Landtagswahl 2018
Das bieten die Parteien
Am 14. Oktober 2018 wählt Bayern einen neuen Landtag. Wir haben für Sie bei sieben Parteien aus Bayern nachgefragt, wie sie zum Weinbau stehen. Hier die Antworten:
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Wie möchte Ihre Partei den Weinbau in Bayern stärken?
Thorsten Schwab, CSU
Wir fördern in Bayern den Weinanbau in Steillagen, um diese Anbauflächen dauerhaft bewirtschaften zu können und um unsere Kulturlandschaft zu erhalten. Außerdem gibt es Förderprogramme für Bewässerungsanlagen, damit die Winzer in den zunehmend längeren Trockenperioden gerüstet sind. Außerdem hat der Freistaat Bayern die Vinothek in München geschaffen, um den fränkischen Wein auch in der Landeshauptstadt zu repräsentieren und zu vermarkten. Diese Maßnahmen werden in Zukunft fortgeführt und intensiviert, um unsere Winzer dauerhaft zu unterstützen.
Ludwig Hartmann, Bündnis 90/Die Grünen
Der Weinbau in Franken ist für Bayern kulturell und agrarökonomisch von herausragender Bedeutung. Er ist darüber hinaus landschaftsprägend, brauchtumsstiftend und damit auch ein wichtiger touristischer und gesellschaftlicher Faktor. Die Zukunft des Weinbaus in Franken liegt uns Grünen deshalb sehr am Herzen. Sie wird sich unter anderem in der Frage entscheiden, wie die Winzerinnen und Winzer sich auf die veränderten Anbaubedingungen aufgrund der zunehmenden Erdüberhitzung einstellen. Extreme Wetterlagen werden deutlich häufiger. Neue Schadorganismen treten auf. An Bayerns Hochschulen brauchen wir deshalb mehr Forschung zur Klimaanpassung, um den Weinbaubetrieben Möglichkeiten zum Frostschutz, zur intelligenten Bewässerung oder zu pilzresistenten Sorten zu vermitteln. Finanzielle Förderungen können wir uns vorstellen für neue Technologien wie zum Beispiel Drohnen für den Pflanzenschutz im Steilhang und in Terrassenweinbergen oder neue Geräte für die Unterstockbearbeitung im Steilhang. Und ganz klar: Wir werben für die Ausweitung des Bioweinbaus, der den Klimaveränderungen langfristig am robustesten begegnen kann und mit mehr Blühstreifen und Dauerbegrünung auch gut ist für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt im schönen Fränkischen.
Hubert Aiwanger, Freie Wähler
Wir sind der festen Überzeugung, dass den Winzern von Seiten der Behörden, wie der Unteren Naturschutzbehörde, keine unnötigen Steine in den Weg gelegt werden sollten. Das Bauen von Auffangbecken, welche letztendlich auch der Natur nützen würden, sollten unserer Meinung nach schneller und problemloser bewilligt werden (beispielsweise zur Frostberegnung, bzw. in Zeiten der Hitzewellen auch als reguläre Beregnung). Ebenso sollten neue Flächen einfacher zu genehmigen sein, da Winzer, wenn sie Grünland umbrechen, immer Ersatzflächen schaffen müssen. Die Winzer leben mit und von der Natur! Ein weiterer Punkt ist die Abschaffung der 90-hl/ha-Grenze. Nach einem Mastjahr folgen meist schlechtere Erntejahre, da sich die Natur hier selbst regeneriert. Davon abgesehen ist jeder Winzer gewillt, qualitativ hochwertige Weine zu verkaufen. Viele Spitzenwinzer in Deutschland praktizieren freiwillige Ertragsbegrenzungen auf bis zu unter 50 hl/ha, um die Qualität ihrer Weine zu individualisieren und um international konkurrenzfähig bleiben zu können. Wir sehen eine freiwillige Begrenzung der Ertragshöhne durch die Winzer als sinnvoll an.
Ates Gürpinar, Die Linke
Dem Kulturgut Wein und der Kulturlandschaft kommt insbesondere in Franken eine hohe wirtschaftliche wie touristische Bedeutung zu. Der Weinbau sollte durch den Schutz der gewachsenen Strukturen gewährleistet werden. Die rein profitorientierte Massenproduktion steht der Qualität des Weines entgegen. Wir möchten den ökologischen Weinanbau fördern. Eine große Aufgabe wird dabei der Trockenstress sein, um den Weinbau auch in Zukunft zu erhalten. Eine ökologisch sinnvolle Bewässerung in Steillagen ist notwendig, um Erosionen vorzubeugen und die Biodiversität zu berücksichtigen. Wir unterstützten die beschlossene Weinbau-Novelle, hatten uns aber für eine Zuwachsmöglichkeit von 0,5 Prozent statt der beschlossenen Regelung von 0,3 Prozent eingesetzt.
Bernd Schuhmann, AfD
Durch Erhaltung und Ausbau der LWG Veitshöchheim und der Beratung für Kellereiwirtschaft/Bezirk Unterfranken die Position des Weinbaus in Bayern sichern. Intensiver Dialog zwischen Forschung, Beratung und Produktion insbesondere in der Fragestellung der Klimaänderung und der Bewässerungstechnik. Auch die Anpassung des Sortenspiegels muss mittelfristig angedacht werden.
Natascha Kohnen, SPD
Der Weinbau wird ein Schwerpunkt für den nächsten bayerischen Landtag! Denn neben der stärkeren Förderung derVermarktung des Frankenweins brauchen wir ein finanziell gut ausgestattetes Sonderprogramm Bewässerung im fränkischen Weinbau. Die konkret spürbaren Folgen des Klimawandels machen ein nachhaltiges Bewässerungskonzept zwingend notwendig, um den Weinbau in der gleichen Qualität wie bisher zu ermöglichen. Bereits jetzt gibt es zwar einige Pilotprojekte, die wir in Zukunft verstärkt fördern möchten, es geht jetzt aber um die Finanzierung der Regelförderung für die Steillagen im Weinbau, um den Ausbau von Wasserspeichersystemen, Tröpfchenbewässerungen und moderne Steuermechanismen zu realisieren. Das Verbot, im Rahmen von Flurbereinigungen Bewässerungsprojekte zu fördern, muss fallen. Die Bedeutung des Weinbaus ist enorm, neben der Produktion von Spitzen-Weinen stellt die einzigartige fränkische Kulturlandschaft ein Garant für die Wertschöpfung im ländlichen Raum dar. Der Weintourismus in Franken generiert mittlerweile über drei Milliarden Euro Wertschöpfung pro Jahr. Die notwendigen staatlichen Finanzmittel für die Bewässerung sollten deswegen als Investitionen in die Entwicklung der Region angesehen werden.
Martin Hagen, FDP
Wir arbeiten für Rahmenbedingungen, in denen landwirtschaftliche Unternehmerinnen und Unternehmer selbstbestimmt und sachkundig ihrer Arbeit nachgehen können. Dazu braucht es mehr Flexibilität und weniger Bürokratie bei der Beschäftigung von Saisonkräften, weniger Hürden durch Baurecht und überzogenen Landschaftsschutz bei innovativen Vermarktungsansätzen im Außenbereich und mehr Sachlichkeit beim Thema Pflanzenschutz. Zudem setzen wir uns für bessere Möglichkeiten zur eigenverantwortlichen Vorsorge gegen die zunehmenden Witterungsrisiken der „Werkbank unter freiem Himmel“ ein. Neben einer Ausweitung der Versicherungssteuerbefreiung von Mehrgefahrenversicherungen auf das Kumulrisiko Dürre befürworten wir eine steuerbefreite Risikoausgleichsrücklage.
Wie steht Ihre Partei zur Liberalisierung der europäischen Anbaupolitik?
Thorsten Schwab, CSU
Die Liberalisierung der Weinbranche überträgt mehr Verantwortung auf den Winzer und erhöht seinen Gestaltungsspielraum. Dies führt jedoch auch dazu, dass der Winzer noch unternehmerischer denken und handeln muss. Hohe Weinpreise und ein guter Absatz sind nur durch eine klare Profilierung und Imagebildung von Regionen und Winzern zu erreichen, unabhängig davon, wie groß ein Gebiet ist. Der Staat kann hierbei nur unterstützend aber nicht regulierend mithelfen .
Ludwig Hartmann, Bündnis 90/Die Grünen
Für mich stehen beim Weinbau hierzulande der Schutz des klassischen, landschaftsprägenden Anbaus in Steillagen und auf Terrassen im Vordergrund. Durch die Liberalisierung der europäischen Anbaupolitik mit der Vergabe von mehr Pflanzrechten kommen diese Lagen zwangsläufig immer mehr unter Druck zugunsten von bislang anderweitig genutzten Ackerflächen. Wir halten deshalb eine gezielte Stärkung der Steillagen und Terrassen in Bayern für nötig und setzen uns für eine entsprechende Förderung ein.
Hubert Aiwanger, Freie Wähler
Wir sprechen uns gegen eine Liberalisierung der europäischen Anbaupolitik aus. Wir sind der Meinung, dass sich zu viel produzierte Weinmenge negativ auf den Preis auswirkt. Unsere bayerischen Winzer limitieren schon lange die Erträge pro Hektar aufgrund der hohen Importmengen von Wein aus dem europäischen Ausland!
Ates Gürpinar, Die Linke
Einer Liberalisierung der europäischen Anbaupolitik stehen wir sehr kritisch gegenüber. Mensch und Natur stehen vor einer Gewinnmaximierung, deshalb brauchen wir gute Arbeitsbedingungen und faire Löhne im Weinsektor. Und wir brauchen Anbaumethoden, die die Natur schonen und Artenvielfalt erhalten und fördern. Wir sind für eine restriktive Vergabe von Pflanzrechten und damit einhergehend eine Begrenzung der Anbaufläche, da so stabilisierend auf die Preisentwicklung eingewirkt werden kann .
Bernd Schuhmann, AfD
Pflanzrechte sind essenziell wichtig zur Mengenregulierung im europäischen Weinmarkt. Ohne Pflanzrechte fallen innerhalb der EU diese regulierenden Maßnahmen weg. Die zu vermarkende Menge wächst ins Uferlose. Überangebot führt zuerst innerhalb der Region, später auch Regionen übergreifend zu Preisverfall, besonders arbeitsintensive Weinbaugebiete, wie Franken und Württemberg würden darunter leiden. Die Gleichstellung von Steillagen und Normallagen innerhalb des EU-Rechts führt zu weiteren Ungleichgewichten.
Natascha Kohnen, SPD
Der Erhalt der Steillagen als Grundlage insbesondere des fränkischen Weinanbaus und der fränkischen Kulturlandschaft sind uns wichtig. Daher setzen wir uns dafür ein, dass die Ausweitung der Rebflächen in Deutschland so gering wie möglich gehalten wird, damit die Steillagen erhalten bleiben. Etablierte Weinregionen sollen durch eine Liberalisierung der Anbaupolitik nicht benachteiligt werden oder in einen Konkurrenzkampf mit qualitativ schlechterem Wein geraten und ihre hohe Qualität bewahren.
Martin Hagen, FDP
Ganz gleich ob bei der Milchquote, der Zuckermarktordnung oder bei der schrittweisen Öffnung der Pflanzrechte für Weinreben – wir begrüßen grundsätzlich den Abschied der Gemeinsamen Agrarpolitik von planwirtschaftlichen Mengenregulierungen. Wir glauben an den Weinbauern als Unternehmer und lehnen direkte staatliche Markteingriffe aufgrund ihrer marktverzerrenden Wirkung grundsätzlich ab. Dabei übersehen wir nicht, dass diese Öffnung gerade für den Steillagenweinbau eine Herausforderung darstellt. Der Freistaat sollte daher weiterhin die Erhaltung der ökologisch wie touristisch wichtigen Trockenmauern wie auch hangneigungsabhängig die Bewirtschaftung fördern. Auch bei Mechanisierung und der Einführung digitaler Präzisionstechnik, wie etwa Drohnen und Robotik beim Pflanzenschutz, sollte der Freistaat Hilfestellung leisten. Wir sind jedoch auch überzeugt, dass die Steillagen wegen des einzigartigen Mikroklimas und der Nähe zum Weintourismus nicht nur Erschwernisse, sondern auch echte Chancen für eine Vermarktung im Premiumsegment bieten. Dabei könnten beispielsweise auch neue europarechtlich geschützte Ursprungsbezeichnungen für Steillagenweine eine Rolle spielen.
Was verbinden Sie mit dem Slogan "Franken-Silvaner Heimat seit 1659"?
Thorsten Schwab, CSU
An das Jahr 1659 habe ich leider keine Erinnerungen, aber Spaß beiseite. Auch wenn in den letzten Jahrzehnten neue Sorten in Franken dazugekommen sind, ist und bleibt der Silvaner der typische Frankenwein!
Ludwig Hartmann, Bündnis 90/Die Grünen
Franken ist Silvaner-Land – als Oberbayer habe ich das nicht zuletzt bei den bekannten Fastnachtssitzungen in der Weinbaugemeinde Veitshöchheim erfahren und genossen. Die Rückbesinnung auf die ersten Silvanerrebstöcke in Castell am Rand des Steigerwalds, die den Siegeszug dieser Rebsorte in Franken begründet haben, ist authentisch und nachvollziehbar. Ich halte das für ein richtig gutes Vermarktungskonzept, mit dem Authentizität, Enthusiasmus und Traditionsbewusstsein transportiert wird und das sich prima ergänzt mit der anderen fränkischen Besonderheit, dem Bocksbeutel. Und persönlich finde ich, dass wir wegen dieser Jahrhunderte alten Tradition von Bayern nicht nur als Milchland, sondern auch als Weinland sprechen sollten.
Hubert Aiwanger, Freie Wähler
Der Silvaner – seit über 350 Jahren ist er das bestehende Fundament des fränkischen Weinbaus. Er ist der typische Franke und der Werbeslogan "Franken – Silvaner Heimat seit 1659“ ist unter Winzern selbstverständlich bekannt und hoch angesehen. Im Vergleich zu anderen Weinsorten ist der Silvaner aber der breiten Masse heute leider eher weniger bekannt. Aus Sicht der Freien Wähler könnte hier durchaus mehr Marketing betrieben werden.
Ates Gürpinar, Die Linke
Ich stieß bei der Recherche auf die schöne Idee der Entwicklung des Slogans. Für mich ist der Silvaner der Inbegriff des Frankenweins, er repräsentiert die fränkische Kultur, Tradition und Passion der fränkischen Winzer. Eine Markenoffensive mit einem Theaterstück zu realisieren ist mutig. Ich selbst habe viele Jahre als Schauspieler Bühnenerfahrung gesammelt und finde das darstellende Spiel als Kommunikations- und Lernort oftmals unterschätzt. Dass es auch anders geht, haben Sie mit dieser gelungenen und innovativen PR-Offensive unter Beweis gestellt.
Bernd Schuhmann, AfD
Mit der Jahreszahl verbinde ich die Einführung des Silvaners in Franken. Der Beginn einer einzigartigen Erfolgsgeschichte. Der Silvaner hat in Franken Kultstatus. Auf der einen Seite das uns allen wohlschmeckende Silvaner-Schorle „mit wenig Wasser“, auf der anderen Seite, der Silvaner als großes Gewächs, als stoffig, komplexer Spitzenwein, durch Ertragsreduzierung, selektive Lese und auch durch die Erhaltung von Weinbergen mit 40 bis 50 Jahr alten Reben.
Natascha Kohnen, SPD
Der Silvaner hat sich in über 350 Jahren zur festen Größe des fränkischen Weinbaus entwickelt. Er steht aber nicht nur für die vielfältige Geschichte Frankens, sondern ist zugleich der Grund für die aussichtsreiche Zukunft des Frankenweins. Der Silvaner hat sich Dank der unermüdlichen Arbeit und dem großen Ideenreichtum der fränkischen Winzerinnen und Winzer als ein beliebter Spitzenwein etabliert und sich als Markenzeichen Frankens bewährt. Die nächsten 350 Jahre sind dem Silvaner auf jeden Fall sicher!
Martin Hagen, FDP
Die Stärke Bayerns resultiert aus der Verschiedenheit seiner Regionen und deren jeweiligen Stärken. Eine zukunftsgerichtete Politik muss beim Profil jeder Region ansetzen und passgenau Maßnahmen entwickeln, die entsprechende Innovationen auf diesen Feldern anregen. Mit dem Slogan geht der Fränkische Weinbau einen wichtigen Schritt in Richtung zukunftsfähiger Markenbildung. Sowohl das klare Bekenntnis zur regionaltypischen Rebsorte als auch der Bocksbeutel als einzigartiges Alleinstellungsmerkmal bei der Vermarktung können der Weinbauregion in Verbindung mit einem cleveren Marketing neue Chancen ermöglichen.
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