstige Hinweise
- Bei anstehenden Behandlungen wird allgemein die 4-fache Basisaufwandmenge empfohlen. Es sind bevorzugt Mittel mit kurzer Wartezeit einzusetzen.
- Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zum Bienenschutz- sind zu beachten.
- Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegränder und Böschungen ist nicht zulässig!
- Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
- Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen. Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
- Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten
Der nächste Rebschutzhinweis erfolgt voraussichtlich am Mittwoch, 26. Juli.
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