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Mitgliederversammlung DWV

Von A wie Alkoholverbot bis Z wie Zeit für Neues

Der öffentliche Teil der Mitgliederversammlung des Deutschen Weinbauverbands (DWV) zog am 20. Juni zahlreiche Gäste nach Neustadt an der Weinstraße. Hauptthema des Nachmittags war natürlich die Weinbaupolitik und die Etablierung eines neuen Bezeichnungsrechts.
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Warben im Gespräch mit DWV-Generalsekretär Dr. Rudolf Nickenig (links) für „ihren“ Weinbaukongress am 5. November in Stuttgart: Prof. Dr. Hans-Peter Schwarz, Prof. Dr. Maren Scharfenberger-Schmeer und Dr. Hermann Kolesch (von links).
Warben im Gespräch mit DWV-Generalsekretär Dr. Rudolf Nickenig (links) für „ihren“ Weinbaukongress am 5. November in Stuttgart: Prof. Dr. Hans-Peter Schwarz, Prof. Dr. Maren Scharfenberger-Schmeer und Dr. Hermann Kolesch (von links).Regina Klein
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Zu Beginn der Veranstaltung lud Dr. Volker Wissing, rheinland-pfälzischer Weinbauminister, dazu ein, ihn bei seinem Vorhaben zu unterstützen, den Wein und den Weinanbau als immaterielles Kulturgut schützen zu lassen. Eine solche Einstufung helfe auch dabei, so der Minister, dass der Wein weg von der Wahrnehmung eines reinen Alkoholprodukt hin zu einem Kulturgut werde. Wein sei nicht vergleichbar mit anderen alkoholischen Getränken. Es sei wichtig, "den Angriff der Unwissenden abzuwehren", so der Wissing weiter.


Prof. Dr. Monika Christmann, die bis vor Kurzem Präsidentin der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) war, erzählte von ihren Erfahrungen auf internationalem Parkett. Sie zeigte sich überrascht, dass selbst die Vereinten Nationen nun das Thema "Anti-Alkohol" für sich entdeckt hätten und welche Auswirkungen dies auf die Weinbranche haben könnte. "Dabei entfallen nur acht Prozent des weltweiten Alkoholkonsums auf Wein", so Christmann. Zudem sei Wein auch nur sehr selten Ursache für Alkoholmissbrauch. "Wir müssen aufpassen, dass uns nicht der Boden unter den Füßen weggerissen wird", machte sie deutlich. Daher begrüßte sie ausdrücklich den Vorschlag ihres Vorredners, Wein als Kulturgut schützen zu lassen.


Christmann ging in ihrem Grußwort auch auf Wünsche der Verbraucher ein. So sei es durchaus sinnvoll, wie von der EU gefordert, künftig Nähwertangaben auf das Etikett zu schreiben. Das würde vielen Verbrauchern bei der Kaufentscheidung helfen. Sollte es darüber hinaus Pflicht werden, dass Weinbehandlungsmittel auf dem Etikett aufgelistet werden müssen, dann ist sich Monika Christmann sicher, dass diese nach und nach aus der Kellerwirtschaft verschwinden oder durch physikalische Verfahren ersetzt würden.
Zudem würden sich Kunden speziell Produkte mit geringem Alkoholwert von sechs bis sieben Volumenprozent wünschen. Solche Produkte sind laut Weingesetz jedoch gar nicht zugelassen. Hier müssten entsprechend Änderungen beschlossen werden.

Der große Rundumschlag

Den großen weinbaupolitischen Rundumschlag führte Weinbaupräsident Klaus Schneider in seinem "Bericht zur Lage" aus. Aufgrund steigender Risiken wie Hagel, Starkregen oder Frost sprach sich Schneider in seiner Rede für eine staatlich geförderte Mehrgefahrenversicherung aus.


Neben den zuvor genannten abiotischen Schäden hat der Weinbau – auch aufgrund des Klimawandels – mit immer neuen Krankheiten und Schädlingen zu kämpfen. "Das passt nicht zu den stärkeren Restriktionen bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln", so Schneider. Die Entscheidung für oder gegen eine Zulassung dürfe nicht auf populistischer Ebene – wie zuletzt beim Wirkstoff Glyphosat – getroffen werden.


Mit Blick auf die EU-Alkoholpolitik wünschte sich der Präsident einen verantwortungsvolleren Umgang mit dem Thema. Er beklagte, dass keine Unterschiede zwischen verschiedenen Alkoholika vom Wein bis hin zu Spirituosen gemacht würden. Vielmehr würden auf breiter Ebene Alkoholverbote gefordert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt die Diskussion mittlerweile innerhalb der Kategorie "Nicht übertragbare Krankheiten". "Ich hätte nie gedacht, dass wir jemals in solch eine Kategorie eingestuft würde", äußerte sich Schneider irritiert. Er forderte die Bundesregierung dazu auf, sich national und international für Prävention einzusetzen, um generellen Alkoholverboten zuvorzukommen.


Bezüglich der Nährwertangaben auf dem Weinetikett mahnte Schneider weiteren Diskussionsbedarf an. Es müsse klar zwischen technischen Hilfs- und Zusatzstoffen unterschieden werden. Erstere sollten von der Deklarationspflicht ausgenommen werden. Zudem schlug er vor, die entsprechende Zutatenliste mittels QR-Code auf die Flasche zu bringen. Er zweifelte jedoch an, ob die EU für einen derart modernen Vorschlag schon bereit sei.


Es gab aber auch Positives aus Brüssel zu vermelden. Das derzeitige zweistufige Genehmigungssystem bei Änderungen zum Beispiel bezüglich der Anreicherung fällt künftig weg. Rund 90 Prozent aller Änderungen dürfen künftig auf nationaler Ebene entschieden werden. "Dafür müssen jetzt aber die Voraussetzungen geschaffen werden. Denn derzeit ist alles auf das zweistufige System ausgelegt", so Schneider. Nun müsste ein nationaler Rahmen geschaffen werden, innerhalb dessen die einzelnen Anbaugebiete eigene Grenzen festsetzen dürften.

Ein verständliches Qualitätssystem muss her

Das Hauptanliegen des DWV ist derzeit jedoch ein neues, einfaches und verständliches Qualitätssystem, bei dem die Herkunft im Vordergrund steht. Motto: Je keiner die Herkunft, umso größer das Qualitätsversprechen. Dafür wird ein geändertes Weingesetz benötigt.
Nun müsste ein Bewusstsein bei den Winzern für die nötigen Änderungen geschaffen werden. Es müsse ein gemeinsamer Rahmen geschaffen werden. "Sonst droht ein Flickenteppich", warnte Schneider. Innerhalb dieses gemeinsamen Rahmens könnten die jeweiligen Schutzgemeinschaften der Anbaugebiete dann individuelle Herkunftsprofile entwickeln. Zudem "muss schon jetzt das Marketing auf die Herkunft ausgerichtet werden, um den Kunden langsam an das neue System heranzuführen", forderte der Deutsche Weinbaupräsident.


Abschließend rief Schneider zu Geschlossenheit auf: "Auch wenn es Meinungsverschiedenheiten in der Weinbranche gibt, müssen alle konstruktiv miteinander arbeiten." Die Branche solle sich nicht "am rüden Ton der großen Politik orientieren", so Schneider weiter. "Nur in der guten Zusammenarbeit innerhalb der Branche liegt die Stärke, die benötigt wird, um Themen in der Politik zu platzieren und durchzusetzen", ist er sich mit Blick auf die bevorstehenden Herausforderungen sicher.

Weinbau 4.0

Im Rahmen der Mitgliederversammlung des DWV haben Prof. Dr. Hans-Peter Schwarz von der Hochschule Geisenheim, Prof. Dr. Maren Scharfenberger-Schmeer vom DLR Rheinpfalz und Dr. Hermann Kolesch von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau Lust auf das Thema Digitalisierung gemacht. Der Grund: Alle drei sind an der Organisation des Internationalen Weinbaukongresses vom 4. bis 6. November in Stuttgart beteiligt. Sie widmen sich zusammen mit nationalen und internationalen Gästen am Kongress-Montag dem Thema: „Weinbau 4.0 – Digitalisierung in der Prozesskette“. Im Gespräch mit DWV-Generalsekretär Dr. Rudolf Nickenig machten die drei deutlich, dass gerade im Weinbau von der Weinbautechnik über den Keller bis hin zur Vermarktung in Sachen Digitalisierung noch viel Luft nach oben sei. Der Kongress soll Möglichkeiten zeigen, wie sich das zukünftig ändern lässt.

Weitere Infos zu diesem und weiteren Kongressthemen sowie Karten zum Frühbucherpreis (noch bis zum 31. August 2018) gibts unter www.dwv-kongress.de.  

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