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Rebschutzhinweis Heilbronn

Blüte beendet

Die Rebblüte ist bis auf wenige Ausnahmen beendet. Die Beerchen ziehen nun kräftig an. Sie befinden sich zwischen Stecknadelkopf- und Schrotkorngröße. Teilweise wird auch bereits fast Erbsengröße erreicht. Das Infektionsgeschehen ist uneinheitlich. Vielerorts ist moderater Pero-Befall zu finden. Örtlich konnte sich jedoch auch stärkerer Blatt- und Traubenbefall entwickeln. Ab dem Stadium Erbsengröße nimmt die Gefahr sowohl bei Peronospora wie auch bei Oidium an den Beeren ab.

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    Die Traubebeeren befinden sich zwischen Stecknadelkopf- und Schrotkorngröße. Teilweise haben sie bereits fast Erbsengröße erreicht.
Die Traubebeeren befinden sich zwischen Stecknadelkopf- und Schrotkorngröße. Teilweise haben sie bereits fast Erbsengröße erreicht. Krampfl
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Allgemeines

Die Rebblüte ist wie erwartet schnell verlaufen und war zum letzten Wochenende bis auf wenige Ausnahmen beendet. Stärkere Verrieselungen konnten bisher nicht festgestellt werden. Die Beerchen ziehen nun kräftig an und befinden sich zwischen Stecknadelkopf- und Schrotkorngröße. Teilweise wird auch bereits fast Erbsengröße erreicht.

Wetter

Lokale Gewitterzellen der vergangenen Woche brachten teilweise sehr unterschiedliche Regenmengen. In der Summe betrugen die Niederschläge, je nach Gebiet, zwischen 50 und 150 L/m². Stärker betroffen war vor allem der östliche Teil des Landkreises Heilbronn. Durch enge Spritzfolgen und dem Einsatz potenter Mittel, wurden Infektionen weitestgehend gut abgedeckt. Allerdings spielt natürlich auch immer der sogenannte „Glücksfaktor“ des Spritzrhythmus und die Befahrbarkeit, vor allem von steilen Rebflächen, eine Rolle.

Welche Auswirkungen die letzten Gewitterniederschläge ausgelöst haben, wird sich nun im Laufe dieser Woche zeigen. Positiv wirken sich die Juni-Niederschläge auf die Bodenwasserversorgung aus. Sie gleichen die diesjährige Wasserbilanz etwas an. Das wäre wünschenswert, wenn man an zurückliegende Trockenstressjahre denkt.

Das Infektionsgeschehen ist uneinheitlich. Vielerorts ist moderater Pero-Befall zu finden. Örtlich konnte sich jedoch auch stärkerer Blatt- und Traubenbefall entwickeln. Leider ist aktuell noch keine Entwarnung bei den Wetterprognosen in Sichtweite. Die weiteren Aussichten bringen noch keine grundlegende Änderung der zwar etwas kühleren aber insgesamt unsicheren Wetterlage.

Spritzstrategie

Da die Beeren nun immer noch in einer empfindlichen Phase sind, gilt es weiterhin auf der Hut zu sein. Dies beeinflusst vor allem die Spritzstrategie, insbesondere dort wo ein hohes Sporenangebot vorhanden ist. Ziel muss grundsätzlich sein, durch gezielte Behandlungen bisher unbefallenes Blatt- und Traubengewebe gesund zu erhalten. Spritzabstände von mehr als acht bis zehn Tage im frühen Nachblütebereich gehen nur, wenn die Wettervorsage „sauberes“ Wetter meldet.

Da nicht nur der Pero-Druck, sondern auch der Oidium-Druck zurückliegend sehr hoch war, geben die engen Spritzintervalle Grund zur Hoffnung, dass sich die Oidium-Problematik dieses Jahr nicht so ausgeprägt darstellt. Aber auch hier gilt aktuell noch die Empfehlung keine Spritzabstände von mehr als zehn Tagen (bis zwölf Tagen je nach Mittelwahl) durchzuführen.

Ab dem Stadium Erbsengröße nimmt die Gefahr sowohl bei Peronospora wie auch bei Oidium an den Beeren ab. Allerdings ist es zum Beispiel vom Trollinger bekannt, dass auch noch spätere Infektionen über das Stielgerüst und ungeschützte Beerenoberflächen möglich sind.

Abschlussbehandlung

Die Abschlussbehandlung sollte im Laufe der zweiten Augustwoche, spätestens bis zum 14.08.2021 erfolgt sein. Bei frühen Sorten eine Woche vorher. Die Vorgaben der Absatzorganisationen sind hierbei zwingend zu beachten!

Peronospora

Dort wo in kürzester Zeit sehr hohe Regenmengen (40-50L/m²) gefallen sind, ist nicht auszuschließen, dass ein gewisser Verdünnungseffekt des Spritzbelages stattgefunden hat. Hier sollte zeitnah vor den nächsten stärkeren Niederschlägen der Spritzbelag erneuert werden.

Nach Beendigung der Rebblüte und in unkritischen Beständen, kann bei vorbeugenden Behandlungen nun schwerpunktmäßig wieder auf Kontaktfungizide zurückgegriffen werden, wenn vor Regen behandelt wird. Dazu gehören neben Folpan 500SC/ 80WDG oder Delan WG auch zum Beispiel die tiefenwirksamen Mittel wie Enervin F, Mildicut oder Videryo F.

Bei unbeständiger Wetterlage und der Gefahr schlechter Befahrbarkeit, vor allem in steilem Gelände, gibt der Einsatz eines tiefenwirksamen Mittels etwas mehr Sicherheit. Dies gilt insbesondere dort, wo ein gewisser Grundbefall mit Peronospora vorhanden ist.

Kurativprodukte kommen nur noch zum Einsatz, wenn unmittelbar nach einem Infektionsereignis gespritzt wird. Bis zum Stadium Erbsengröße kann die Wirkung eines Peronosporafungizides weiterhin durch ein Produkt auf Basis der Phosphorigen Säure (zum Beispiel Veriphos oder Foshield) optimiert werden. Bei Delan Pro ist der Kontaktwirkstoff bereits enthalten. Vor allem bei den noch im Wuchs befindlichen Junganlagen, macht der Zusatz eines Mittels auf Basis der phosphorigen Säure, bei aktuell unbeständiger Witterung, weiterhin Sinn.

Erinnerung: Widerruf aller Pflanzenschutzmittel, die den Wirkstoff Mancozeb enthalten. Für die im Weinbau zugelassenen Mittel Dithane Vino WG, Electis, Fortuna Gold, Manfil 80 WP, Moximate und Ridomil Gold MZ gilt hierbei eine Abverkaufs- und Aufbrauchfrist bis zum 04. Januar 2022. Demzufolge wird empfohlen, die genannten Produkte in dieser Saison vollständig aufzubrauchen. Die jeweiligen Wartezeiten sind hierbei zu berücksichtigen.

Oidium

Die diesjährige Befallssituation kann noch nicht abgeschätzt werden. Frühestens in den kommenden ein bis zwei Wochen wird sich erster Mehltaubefall an den jungen Beerchen zeigen. Am häufigsten sind erste Befallsstellen am Stielansatz der Beeren zu finden.

Das Infektionsrisiko für Oidium ist momentan immer noch hoch. Die enorme Oberflächenvergrößerung der wachsenden Beerchen lässt den Spritzbelag aufreißen. Es wird noch einmal der Einsatz eines Oidiummittels mit guter Dauerwirkung empfohlen (zum Beispiel Dynali oder Talendo). Die Mittel Vivando und Kusabi werden im Mehltaufenster (siehe Hinweis in Mitteilung 092021 zum Resistenzmonitoring) nicht empfohlen. Bitte beachten, dass die Zulassung für Prosper Tec nur bis zum ES 75 (Erbsengröße) gilt. Zur Resistenzvorsorge bitte auf einen Wirkstoffwechsel achten.

Fäulnis und Botrytisvorbeugung

Indirekte Maßnahmen stehen im Vordergrund:

  1. Lockere Trauben
  2. Lockere und luftige Traubenzone (Entblätterung). Dies ist im Übrigen auch die wirksamste Maßnahme gegen die kirschessigfliege.
  3. Verzicht auf öffnende Bearbeitung des Bodens

Der Einsatz von Spezialbotrytismitteln hat im Durchschnitt der Jahre den besten Erfolg, wenn die Rebsorten mit kompakten Trauben kurz vor Traubenschluss behandelt werden. Ziel ist dabei, eingeschlossenes totes Material (zum Beispiel Blütenkäppchen) so lange wie möglich vor Botrytisbefall zu schützen und damit frühe Fäulnisherde von innen heraus zu unterbinden.

Im Laufe der nächsten Woche ist mit dem Rebstadium Traubenschluss bei dichtbeerigen Sorten zu rechnen. Es gibt auch Lagen, in denen sich die Trauben bereits jetzt in den nächsten Tagen schließen. Wird ein Botrytismittel der regulären Spritzung beigemischt, ist dies bei der nun anstehenden Behandlung für viele Sorten und Lagen der richtige Zeitpunkt. Das Befahren jeder Gasse sowie die Entblätterung der Traubenzone verbessern die Applikationsqualität und somit auch die Wirksamkeit. Grundsätzlich genügt es beim Einsatz von Botrytiziden nur die Traubenzone mit der halben Aufwandmenge zu behandeln.

Folgende Mittel haben eine Zulassung: Cantus, Kenja, Prolectus, Kamuy, Pyrus, Scala, Switch oder Teldor. Wurde in der letzten Spritzung Luna experience, Luna Max, Sercadis oder Collis eingesetzt, wird zur Resistenzvermeidung empfohlen nicht die Mittel Cantus oder Kenja einzusetzen. Diese Mittel gehören alle derselben Resistenzgruppe „L“ an.

Sonstiges und Mittelmenge

  • Für anstehende Behandlungen ist der vierfache Basisaufwand anzuwenden. Beachten Sie immer die Gebrauchs-anleitung, denn nicht alle Mittel sind mit der konstanten Steigerung der Basisaufwandmenge und auch nicht für die gesamte Spritzsaison zugelassen. Neben der Gebrauchsanleitung sind auch in der Online-Datenbank des BVL Informationen zu Zulassungen von Pflanzenschutzmittel verfügbar.
  • Herbizide: Beim Einsatz von Glyphosat müssen alle Stockaustriebe mindestens zwei bis drei Tage vor der Anwendung entfernt sein, um eine Einlagerung in das Wurzelsystem der Reben zu vermeiden. Eine Anwendung auf befestigten Flächen, sowie auf unbefestigten Graswegen oder an Weinbergsrändern ist verboten! Auch für Herbizide gibt es Wartezeiten, die einzuhalten sind.
  • Mit dem Flugbeginn der zweiten Generation des Traubenwicklers ist zu rechnen. Bitte regelmäßig die Fallen kontrollieren.
  • Die Glasflügelzikade als Überträger der Schwarzholzkrankheit hat ihre Wirtspflanze unter anderem an der Ackerwinde, vor allem aber an Brennnesseln. Um den Zuflug in die Reben nicht zu erhöhen, sollten Brennnesseln aktuell nicht gemulcht bzw. gemäht werden.
  • Bei Bedarf können Blattdünger mit Eisenchelaten (zum Beispiel Fetrilon, Folicin) gegen Chlorose eingesetzt werden.
  • In Stiellähme empfindlichen Sorten und Lagen kann vorbeugend, ein Magnesiumhaltiger Blattdünger wie zum Beispiel Bittersalz oder Präparate auf Basis von Magnesiumoxid (zum Beispiel Falnet oder Lebosol Magnesium 500) eingesetzt werden. Hierbei die Anwendungsempfehlung (Gebrauchsanleitung) in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten.
  • Umstrukturierung: Nach dem Einreichen der Rechnung (spätestens bis 15.07.2021) müssen die Tropfschläuche ortsfest installiert sein. Hierfür müssen die Schläuche mindestens zum Beispiel mit Kabelbinder oder Schnur am Zeilenende und –anfang fixiert sein. Der alleinige Anschluss an die eventuell vorhandene Querverteilung genügt nicht. Drahtrahmenverpflichtung besteht nicht mehr.
  • Erzeuger von Tafeltrauben müssen an die entsprechende Zulassung der Pflanzenschutzmittel denken. Dies gilt auch für Keltertraubenanlagen.
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