Blüte abgeschlossen
In vielen Lagen ist die Blüte bei guten Bedingungen abgeschlossen und die Beerchen ziehen bereits an. In etwas späteren Lagen werden die aktuell sommerlichen Temperaturen die Blüte zügig beenden lassen.
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In den allermeisten Flächen dürfte es jetzt für eine Behandlung mit Wachstumsregulatoren zu spät sein.
Durch Chlorose gelbgefärbte Triebspitzen sind an einigen Standorten festzustellen. Vor allem an stark betroffenen Stöcken zeigt sich hier auch eine Verzögerung der Rebblüte. Allerdings ist kurzfristig hier keine Abhilfe zu schaffen. Leichte Chlorose verliert sich häufig wieder.
Der Peronosporadruck ist trotz wechselhaftem Wetter und dank gut terminierter Behandlungen immer noch überwiegend im unkritischen Bereich. Starke Gewitter mit hohem Infektionsrisiko sind ausgeblieben. Die Niederschläge sind moderat, als ruhiger Landregen nieder gegangen. Bei ungeschütztem Zuwachs und vorhandenen sporulierten Ölflecken in der Anlage kann dies nur lokal zu Infektionen geführt haben. Die weiteren Aussichten zeigen einen weiterhin wechselhaften Wetterverlauf. Die starke Erwärmung erhöht in den nächsten Tagen das Gewitterrisiko. Zu Fronleichnam und am Wochenende sind Niederschläge gemeldet in Verbindung mit einem Temperaturrückgang.
Die Bedingungen für den Echten Mehltau sind optimal und die Beerchen sind noch in einer sehr anfälligen Phase. Erster Mehltaubefall in Lemberger, Trollinger und Kerner wurde gemeldet. Besonders in der Nähe von bekannten Befallsweinbergen und dort wo bereits Zeigertriebe gefunden wurden, sollten Anlagen in der nächsten Zeit intensiv kontrolliert werden. Bei weiterhin freundlichen und warmen Bedingungen ist mit einer starken Vergrößerung der Beerenoberfläche und dadurch „Aufreißen“ des Spritzbelages zu rechen. Die Reben befinden sich immer noch im sog. „Mehltaufentser“ und die Spritzabstände sollten 10 Tage nicht überschreiten.
Frühzeitiges Entblättern der Traubenzone nach der Blüte mindert das Risiko von Schäden durch Sonnenbrand und ermöglicht eine Verbesserung der Applikationsqualität beim Pflanzenschutz, sowie eine bessere Durchlüftung der Traubenzone zur Fäulnisvermeidung. Hier kann bei roten Sorten stärker eingegriffen werden als bei weißen Rebsorten. Vor allem weiße Sorten nur einseitig, auf der zur Sonne abgewandten Seite, entblättern. Beim Trollinger kann zu einem frühen Zeitpunkt kurz nach der Blüte noch stärker eingegriffen werden, da die Anfälligkeit für Sonnenbrand zu einem späteren Zeitpunkt stattfindet und die Traubenzone bis dahin durch Geiztriebbildung wieder etwas beschattet wird.
In wüchsigen Anlagen kann nach der Blüte mit dem ersten Laubschnitt begonnen werden. Ein zu früher Laubschnitt fördert allerdings das Dickenwachstum der Beeren und kann in kompakten Sorten später die Fäulnis begünstigen. Der optimale Zeitpunkt für das Einkürzen ist dann, wenn die Triebe noch aufrecht stehen, aber schon ein Umbiegen absehbar ist.
Peronospora
Gegen Peronospora wird bei Behandlungen vor Regen ein möglichst raubmilbenschonendes Kontaktfungizid (z.B. Folpan oder Delan WG) empfohlen. Aufgrund der guten Wachstumsbedingungen und anhaltend wechselhaften Wetterbedingungen kann bis zum Stadium Erbsengröße ein phosphonathaltiges Produkt wie z.B. Veriphos (in Verbindung mit einem Kontaktfungizides), Delan Pro oder Profiler (max. 1-maliger Einsatz bis Schrotkorngröße, nicht mit Luna experience mischen!) eingesetzt werden. Kurative Produkte machen Sinn, wenn die letzte Spritzung länger als 8 Tage zurückliegt und jetzt unmittelbar nach den Niederschlägen im Abstand von 1 bis max. 2 Tagen behandelt wird.
Oidium
Das Mehltaufenster ist zurzeit immer noch geöffnet und die Beerchen sind bis Erbsengröße hochanfällig. Da der diesjährige Befallsverlauf noch nicht abgeschätzt werden kann, wird empfohlen in empfindlichen Sorten und gefährdete Lagen auf gute Applikationsqualität wert zu legen. Dies wird durch Befahren jeder Gasse erreicht. Wer dies aus Zeitgründen nicht durchführen kann, sollte mindestens die Fahrgeschwindigkeit anpassen. Dies ist vor allem in dichten, noch nicht entblätterten Anlagen, v.a. bei anfälligen Sorten (insbesondere Trollinger) zu empfehlen. Es wird empfohlen, einmalig in die abgehende Blüte eines der Mittel aus der „L“-Gruppe (Luna Experience, Luna Max oder Sercadis) zu verwenden. Wer dies bereits bei der letzten Behandlung verwendet hat, muss jetzt zwingend einen Wechsel auf Vivando („K“), Dynali („R/G“) oder Talendo („J“) vornehmen. Wichtig für einen langfristigen Erhalt der Wirkung der Mittel ist der konsequente Mittelwechsel. Nur durch konsequenten Wechsel der Mittelgruppen (siehe Buchstabeneinteilung) kann der Aufbau von Resistenzen vermieden und auf einen ausreichenden Bekämpfungserfolg gehofft werden. Auch Collis und das Botrytismittel Cantus tragen den Resistenzbuchstaben „L“! Sollte in den nächsten Wochen sichtbarer Befall auftreten, darf niemals eines dieser Mittel aus der „L“-Gruppe als „Feuerwehrmaßnahme“ eingesetzt werden. Dies fördert im extremen Maß die Resistenzbildung und schadet einer langfristig erfolgreichen Mehltaubekämpfungsstrategie. Im Bedarfsfall können andere Stoppmaßnahmen versucht
werden.
Chlorose/Virus
Bei Bedarf kann nach der Blüte bei anstehenden Behandlungen der Einsatz von eisenchelathaltigen Blattdünger Abhilfe schaffen. Bezüglich der Mischbarkeit evt. auch mit anderen Blattdüngern sind grundsätzlich die Anwendungshinweise auf den Packungen zu beachten. Auch über die Tropfbewässerung kann durch einen Zusatz (z.B. 20g/Stock Folicin DP bei 10-20L Wasser/Stock) in stark betroffenen Flächen eine Verbesserung der Symptome erreicht werden. Dieses Verfahren ist allerdings sehr kostenintensiv und sollte nur bei starker Kosten/ Nutzen-Abwägung in Betracht gezogen werden. Ebenfalls von weitem sind Stöcke mit Virusbefall durch leuchtend gelbe Blätter, oft in Verbindung mit Schwachwuchs, zu sehen. Während sich Chlorose zuerst an der Triebspitze bemerkbar macht zeigen sich Symptome für Virusbefall verstärkt an älteren Blättern.
Wachstumsregulatoren/ Traubenauflockerung
Für die Anwendung von Wachstumsregulatoren zur Auflockerung des Stielgerüstes ist es in den meisten Flächen jetzt zu spät. Alternativ kann in Premiumanlagen auch die Methode der Traubenhalbierung, nach der Blüte bis zum Weichwerden, zur Auflockerung angewendet werden. Eine weitere Möglichkeit um die Kompaktheit der Trauben zu reduzieren ist das „Ausblasen“ mit speziellen „Druckluftgeräten“, das ab dem Stadium „Schrotkorngröße“, also in den nächsten Tagen in den frühen Lagen, möglich ist. Für einen guten Erfolg sollten die Blühanlagen bereits abgereift, also verbräunt sein. Druckbereiche von 0,4 bis 0,6 bar sind für schonende Arbeitsweise geeignet. Sollen bei kompakten Sorten einzelne Beerchen herausgeschossen werden oder gezielt verletzt werden („Hageln“) liegt der Druckbereich höher bei ca. 0,8 bis 1,0 bar. Hier sind jedoch Erfahrungswerte der unterschiedlichen Sorten und örtlichen Gegebenheiten zu berücksichtigen.
Sonstiges und Mittelmenge
- Flächenkontrollen laufen! Aus aktuellem Anlass wird nochmal darauf hingewiesen, dass Rechnungen im Rahmen des UuU-Antrages erst eingereicht werden sollten, wenn die Maßnahmen abgeschlossen sind. Dies betrifft hauptsächlich die Tropfbewässerung. Sind Rechnungen bereits ans Landwirtschaftsamt geschickt worden, aber noch nicht installiert, sollte das umgehend erledigt werden. Ebenso gilt das für die Erstellung des Drahtrahmens. Ob eine Verpflichtung zur Erstellung vorliegt, kann auf dem Infoschreiben (vom März/April 2019) nachgelesen werden. Spätestens bis zum 15.07.2019 müssen die Rechnungen beim zuständigen Landwirtschaftsamt vorliegen.
- Wegen des Fluges der Windenglasflügelzikade (Überträger der Schwarzholzkrankheit) sollten Brennesselbüsche in oder in der Nähe von Weinbergen ab sofort bis Ende Juli nicht mehr abgemäht oder gemulcht werden, damit die Überträgerzikaden nicht gezwungen werden auf die Reben zu fliegen.
- Da der Flugbeginn der zweiten Generation des Traubenwicklers bevorsteht sollten in den Fallen die Köder und die Leimböden gewechselt und die Fallenkontrolle wieder aufgenommen werden.
- Bei der Anwendung von glyphosathaltigen Herbiziden müssen die Stockaustriebe rechtzeig 2-3 Tage zuvor entfernt sein. Die Anwendung von Herbiziden außerhalb von Rebflächen, vor allem auf befestigten Flächen, Wegrändern und Böschungen ist nicht erlaubt!
- Für Tafeltrauben gelten eigene Zulassungen! Bitte beachten Sie deshalb unbedingt, dass neben Tafeltrauben auch Keltertrauben, die als Eßtrauben vermarktet werden sollen (z.B. Hofladen, Wochenmarkt, Lebensmittelhandel) nur verkehrsfähig sind, wenn sie mit zugelassenen Produkten behandelt wurden. Eine Liste der Mittel, die für Tafeltrauben erlaubt sind, finden Sie auch auf der Internetseite des Landwirtschaftsamtes. Es ist damit zu rechnen, dass Proben durch die Lebensmittelüberwachungsbehörden genommen werden.
- Zur Berechnung der Mittelmenge ist bei anstehenden Behandlungen der 3,5- fache Basisaufwand anzuwenden. Bitte beachten sie vor allem im Nachblütebereich die jeweiligen Mittelaufwandmengen auf der Gebrauchsanweisung. Nicht alle Mittel erfahren eine konstante Steigerung der Basisaufwandmenge.
- Veranstaltungshinweis: Natur und Wein rund um Brackenheim am 22. bis 24. Juni 2019: Gerne weisen wir auf die am kommenden Wochenende stattfindende Veranstaltung rund um Brackenheim, zwischen Mönchsbergsee und Burg Neipperg, hin. Weinprobierstände inmitten der Weinberge und örtliche Gastronomen mit regionalen Gaumenfreuden laden zur Rast ein.
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