Württemberg hat wunderbare Vinotheken
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Das Deutsche Weininstitut (DWI) hat am 29. September in Ingelheim die Gewinner seines Wettbewerbs "Ausgezeichnete Vinotheken" bekannt gegeben.
30 Preisträger aus neun deutschen Anbaugebieten erhielten im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung die Urkunden aus den Händen der neu gewählten Deutschen Weinkönigin Sina Erdrich und DWI-Geschäftsführerin Monika Reule.
Drei dieser Preisträger stammen aus Württemberg. Die Lembergerland Kellerei Rosswag, die Weingärtner Esslingen und das Weingut Idler dürfen sich über diese außergewöhnliche Auszeichnung freuen.
Das DWI hat diesen Wettbewerb nach fünf Jahren zum zweiten Mal ausgerichtet. „Damit wollen wir dem großen Engagement unserer Weinerzeuger Rechnung tragen, die mit zahlreichen eindrucksvollen Neubauten oder durch die kreative Umgestaltung traditioneller Weinarchitektur die deutsche Vinotheken-Landschaft in den letzten Jahren deutlich belebt haben“, erklärte DWI-Geschäftsführerin Monika Reule. „Mit der besonderen Atmosphäre ihrer stilvollen Vinotheken tragen die Weinerzeuger zu einem Stück gelebter Weinkultur bei und bieten zusätzliche Anreize für einen Besuch der deutschen Weinregionen und die Verkostung regionaltypischer Weine“, so Reule.
Transparenz und Erlebnis in den Steillagen
Die Weinkellerei Lembergerland liegt in Rosswag bei Vaihingen. Hier findet man hohe, steile Terrassen, die sich der Sonne entgegenneigen, die steilsten der Region. Die Arbeit am Weinberg ist dadurch mühsam und kann kaum durch Maschinen erleichtert werden. Hier ist noch echte Handarbeit angesagt.
Die neue Vinothek der Weinkellerei ist ein Dokument von Aufbruch und Reise. Die Glasfassade nimmt eine ganze Giebelfront ein, sogar die Büroräume in der oberen Etage bestätigen Transparenz und Leichtigkeit. Thomas Bangert und Tom Krawczyk, die Architekten aus Vaihingen-Rosswag, haben einen vinophilen Raum geschaffen, offen und geradlinig in der Form, der die Freude am Wein in den Materialien ausdrückt: dem alten Eichenholz, aus dem die Barriquefässer gemacht sind, und im Stahl, der sie zusammenhält. Im Hof bedeckt Muschelkalk den Boden. Das ist der Stein, auf dem die Reben gedeihen. Aber dazu müsste man ein paar Stufen in den Berg steigen.
Moderne trifft auf altes Handwerk
Auf den Hängen rings um Esslingen wachsen die Weinreben hervorragend. Dies würdigten die stolzen Weingärtner mit dem Bau ihrer neuen Vinothek: Ein gläserner Balkon vor dem Dachgeschoss, von dem aus sie einen grandiosen Ausblick auf das Neckartal genießen: auf den Stadtteil Mettingen, die sanft geschwungenen Weinberge ringsum und auch auf das Industriegebiet vor ihren Füßen. Stuttgart in der Ferne. Mehr Frische hatte sich der Esslinger Architekt Martin Gaysert vorgenommen. Dies gelang ihm mit generösen Durchbrüchen und weiten Perspektiven, mit elegant geschwungenen Linien, die den Schwung der Topografie ringsum oder auch den einer liegenden Weinflasche aufnehmen, und mit neuen, raffiniert ausgeleuchteten Verkaufsräumen. Und wo Naturstein, Glas und Holz Raum für Farben lassen, da dominieren Grün und Rot. Sie stehen für die Stadt Esslingen, aber der Bezug zu den Weiß- und Rotweinen der Region muss auch nicht extra erläutert werden.
Einfach, gut und ehrlich
Das Zentrum des Weingut Idlers in Weinstadt-Strümpfelbach ist die Vinothek, luftig, offen und durch einen massiven Rahmen hervorgehoben wie eine Vitrine, in der einer seine Schätze ausbreitet. Mit Blick auf die Holzfässer im Keller und großer Glasfront nach außen, wo die Weinberge liegen. Die Architekten des Stuttgarter Büros W67 verstanden sofort, was Marcel Idler sich wünschte: Der Charakter der Weine sollte seine Entsprechung in der Architektur finden. Die Baumeister brauchten nur zu übersetzen; ihre Mittel waren unbehandeltes Holz, Glas und offener Sichtbeton. Sonst nichts. Weil Idler es beim Wein genauso hält: keine chemischen Pflanzenschutzmittel, keine Zusatzstoffe, biozertifiziert seit fünf Jahren. An der Decke verkleiden quer laufende Holzlamellen den nackten Beton. Sieht ansprechender aus und bricht den Schall, wenn viele Menschen an den Tischen sprechen, lachen, einander zuprosten.
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