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Rebschutz Heilbronn

Frühe Weinblüte

Die Rebblüte wurde durch die warmen Temperaturen der letzten Tage deutlich beschleunigt. Dennoch gibt es je nach Lage, Gebiet, Sorte und den diesjährigen Frostschäden große Unterschiede. Teilweise sind die Blüten nahezu vollständig durch, teilweise beginnt die Blüte auch erst jetzt. Im Bereich Pflanzenschutz sollte das Augenmerk aktuell in allen Trauben tragenden Weinbergen auf eine optimale Oidiumbekämpfung gelegt werden.

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Krampfl
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Allgemeine Situation

Das warme Wochenende um den Monatswechsel und die Tage danach mit zweistelligen
Nachttemperaturen haben die Rebblüte deutlich beschleunigt. Je nach Lage, Gebiet, Sorte und Frostschäden finden sich dennoch große Unterschiede. So gibt es Bereiche, in denen die Blüte nahezu vollständig durch ist. Die Masse der nicht erfrorenen Anlagen befindet sich am 3. Juni zwischen Blütebeginn und Vollblüte. Späte Bereiche beginnen erst zu blühen. Hier kann der erwartete Temperaturrückgang ab Donnerstag und über das Wochenende die Blüte möglicherweise negativ beeinflussen.
Wenn bereits Ende Mai die Blüte beginnt und Anfang Juni beendet ist, handelt es sich unter den hiesigen Verhältnissen um ein frühes Jahr. Ein extremes Frühjahr liegt hinter uns - geprägt von Corona, Frost und Trockenheit. Der Vegetationsvorsprung zu Normaljahren beträgt in nicht frostgeschädigten Weinbergen fast 2 Wochen, was aller Voraussicht nach zu einem frühen Lesebeginn führen wird. Die Gefahr von früher Fäulnis im Herbst ist grundsätzlich besonders groß, wenn die Traubenkompaktheit zum Abdrücken von Beerchen führt. Dies ist natürlich auch abhängig von der Wasserversorgung und den Bedingungen zur Traubenreife, was sich naturgemäß leider nicht vorhersagen lässt.

Frost

Hurra sie leben noch! Die Frostwüste beginnt sich wieder zu begrünen. Wie erwartet treiben im Stamm und Kopfbereich zumeist ausreichend Wasserschosse oder Geiztriebe (oftmals sogar zu viele), die für den Rebschnitt im kommenden Winter verwendet werden können. Sehr wahrscheinlich werden Geiztriebtrauben nicht wie 2011 noch gelesen werden können, da der diesjährige Frost knapp zehn Tage später eintrat und dadurch gegenüber 2011, bei damals optimalsten Wuchs- und Reifebedingungen, keine ausreichende Zeit zur Aromareife verbleibt. Im Übrigen war die Weinqualität der Geiztrauben 2011 als fragwürdig einzustufen, trotz entsprechend hoher Öchslegrade. Spannend wird sein zu erfahren, wie viele teilgeschädigte Gescheine die Blüte überleben.

Zur Arbeitswirtschaft:
Verdichtungen im Kopfbereich von Hand zu regulieren, ist extrem arbeitsaufwändig, im Ergebnis aber sicher gut. Alternativ zur Handarbeit können bei vollständigem Frostschaden die benötigten 2-3 Triebe für den Rebschnitt im Winter im Drahtrahmen bei entsprechender Wuchslänge fixiert werden. Alle anderen Laubarbeiten erledigt dann in der Folge der Laubschneider. Damit es hier nicht zu massiven Verdichtungen der Laubwand kommt, sollten solche Anlagen, mit Ausnahme der benötigten Ruten für den Winterschnitt, nicht geheftet werden. Alles was seitlich heraushängt wird abgeschnitten. In teilgeschädigten Anlagen wird geheftet. Aber auch hier wäre durch die massive Geiztriebbildung entweder sehr viel Handarbeit notwendig, um die Traubenzone locker zu halten. Alternativ kann auch hier nach dem Heftvorgang der Traubenbereich mit maschineller Entblätterung und anschließend dem Laubschneider locker gehalten werden. Wer noch mit „großer Hand“ ausbrechen will muss sich beeilen, da die Triebbasis beginnt zu verholzen.

Pflanzenschutz

Frostlagen:
Wenn es logistisch sinnvoll und möglich ist, total geschädigte Weinberge separat zu behandeln, kann hier erst einmal weiter ein Minimalprogramm Pflanzenschutz gefahren werden. Kontaktfungizde und Netzschwefel sind ab beginnender Wiederbegrünung ab ca. 10 cm Trieblänge erst einmal ausreichend, wenn keine Trauben zu schützen sind. Schwerpunkt liegt hier bei der Peronosporabekämpfung, damit ausreichend aktives Laub zur Holzausreife vorhanden ist.

Aufgrund des fortgeschrittenen Entwicklungsstadiums in allen Trauben tragenden Weinbergen ist momentan das Augenmerk auf eine optimale Oidiumbekämpfung zu legen.

Oidium:
Immer noch orientiert sich der Spritzabstand eher an Oidium als an Peronospora. Bis mindestens Erbsengröße befinden sich die Beerchen in einer sehr empfindlichen Phase. Daher ist der Mehltaupilz weiter konsequent vorbeugend zu bekämpfen. In diesem Jahr wurden überdurchschnittlich viele Zeigertriebe gemeldet. Bei einer Behandlung zwischen Vollblüte und beginnendem Beerenwachstum wird eines der drei folgenden hochwirksamen Mittel empfohlen: Luna Experience, Luna Max oder Sercadis.
Der Spritzabstand in der Phase starken Beerenwachstums sollte 10-12 Tage keinesfalls übersteigen. Um diese Behandlung herum kommen die Mittel Vivando, Kusabi, Dynali, Talendo oder Prosper Tec zum Einsatz. Zur Vorbeugung gegen Resistenzen müssen die Mittelgruppen von Spritzung zu Spritzung konsequent gewechselt werden. Über die eingeschränkte Verwendung der Mittel mit dem Resistenzbuchstaben „K“ (Vivando und Kusabi) wurde bereits in den vorangegangenen Rebschutzhinweisen berichtet.

Hinweis:
Prosper und Luna Max (enthält auch den Prosperwirkstoff) nicht hintereinander einsetzen. Wenn Prosper in letzter Vorblüte zum Einsatz kam, dann geht nur Luna Experience oder Sercadis in abgehender Blüte und nicht Luna Max. Die „Prosperfirma“ will auch hier den strikten Wirkstoffwechsel.

Tipp:
Wer vergangenes Jahr Probleme mit Oidiumbefall hatte, möglicherweise auch nur in bestimmten Weinbergen, sollte bei der Spritzung in die abgehende Blüte speziell in diesen Weinbergen dringend jede Gasse befahren. Für diese Spritzung wird empfohlen, eines der drei sehr wirksamen Produkte Luna Experience oder Luna Max oder Sercadis zu verwenden. Diese applikationstechnisch optimierte Behandlung zusammen mit einem der genannten Mittel sollte als wesentliche Grundlage zur Verhinderung von Traubeninfektionen gesehen werden.
Zur Abwechslung der Mittel hinsichtlich der Resistenzvorsorge sollte immer auf die empfohlene Oidiumstrategie geachtet werden.

Im Speziellen sollten die Mittel der Resistenzruppe „L“ wenn immer möglich, maximal einma in der Saison zum Einsatz kommen. Zu diesen Produkten gehören im Oidiumbereich Luna Max, Luna Experience, Sercadis und Collis. Bei den Bortrytismitteln gehören Cantus und das neue Mittel Kenja der Firma Belchim dazu.

Peronospora:
Ölflecken wurden bisher immer noch keine gemeldet. Der Infektionsdruck ist daher gering. Inwieweit die ab Donnerstag gemeldeten Gewitter und Niederschläge für erste Infektionen sorgen, muss abgewartet werden. Aus dem Nichts werden sicher bei den aktuell noch sehr trockenen Bodenverhältnissen keine massiven Infektionen stattfinden. Deshalb gilt es, im Rahmen der Oidiumvorsorge vorzugsweise mit Kontaktfungiziden einen Belag zu erneuern. Wenn bei Mittel- oder Langfristprognosen weitere Gewitter gemeldet werden, kann in der kritischen Blüte- und Nachblütezeit ein Mittel mit systemischer Komponente (z.B. Profiler, Veriphos + Kontaktmittel, Delan Pro oder Zorvec Zelavin Bria) zusätzlichen Schutz bringen. Bei stärkerem Perodruck kämen auch Mittel mit tiefenwirksamer Funktion zum Einsatz.

Vorbeugender Schutz vor Botrytis, Trauben- und Essigfäule

Weinbauliche Verfahren stehen grundsätzlich im Vordergrund, um Befall durch Botrytis und Essigfäule im Herbst vorzubeugen. Dazu gehören lockere Traubenzone durch moderate „Entblätterung“ unmittelbar nach der Blüte, keine Stickstoffdüngung nach der Blüte und möglichst Verzicht von öffnender Bodenbearbeitung ab der Blüte.

Bedingt durch den sich anbahnenden Wetterwechsel mit deutlich tieferen Temperaturen und damit ungünsigeren Blühbedingungen ist bezüglich noch geplantem Einsatz von Biowachstumsregulatoren (Regalis bzw. Gibb 3 oder Berelex) Vorsicht geboten. Im Zweifel kann man auch die verwendete Menge reduzieren.

Für stark erfrorene und auch schwachwüchsige Anlagen ist der Einsatz von Regalis oder Gibb 3 nicht sinnvoll. Teilerfrorene Anlagen, bei denen die Spitzen oberhalb der Gescheine erfroren sind und bei denen die kleinen Träubchen noch „stratzig“ grün aussehen und auch noch eine ausreichende Blattmasse vorhanden ist, werden vermutlich Ertrag bringen. Inwieweit hier die Blüte durch den Frost positiv oder negativ beeinflusst wird, lässt sich jedoch seriös für solche Lagen nichtvorhersagen. Demgemäß kann auch keine seriöse Empfehlung für oder gegen Gibb 3 gegeben werden. Tendenz: Eher nicht!

Umstrukturierung

Ab Juni beginnen die Kontrollen zur Umstrukturierung. Nach der Pflanzung oder nach der Installation von Tropfbewässerungsleitungen müssen die jeweiligen Rechnungen beim Landwirtschaftsamt eingereicht werden. Letzter Termin ist der 15. Juli. Mit der Einreichung der Rechnung wird die Kontrolle der Flächen ausgelöst und damit die Voraussetzung für eine zügige Auszahlung der Fördermittel geschaffen. Alle Flächen mit höherem Förderbetrag als die Flachflächen (bis 30 Prozent Hangneigung) müssen bereits beim Einreichen der Rechnungen mit Draht und Endstickel versehen werden. Beachten Sie dazu bitte das Ihnen im März/April zugegangene Info-Schreiben zur Umstrukturierung. Alternativ genügt auch das Schlagen aller Zwischenstickel, ohne dann einen Draht installieren zu müssen. Damit ist die Möglichkeit gegeben, bei Pflanzenschutzarbeiten mit dem Rückenbutten quer am Hang zu laufen.

Vor Einreichung von Rechnungen zur Umstrukturierung ist immer zu prüfen, ob sich beantragte Flächenangaben geändert haben. Sanktionsrelevant sind Flächenänderungen nur, wenn die beantragte Fläche mehr als 20 Prozent im Vergleich zur tatsächlichen Pflanzfläche beträgt. Kleinere Abweichungen werden im Rahmen der Kontrollen automatisch korrigiert. Änderungen sind schriftlich vor Einreichen der Rechnung bzw. vor Kontrolle der Fläche über den Sachbearbeiter beim Amt zu melden.

Sonstiges

  • Die Mittelmenge berechnet sich aktuell mit der 2,5 bis 3,5-fachen Basisaufwandmenge, je nach Entwicklungsstand der Rebanlage. Für erste Behandlungen bei vollständig frostgeschädigten Anlagen genügt noch die 1-fache Basisaufwandmenge. Dies ergibt sich im Prinzip automatisch durch Anpassung der Düsenzahl an die Laubwand, wenn die gleiche Grundbrühe verwendet wird.
  • Brennnesseln jetzt stehen lassen! Überträgerzikaden der Schwarzholzkrankheit werden durch die Entfernung ihrer Wirtspflanzen(z.B. Brennnesseln) gezwungen, andere Pflanzen, z.B. die Rebe anzufliegen. Das gilt es zu verhindern.
  • Aktuell sind viele Mauslöcher zu finden. Hier handelt es sich um Feldmäuse. Feldmäuse schädigen im Gegensatz zu Wühlmäusen (Schermäuse) die Rebe während der Vegetation nicht. Deshalb gibt es aktuell im Weinbau keinen Grund, Mäuse zu bekämpfen.
  • Pilzwiderstandsfähige Rebsorten sollten zum Termin abgehende Blüte bis Traubenschluss mitbehandelt werden.
  • Junganlagen sind ab ca. 20 cm Wuchshöhe ebenfalls mit einem Schutzbelag gegen die Pilzkrankheiten zu behandeln. Hier genügt ein Kontaktfungizid gegen Peronospora zusammen mit 0,2 Prozent Netzschwefel. Vorzugsweise Mittel sparend mit dem Rückenbutten behandeln (1-fach konzentrierte Brühe genügt hier). Weiter können aus Ertragsanlagen jetzt auch Raubmilben mit Ausbrech- oder Schnittlaub angesiedelt werden.
  • Das alternierende (jede zweite Gasse) Walzen oder Mulchen fördert die Biodiversität (Artenvielfalt) und das optische Erscheinungsbild der Weinberge. Es gibt sehenswerte Beispiele in der Weinlandschaft.
  • Vor Gewitterniederschlägen muss an Erosionsschutz gedacht werden. Dies gilt ganz speziell für Junganlagen! Etablierte Begrünung in Ertragsanlagen verhindert sehr zuverlässig Erosion. Deshalb ist jede Bodenöffnung im Hangbereich zu hinterfragen.
  • Bestimmungen zum Anwenderschutz rücken zunehmend in den Focus. Auf dem Betrieb sollten daher entsprechende Schutzausrüstungen, wie sie auch auf den Gebrauchshinweisen der Mittel stehen, vorhanden sein. Bei Neuanschaffungen sollte auf zertifizierte Schutzkleidung geachtet werden. Dazu veröffentlicht das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) regelmäßig eine Liste mit den dort bekannten Bezugsquellen: Die BVL PSA-Datensammlung ist in folgende Elemente untergliedert:
    • Schutzanzüge (Mehrweg- / Einweg-),
    • zertifizierte Arbeitskleidung,
    • Ärmelschürzen,
    • Handschuhe (Mehrweg / Einweg).
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