Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Klimawandel in Mainfranken

Ein lehrreicher Abend

Zu einem spannenden Informations- und Diskussionsabend zum Thema „Klimawandel in Mainfranken – Geht uns das Wasser aus?“, lud die CSU Unterfranken kürzlich ein.
Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Der Verteilungskampf ums Wasser hat längst begonnen.
Der Verteilungskampf ums Wasser hat längst begonnen.pixabay.com/Claudia Wollesen
Artikel teilen:

Hauptredner des Abends war Prof. Dr. Jörg Drewes von der TU München. Er begleitet ein Forschungsprojekt zu Nutzwasser in Franken. Er zeigte auf, wie sich der Klimawandel in den vergangenen 20 Jahren zum Beispiel durch häufigere Temperaturanomalien bereits deutlich bemerkbar gemacht hat. Es werde immer wärmer. Der Klimawandel sei in Modellen zu optimistisch berechnet worden. „Tatsächlich steigen die Temperaturen viel schneller als bislang angenommen“, warnte der Wissenschaftler.

Grundwasserspiegel fällt stetig

Seit 1986 verzeichnen die Forscher einen stetigen Abfall des Grundwasserspiegels. Die Grundwasserneubildung werde künftig in Franken im Schnitt bis auf wenige Ausnahmen rund minus 20?mm pro Jahr betragen. Der Spiegel fällt also weiter. Das hat auch Auswirkungen auf Fließgewässer, in denen dadurch der Anteil an behandelten Abwässern ansteigt, da diese unabhängig vom Wasserstand über Kläranlagen eingeleitet werden. 

Der Vorschlag des Bundesumweltministeriums im Rahmen einer Nationalen Wasserstrategie ein Sofortprogramm des Bundes von einer Milliarde Euro für die Gewässerentwicklung und Anpassung der Wasserwirtschaft an den Klimawandel bis 2050, mit 100 Millionen Euro in den nächsten zehn Jahren, aufzulegen, ist im wahrsten Sinne des Wortes nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die tatsächlichen Summen, die benötigt würden, um die Wasserinfrastruktur in Deutschland an den Klimawandel anzupassen, liegen laut Drewes deutlich über der veranschlagten Summe. 

Während also die Entnahmemöglichkeiten für Wasser zum Beispiel durch Niedrigwasserstände in Fließgewässern oder trockenfallende Brunnen abnehmen, steigt der Wasserbedarf in allen Bereichen des Lebens, auch in der Industrie und Landwirtschaft. Es müsse daher darüber nachgedacht werden, ob künftig wirklich aus jedem Hahn Trinkwasser kommen müsse.

Nutzwasser statt Trinkwasser

Drewes brachte den Begriff des „Nutzwassers“ ins Spiel. Inwieweit Abwässer aufbereitet werden müssen, um sie in der Landwirtschaft oder im urbanen Bewässerungsmanagement einsetzen zu können, wird derzeit im Rahmen des Forschungsprojekts „Nutzwasser – Gewinnung und Einsatzmöglichkeiten am Beispiel der Schweinfurter Trockenplatte” überprüft. 

Im fränkischen Schwebheim wird beispielsweise Gemüse angebaut. Die dortigen Landwirte nutzen für die Bewässerung ihrer Felder häufig den nahegelegenen Unkenbach. In trockenen Jahren werden von April bis Oktober rund 200.000 bis 250.000 m³ Wasser für die 80 bis 100 ha Fläche benötigt. Etwa die Hälfte davon entstammt aus dem Unkenbach. Dies wird künftig nicht mehr möglich sein, da die Wasserstände für eine Entnahme zu niedrig sind.  

Ähnlich sieht es in Gochsheim aus. Auch dort fallen bislang genutzte Wasserquellen für die landwirtschaftliche Bewässerung weg. Hier wurde auf Brunnen zurückgegriffen, deren Wasserspiegel ebenfalls so stark gesunken ist, dass eine Entnahme künftig nicht mehr möglich sein wird. Es müssen also Alternativen her. 

Alternative Wasserquellen aufspüren

Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden potenzielle Alternativen genauer beleuchtet. Dazu zählen unter anderem Baggerseen, Uferfiltrat-Entnahmen, Sammlung von Niederschlagswasser und Abwasser von Kläranlagen. Um keine neue Infrastruktur zu den Feldern aufbauen zu müssen, besteht unter anderem die Idee, die ursprünglichen Entnahmepunkte zu belassen und stattdessen, die abgefallenen Grundwasserspiegel über Rigolen künstlich aufzufüllen und so den Grundwasserkörper als Wasserspeicher zu nutzen. Daneben wird empfohlen ausreichend Speicherbecken anzulegen. 

Um konventionell behandeltes Abwasser für die Landwirtschaft nutzbar zu machen, werden im Rahmen des Forschungsprojekts verschiedene Reinigungsstufen getestet, um unbedenkliches Wasser für den Gemüsebau zu erhalten, das jedoch noch keine Trinkwasserqualität erreicht hat. Zum Einsatz kommen unter anderem UV-Filter, Ozon-Generatoren, keramische Membranen und biologisch aktivierte Filter (BAK-Filter). In Kalifornien beispielsweise wird bereits seit Jahren erfolgreich Bewässerung im Weinbau mit aufbereitetem Wasser im Napa Valley betrieben und wissenschaftlich begleitet. 

Ressourcenschonender Anbau am Beispiel von Gemüse

Neben der Wassergewinnung spielt die ressourcenschonende Wasserverwendung in der Landwirtschaft eine bedeutende Rolle. Wie das zum Beispiel in der gemüsebaulichen Praxis aussehen kann, zeigte Martin Schlereth vom Gemüseland Schlereth in Unterpleichfeld. Der Betrieb setzt auf Freilandgemüsebau mit Vliesverfrühung. Statt Kurzzeitkulturen mit hohem Wasserbedarf wie Salat werden eher „sparsame“ Langzeitkulturen wie Karotten, Zwiebeln, Kartoffeln, Zuckermais und Kürbis angebaut. 

Auch bei der Sortenwahl wird auf Trockenheitstoleranz geachtet. Eine verringerte Bestandsdichte reduziert ebenfalls den Wasserbedarf. Allerdings müsse darauf geachtet werden, dass die Abstände zwischen den Pflanzen nicht zu groß gewählt werden, um nicht zu große Ware entstehen zu lassen, so Schlereth. 

Bewässert werden die Kulturen im Betrieb nur in kritischen Phasen; Zwiebeln beispielsweise bei der Abreife und Möhren beim Auflaufen der Ansaat. Mais und Kürbis hingegen kommen ganz ohne zusätzliche Bewässerung aus.
Und auch die Bewässerungstechnik selbst ist auf Ressourcenschonung ausgelegt. Kartoffeln, Möhren und Zwiebeln werden auf Dämmen angebaut, in die bei der Pflanzung Tropfschläuche eingezogen werden. Die Pflanzmaschine selbst wiederum ist mit einer Bewässerungsanlage ausgestattet, die jedem Setzling punktgenau eine erste Wassergabe mit auf den Weg gibt. 

Schlereth wies darauf hin, dass die Anbauer verstärkt auf optimale Voraussetzungen achten sollten, um möglichst viel Niederschlagswasser in den Boden versickern zu lassen. Im Gegensatz zum Ackerbau würden im Gemüsebau beispielsweise kaum Zwischenfrüchte angebaut, um den Boden aufzulockern. Auch die Bewirtschaftungsrichtung habe einen großen Einfluss auf den Wasserbedarf der Kulturen. Reihenkulturen seien per se erosionsanfällig und sollten daher quer zum Hang angebaut werden. Sä- und Pflanzzeitpunkte sollten, wenn möglich auf Regenperioden abgestimmt werden. Zuvor sollte der Boden geöffnet werden, um das Wasser besser aufnehmen zu können. Noch greift der Gemüsebauer auf Grundwasser zurück. Doch das soll nicht so bleiben. Im Moment ist er auf der Suche nach Alternativen, denn Optimierungspotenzial gibt es immer.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren