Die Beerchen werden größer
Die Blüte ist in einer Zeitspanne von ungefähr zehn Tagen überwiegend gut verlaufen. Nur vereinzelt wird von „verrieselnden“ Trauben berichtet. Die Beerchen nehmen deutlich sichtbar an Größe zu, die Trauben gehen schon „in den Hang“ und die Bestände zeigen sich in einem guten Wuchszustand. In den meisten Weinbergen ist das Stadium Schrotkorngröße erreicht. In sehr frühen Lagen sind die Beerchen bereits fast so groß wie Erbsen. Im selben Stock gibt es aber auch oft noch Nachzügler.
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Aktuell ist die Bodenwasserversorgung, auch durch die überdurchschnittlichen Niederschläge im Mai, sehr gut. Im Juni haben lokale Gewitterzellen zu sehr unterschiedlich starken Regenmengen geführt. In der Summe liegen diese je nach Gebiet zwischen 40 und 100 Litern/m². Angesichts der aktuell tropischen Hitze und guter Wasserversorgung wachsen die Reben sehr stark.
Durch die gute Blüte und die wüchsigen Bedingungen sind kompakte Trauben vorprogrammiert, was alle durchgeführten und noch geplanten Maßnahmen zur Traubenlockerung rechtfertigt. Wer den zeitlichen Mehraufwand nicht scheut, kann aktuell durch „Melken“ oder Halbieren der Trauben (geht auch noch bis spätestens Reifebeginn) den Innendruck und damit die Fäulnisgefahr aus dem Traubeninneren herausnehmen.
Eine frühe Entblätterung der Traubenzone in den ersten zwei bis drei Wochen nach der Blüte hat sich bewährt. Trotz der aktuell extremen Hitze, sind in diesem frühen Stadium der Beerenentwicklung keine Hitzeschäden zu erwarten. Die größte Gefahr für Sonnenbrand besteht erst ab Mitte bis Ende Juli, wenn aus Schattentrauben plötzlich Sonnentrauben werden. Die Erfolge einer Traubenzonen-Entblätterung hinsichtlich Gesunderhaltung der Trauben, ganz besonders auch zur Vorbeugung gegen Kirschessigfliege, sind beeindruckend. Generell rote Sorten stärker, weiße Sorten etwas dezenter entblättern. Süd- und Westseite weniger stark, Nord- und Ostseite generell etwas mehr.
Das Umbrechen begrünter Gassen bringt ab dem jetzigen Zeitpunkt im Durchschnitt der Jahre mehr Nachteile als Vorteile. Es wird empfohlen, nur noch zu mulchen oder zu walzen. Ganz besonders auch unter dem Gesichtspunkt der überwiegend aktuell guten Wasserversorgung und der Unsicherheit der Wetterentwicklung in Richtung Herbst. Nasser Herbst und offener Boden bedeutet immer erhöhte Fäulnisgefahr!
Die Spritzabstände bewegen sich momentan wegen des starken Beerenwachstums bei circa zehn Tagen.
Pflanzenschutz
Peronopora:
Meldungen über Ölflecken halten sich noch in Grenzen. Angesichts der Regenereignisse zwischen Fronleichnam und dem darauffolgenden Wochenende wird erwartet, dass gegen Ende des Monats mehr Peronospora auftaucht – je nach Spritzrhythmus. Das wäre angesichts einiger kräftiger Niederschläge, langer Blattnässezeiten und dem starken Zuwachs nicht verwunderlich. Einen 100 %-igen Schutz wird es nie geben.
In der aktuellen Entwicklungsphase und bis zur Erbsengröße der Beeren sollte das Risiko weiterer Infektionen möglichst minimiert werden. Unter den gemeldeten trockenen Bedingungen sind Kontaktmittel ausreichend, wenn vor Niederschlägen behandelt wird. Sollte vor demPflanzenschutztermin kräftiger Regen fallen, muss mit einem tiefenwirksamen Mittel umgehend danach behandelt werden. Besonders gefährlich für eine weitere Ausbreitung sind gewittrige Niederschläge mit Windturbulenzen.
Die letztmalige Verwendung einer systemischen Komponente auf Basis der Phosphorigen Säure (Veriphos + Kontaktmittel oder Delan Pro) kann den Schutz vor Neuinfektionen am Zuwachs positiv beeinflussen. Viele Betriebe werden sich angesichts der positiven Gesamtentwicklung allerdings auf ein „Kontaktfungizid solo“ beschränken.
Oidium:
Der Infektionsdruck für Beerenbefall ist nach wie vor hoch bis sehr hoch. Die Beeren sind immer noch in einer sehr empfindlichen Phase. Vor allem die enorme Oberflächenvergrößerung der wachsenden Beerchen lässt den Spritzbelag aufreisen. Bei einer Verdopplung des Beerendurchmessers vervierfacht sich die Oberfläche der Beere. Es wird jetzt noch einmal der Einsatz eines Oidiummittels mit guter Dauerwirkung empfohlen (z. B. Dynali, Talendo,Vivando, Kusabi).
Wer bisher noch kein Produkt der Resistenzgruppe „L“ eingesetzt hatte (Luna Eperience, Luna Max oder Sercadis), kann dies jetzt noch nachholen. Bezüglich des Resistenzmanagements ist unbedingt auch zu beachten, dass das Botrytismittel Cantus zur gleichen Wirkstoffgruppe „L“ gehört wie Collis, Luna Experience, LunaMax und Sercadis. Präparate dieser Mittelgruppe niemals 2x hintereinander und insgesamt nicht mehr als maximal 2x pro Jahr einsetzen. Empfohlen wird ein 1-maliger Einsatz.
Botrytis:
Innerhalb der nächsten zwei Wochen ist mit dem Rebstadium Traubenschluss bei dichtbeerigen Sorten zu rechnen. Es gibt auch Lagen, in denen sich die Trauben bereits jetzt in den nächsten Tagen schließen. Für kompakte Traubensorten bietet es sich an, vor Traubenschluss ein Spezialbotrytismittel, wie z. B. Switch oder Teldor, einzusetzen. Bei dem Botrytismittel Cantus ist darauf zu achten, dass hier eine Resistenz-Verwandtschaft zu Oidiumpräparaten mit dem Buchstaben „L“ besteht (s. unter Oidium). Bei lockerbeerigen Sorten kann auf Spezialbotrytizide verzichtet werden.
Allgemeines
- Die Mittelmenge berechnet sich aktuell mit der 3,5 bid 4-fachen Basisaufwandmenge
- Die vorzugsweise mit Kupfermitteln stattfindende Abschlusspritzung sollte in der Woche vor dem zweiten Augustwochenende stattfinden. Daraus leitet sich die letzte organische Behandlung ab auf die Woche vor dem letzten Juliwochenende. Vorgaben der Absatzorganisationen sind zwingend zu beachten. Demnach stehen noch vier(bis fünf) Behandlungen bis zum Spritzabschluss an, sofern keine Sondermaßnahmen notwendig werden sollten
- Die Lebensmittelüberwachung kontrolliert auch Tafeltrauben. Bei Pflanzenschutzmaßnahmen muss penibel darauf geachtet werden, dass nur Mittel, die für Tafeltrauben zugelassen sind, eingesetzt werden
- Der Mottenflug des Sauerwurms hat begonnen. Wo vorhanden, sollten die Fallenköder gewechselt werden. Ein Behandlungstermin außerhalb von Verwirrflächen kann momentan noch nicht genannt werden.
- Junganlagen mit Wuchsproblemen sollten schnellstmöglich mit Pflanzrohren versehen werden, um das Wachstum anzuregen
- Herbizide: Falls eine zweite Herbizidbehandlung nötig werden sollte, ist dies rechtzeitig einzuplanen, bevor die Beikräuter ins Stockinnere hineinwuchern. Aktuell wachsen die wärme- und feuchtigkeitsliebenden Amarant-Bäumchen rasant. Bei systemisch wirkenden Mittel, dazu gehört auch der Wirkstoff Glyphosat, sind Stockaustriebe mindestens zwei Tage vorher zu entfernen. Unbedingt auch die Wartezeiten beachten. Katana z. B.hat 90 Tage Wartezeit und ist daher aktuell nicht mehr einsetzbar. Die Mittelpalette ist mittlerweile sehr übersichtlich. Gegen Winden konnte in der Vergangenheit mit Wuchstoff („U46“) ein guter Erfolg verzeichnet werden. Produkte mit dem Wirkstoff MCPA haben allerdings seit Ende 2018 ein Anwendungsverbot. Als einziger wirksamer Wirkstoff bleibt hier Glyphosat. Zum Abbrennen wirkt gegen Winden (kurzfristige Wirkung) auch Shark oder Quickdown. Die Indikation ist dabei allerdings begrenzt auf Stockaustriebe
- Sehr hohe Temperaturen beim Sprühen sind ungünstig. Zum einen ist die Antrocknungszeit stark verkürzt und damit auch eine mögliche Einlagerung ins Gewebe. Zum anderen entsteht bei feinem Sprühnebel durch Thermikein nicht zu unterschätzender Wirkstoffverlust. Deshalb, wo immer möglich, kühlere Morgen- oder Abendstunden nutzen. Der Srühnebel bei Injektordüsen ist grobtropfiger und damit weniger anfällig gegen Thermik-Verfrachtungen von feinen Sprühtröpfchen
- Seit wenigen Tagen sind auch wieder erste Esca-Befallssymptome sichtbar. Stockaustriebe sollten an Esca-Stöcken vor einer Herbizidbehandlung mit Pflanzrohren geschützt werden, um damit einen neuen Stamm hochziehen zu können
- Die Kontrolle der Umstrukturierung läuft. Es fehlen noch einige Rebenrechnungen bzw. auch Rechnungen von Tropfschläuchen. Bitte reichen Sie diese so schnell wie möglich nach Pflanzung bzw. Installation ein. Letzter Termin ist der 15. Juli 2019. Wird dieser Termin nicht eingehalten, muss die Förderung abgelehnt werden
- Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz und der persönlichen Schutzausrüstung, sind immer zu beachten.
Der nächste Hinweis erfolgt voraussichtlich nächste Woche am Mittwoch.
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