Die Blüte beginnt
In sehr warmen Lagen beginnt in dieser Woche die Rebblüte. Erste blühende Träubchen wurden in Terrassenlagen bereits am 21. Mai gemeldet. Angesichts der prognostizierten sommerlichen Temperaturen bis Anfang Juni ist damit zu rechnen, dass die Hauptblüte noch im Mai bzw. um den Monatswechsel stattfindet.
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Die frühe Rebblüte lässt einen frühen Reifeverlauf erwarten. Bei zügiger Blüte ist dann durch den hohen Befruchtungsgrad mit sehr kompakten Trauben zu rechnen. In Verbindung mit der frühen Reifezeit kann dies zu verstärkter Fäulnis „von innen heraus“ führen. Ziel muss deshalb sein, die selbstzerstörerische Kompaktheit zu brechen. Zur Auflockerung der Traubenstruktur können bei kompakten Sorten in wüchsigen Anlagen die Mittel „Gibb3“ bzw. „Berelex“ oder „Regalis plus“ als separate Spritzung in die Vollblüte zum Einsatz kommen. Besonders Anlagen, die für Vollerntereinsatz eingeplant sind, benötigen eine Traubenstruktur, die keine zusätzliche Fäulnis provoziert. Gebrauchsanleitungen und Einsatzbedingungen, insbesondere Produktmenge und Sortenempfehlungen, sind bei den „Biowachstumsregulatoren“ genau zu beachten.
Vorzugsweise wird „Gibb3“ bei den Burgundersorten eingesetzt. Eine generelle Sortenbeschränkung gibt es nicht mehr. „Regalis“ wird vorzugsweise bei Riesling verwendet, kann aber auch bei allen anderen Sorten Verwendung finden. Bedingt durch den hohen Gescheinsansatz und der Traubengröße ist das Ertragspotenzial für 2018 vermutlich weit überdurchschnittlich. Deshalb darf eine mögliche Ertragsreduktion von „Gibb3“ oder „Regalis“ ganz besonders in diesem Jahr kein begrenzender Faktor sein. Für Kleinbetriebe und für Premiumanlagen gibt es eine Alternative zu den Biowachstumsregulatoren: Trauben melken bei Schrotkorngröße (ca. Mitte Juni) oder Trauben halbieren vor Reifebeginn (ca. Mitte bis Ende Juli).
Nach den Heftarbeiten und unmittelbar nach der Blüte sollten alle Weinberge in der Traubenzone (teil)entblättert werden. Diese sehr wichtige Gesundheitsmaßnahme darf keinesfalls zu zögerlich erfolgen. Je früher (unmittelbar nach der Blüte), desto besser gewöhnen sich die Trauben und Beerchen an die Sonne und werden resistenter gegen Sonnenbrand. Entblätterung geht sowohl von Hand wie auch hervorragend mit den auf dem Markt befindlichen Entblätterungsgeräten.
Pflanzenschutz
Die Spritzabstände orientieren sich momentan am Zuwachs seit der letzten Spritzung, dem Infektionsdruck der Hauptpilzkrankheiten Oidium und Peronospora sowie ganz wichtig, nach der Wettervorhersage. Je nach örtlicher Situation sollte aktuell nach 8-12 Tagen der Belag erneuert werden. Es stellt kein Problem dar, wenn nötig auch in die Blüte hinein zu behandeln.
Peronospora
Seit Mitte Mai hat es verbreitet über 30 mm geregnet. Stattgefundene Primärinfektionen sind wahrscheinlich. Bisher wurden einige wenige Ölflecken an Bodentrieben gemeldet. Es ist damit zu rechnen, dass ab dieser Woche bei weiteren Regenfällen eine nennenswerte Verbreitung von Peronospora Sporen erfolgen kann. Vielfach wurde aber um Pfingsten herum behandelt, so dass bis in die Fronleichnamswoche hinein ein vernünftiger Schutzbelag vorhanden ist.
Gegen Peronospora werden Kontaktfungizide (Folpan, Delan WG, Polyram WG oder Dithane Neo Tec) empfohlen oder im Hinblick auf die Rebblüte bei labiler Wetterlage auch eines der Mittel mit Tiefenwirkung (Aktuan, Ampexio, Fantic F, Forum Gold, Galactico, Melody Combi, Orvego, Ridomil Gold MZ, Sanvino, Vincare oder Vino Star). Generell ist ein Zusatz von Phosphoriger Säure (Veriphos) sinnvoll oder alternativ einmalig solo vor Beginn der Blüte das Produkt Profiler. Bei Profiler ist neben einer systemischen Wirkung die Kontaktkomponente bereits enthalten.
Oidium
Das Risiko für Oidiuminfektionen an Trauben steigt momentan sehr stark an. In der Zeit zwischen Blütebeginn und Erbsengröße sind die Beerchen extrem anfällig. Wichtig für einen langfristig optimalen Bekämpfungserfolg ist der konsequente Mittelwechsel. Nur durch konsequenten Wechsel der Mittelgruppen (siehe Buchstabeneinteilung) kann der Aufbau von Resistenzen vermieden und auf einen ausreichenden Bekämpfungserfolg gehofft werden. Gegen Oidium wird unmittelbar vor oder auch in der Blüte ein organisches Produkt (z.B. Talendo, Vivando oder Dynali) empfohlen. Am Ende der Blüte, also voraussichtlich bei der übernächsten Behandlung, sollte dann eines der beiden aktuell hoch wirksamen Oidium-Präparate Sercadis oder Luna Experience gesetzt sein. Bei allen Versuchen in den letzten Jahren zeigte bereits ein einmaliger Einsatz eines dieser beiden Produkte hervorragende Wirkung.
Sonstiges
- Bei Anzeichen von Chlorose kann bis zur Blüte ein Eisenchelat-haltiger Dünger zum Einsatz kommen. Aktuell werden einige Bestände leicht gelb. Das verliert sich erfahrungsgemäß nach der Blüte wieder von selbst.
- Erster Laubschnitt so spät wie möglich. Ansonsten wird bei frühem Gipfeln die Kompaktheit der Trauben weiter erhöht.
- Das Auslichten der Traubenzone verbessert das Mikroklima gegen pilzliche Erreger. Zudem erhöht sich der Wirkungsgrad der Pflanzenschutzmaßnahmen durch bessere Anlagerung der Mittel.
- Brennesselbüsche ab sofort bis Mitte Juli nicht mehr mulchen oder abmähen, damit die Überträgerzikaden der Schwarzholzkrankheit nicht gezwungen werden, auf die Reben zu fliegen.
- Bienengefährliche Mittel dürfen generell nicht eingesetzt werden, wenn im Bestand etwas blüht. Das gilt auch während der Rebblüte. Hierzu werden schon seit Jahren amtliche Spritzbrühproben gezogen. Positiv: Seit vielen Jahren wurden hierbei keine Verfehlungen festgestellt!
- Bei der Gerätereinigung und generell beim Umgang mit Pflanzenschutzmitteln dürfen niemals Präparate oder Brühe in Oberflächengewässer gelangen. Der Weg in Oberflächengewässer geht auch über Hofeinläufe, die Kanalisation und dann über die Kläranlage. In der Kläranlage werden gelöste Pflanzenschutzmittel leider nicht herausgefiltert und gelangen so 1:1 in das Gewässer.
- Die Mittelmenge berechnet sich aktuell anhand der 2 bis 2,5 fachen Basisaufwandmenge
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.
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