Die höchste Trollinger/Vernatsch-Probe der Welt
Die besten Württemberger Trollinger und Südtiroler Vernatsch beim Gipfeltreffen. Das haben der Heilbronner Weingärtner Martin Heinrich und der Journalist Gerhard Schwinghammer zum vierten Mal nach 2006, 2009 und 2015 organisiert - auf der in 2320 Metern Höhe gelegenen Heilbronner Hütte.
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Der grenzüberschreitende „Trollnatsch“-Vergleich hat Gründe: Die Alte Heilbronner Hütte stand seit 1920 bis 1924 in Südtirol. Auf der 1928 eingeweihten Neuen Heilbronner Hütte im österreichischen Montafon gibt es seit 1996 Heilbronner Wein. Denn schließlich sind Trollinger und Vernatsch Brüder und die Hauptrebsorten beider Anbaugebiete.
Wie haben sich beide Sorten entwickelt?
Was ist in den letzten Jahren mit den „Vesperweinen“, die Existenzgrundlage vieler Betriebe in beiden Anbaugebieten, qualitiv passiert? Das ist das Motiv dieses Gipfeltreffens, an dem Wengerter, Touristiker, Fach-Journalisten und Weintrinker teilnehmen. Grundlage sind der von den Württemberger Weingütern ausgerichtete inzwischen 20. Trollinger-Wettbewerb in Württemberg und der 15. Südtiroler Vernatsch-Cup. Dabei ging es nicht um Sieger bei der 18-stöckigen Vergleichsprobe.
Schnelle Erkenntnis: Es gibt keinen Einheitswein mehr bei diesen Sorten. Die Individualisten machen sich in verschiedenen Ausprägungen breit. Weg vom Einheitsbrei, ist ein Motto. Deshalb gibt es seit Mitte der 1990er-Jahre Aktivitäten zur Qualitäts- und Imagesteigerung der oft unterschätzten Sorten – vom Trollinger-Wettbewerb und Vernatsch-Cup über Profilvorgaben der Weinbauschule in Weinsberg, Projektgruppen wie die Trollinger-Evas, Aktionen wie Trollinger 2.0 bis zum touristisch motivierten Heilbronner Trollinger-Marathon. Die Südtiroler sind da, das war wieder einmal eine Erkenntnis, bei der gebündelten Vermarktung von Wein und Tourismus den Württembergern voraus.
Andreas Braun, Leiter der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg, sieht einen Zusammenhang zwischen der Wertschätzung des Trollingers und dem Image von Württemberg: „Derzeit können wir nur voller Neid nach Südtirol blicken.“ Martin Heinrich und Wein-Journalist Kilian Krauth aus Württemberg wissen: Vernatsch und Trollinger sind „Weine mit Heimat“ und untrennbar verbunden mit wunderbaren Landschaften und geerdeten Menschen.
Wieder "in"
Beide erleben eine Renaissance. Andi Moser von der Kellerei Kaltern begründet das auch mit der Ertragsreduzierung und der Orientierung auf Top-Lagen. Es sei in Württemberg lange versäumt worden, im Blick auf die nachwachsende Generation mit höheren Ansprüchen „an der Qualitätsschraube“ zu drehen, erklärt Martin Heinrich.
Bei zehn, zwölf Grad könnten auch junge Leute den Trollinger „cool“ finden, weil er zum modernen Lebensgefühl passe. Der Fachjournalist Hansjörg Jung war die Frage auf, ob die Gruppe der ambitionierten Individualisten nicht so unterschiedliche Trollinger hervorbringe, die einer Profilierung entgegen stehen.
Als „Alleinstellungsmerkmale, die wir nicht zerreden, sondern nutzen sollten in einer Zeit, in der regionale Produkte wieder in sind“, bezeichnete Gerhard Schwinghammer, früher beim Weinbauverband Württemberg tätig, die beiden Sorten: „Es sind zwei Brüder, die dies- und jenseits der Alpen Teil der Lebenskultur sind.“
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