Ein Imagefilm für den Sachsenwein
Der neue Vorstand des Weinbauverbandes Sachsen wünscht sich von den sächsischen Winzern und Weinbauern mehr Geschlossenheit. Vorstand Michael Thomas sagte in dieser Woche vor Medienvertretern, man müsse das Image des Sachsenweins aufbessern. Der Ruf ist angekratzt, weil der Einsatz unerlaubter Pflanzenschutzmitteln in den Jahren 2015/16 bei mehreren Traubenerzeugern nie restlos aufgeklärt wurde. Zudem kritisieren selbst Winzer, dass die Qualität vieler Weine von den Elbhängen im bundesweiten Vergleich nicht mithalten könne. Der Verband will sich neben den gewerblichen Winzern wieder verstärkt den Hunderten Kleinwinzern widmen, die Weinbau nur als Hobby betreiben. Viele Weinberge in Sachsen werden von diesen Kleinwinzern bewirtschaftet, allerdings werden die Weinbauern immer älter und geben ihre Rebflächen auf. Nachwuchsförderung fehlt.
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Dem Verband fehlt in der Winzerschaft ein Rückhalt: Lediglich rund 20 der mehr als 70 sächsischen Weinbaubetriebe im Haupt- und Nebenerwerb gehören dem regionalen Branchenverband an. Der Weinbauverband Sachsen muss deshalb mit einem Jahresbudget von 33.000 Euro auskommen, aus dem unter anderem die einzige hauptamtliche Mitarbeiterin bezahlt werden muss.
Unterstützung bei der Winzerwerbung kommt von der Sächsischen Staatskanzlei, die einen Imagefilm über Winzer und Weinbau in Sachsen finanziert hat. 40.000 Euro kostet der Streifen, weitere 150.000 Euro sollen in eine begleitende Werbekampagne fließen. "Des Winzers Schwur", so der Titel, wurde nun bei Youtube veröffentlich. Tatsächlich waren große Teile daraus aber schon auf der ProWein in Düsseldorf zu sehen. Viele der Winzer im Film gehören ebenfalls nicht dem Weinbauverband an, obwohl dieser die Ideen zum Film geliefert haben soll und von der Staatsregierung als Partner bezeichnet wird.
Auf Vordermann bringen
Der Weinbauverband selbst will mit einem sogenannten Maßnahmeplan den sächsischen Weinbau wieder in die Spur bekommen und sich künftigen Herausforderungen stellen, wie der neuen Weingesetzgebung, die über kurz oder lang ins Haus steht. Unlängst wurde verkündet, dass die Gebietsweinprämierung reformiert und damit glaubwürdiger werden soll. Laut Vorstand Thomas bemüht man sich ferner, die Winzergenossenschaft – immerhin Sachsens größten Weinproduzenten – zurück in den Verband zu holen.
Die Genossenschaft war im Zuge des Weinskandals ausgetreten, danach herrschte Funkstille. Um die Genossenschaft wieder zu besänftigen, könnten die vom Verband wiederentdeckten Kleinwinzer helfen, die ihre Trauben an die Genossenschaft liefern. Die rund 500 Hektar sächsische Rebfläche machen weniger als 0,5 Prozent der gesamtdeutschen Rebfläche aus. Die Menge der produzierten Weine entspricht nur 0,3 Prozent des deutschen Weins. Wirtschaftlich hat die Branche selbst in Sachsen nahezu keine Bedeutung. Zahlen über Beschäftigte, die vom Sachsenwein abhängen, liegen dem Verband nicht vor. Über Umsatzzahlen schweigt sich die Branche aus.
Das Profil des Sachsenweins schärfen
Der sächsische Weinbau macht derzeit einen Wandel durch. Die Weingüter Proschwitz und Wackerbarth haben ihre Flächen in diesem Jahr verkleinert. Das ist eine komplett neue Entwicklung, ging es doch bisher nur um Expansion. Allerdings hatte das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie schon vor Jahren auf steigende Weinbestände in Sachsen hingewiesen und die Winzer zu besserem Marketing gemahnt. Zunehmend prägen qualitätsbewusste junge Winzer die Szene, während Traditionsbetriebe den Anschluss zu verlieren drohen. Die Zeiten ausverkauften Sachsenweins sind vorbei. Deshalb will der Weinbauverband das Profil sächsischer Weine besser herausarbeiten.
Das „Cool climate“ im kontinental geprägten Anbaugebiet soll helfen, so sieht es zumindest das Staatsweingut Schloss Wackerbarth, das den Vorstandschef im Weinbauverband stellt. Der neue Weinbauvorstand ist seit Anfang Mai im Amt, nachdem die Vorgänger das Handtuch geworfen hatten. Der studierte Touristiker Michael Thomas, bei Wackerbarth fürs Marketing zuständig, hatte bereits dem alten Vorstand angehört und sich zur Wiederwahl gestellt.
Es gab nur drei Bewerber um die drei ehrenamtlichen Posten. Stellvertreter ist Felix Hößelbarth, Kellermeister im Radebeuler Stadtweingut Hoflößnitz. Der Kommunalpolitiker Conrad Seifert, Dritter im Vorstand und für die Finanzen zuständig, ist nach eigenen Angaben Hobbywinzer, Genossenschaftsmitglied und seit seinem sechsten Jahr mit dem Weinbau verbunden, in der Branche aber nahezu unbekannt.
Den Link zum Imagefilm finden Sie hier:
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