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BWGV-Pressekonferenz in Vaihingen/Enz

Vorfreude auf frische Weißweine

Uneingeschränkten Grund zur Freude hat in diesem Jahr vermutlich kein*e Winzer*in. Dennoch freuen sich die Weingärtnergenossenschaften in Württemberg über frische Weißweine und allgemein gute Qualitäten – auch wenn die Entemenge deutlich unter den Erwartungen bleibt, wie im Rahmen der Pressekonferenz des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbands (BWGV) am vergangenen Donnerstag in Vaihingen-Roßwag zu vernehmen war.
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Das Lembergerland in Vaihingen-Roßwag war diesmal Gastgeber der BWGV-Herbstpressekonferenz.
Das Lembergerland in Vaihingen-Roßwag war diesmal Gastgeber der BWGV-Herbstpressekonferenz. Johannes Kirchherr/Lembergerland Kellerei
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Dr. Roman Glaser, Präsident des BWGV, hob im Rahmen der Pressekonferenz, die in den Räumlichkeiten der Lembergerland Kellerei Rosswag stattfand, das enorme Engagement der Wengerter*innen hervor. Diese seinen in diesem Jahr häufig an ihre Belastungsgrenzen und darüber hinaus gegangen. Am Ende werden sie geschätzte 65 Mio. Liter gelesen haben. Das sind zwar rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr (53,4 Mio. Liter), aber immer noch rund zehn Prozent weniger als im Mittel. Das Jahr 2020 ging immerhin als das mengenschwächste seit 35 Jahren in die Geschichte ein. Der Ertrag 2021 wird im Schnitt bei rund 90 hl/ha liegen (2020: 72,2 hl/ha).

Auch die Württembergische Weingärtner-Zentralgenossenschaft (WZG) rechnete zunächst mit rund 5 Mio. Liter mehr als nun tatsächlich in den Keller kommt. Uwe Kämpfer, Vorstand der WZG, bestätigte, dass das Unternehmen keine Bestände aufbauen können. „Wir leben von der Hand in den Mund. Bei Weißwein sind wir total blank. Auch der Rotwein ist knapp“, so Kämpfer.

Mit Kreativität der Pandemie begegnen

Neben den ertragsschwachen Jahrgängen machte die Corona-Pandemie den Betrieben zu schaffen. Konsumverhalten und Absatzkanäle hätten sich geändert. Besonders der Wegfall von Gastronomie und Festivitäten machte den Betrieben zu schaffen. Es fand eine Absatzverschiebung in Richtung Lebensmitteleinzelhandel (LEH) statt. Die Weingärtnergenossenschaften erschlossen sich aber auch ganz neue Absatzwege, beispielsweise durch virtuelle Weinproben. Christian Kaiser, Geschäftsführer der Lembergerland Kellerei, konnte von einer Erfolgsgeschichte aus seinem Haus berichten. Im Juni 2021 veranstaltete die Weingärtnergenossenschaft eine Online-Weinprobe mit 3000 Teilnehmern.

Sein Vorstandsvorsitzender Rolf Allmendinger ergänzte, dass Ideen für solche Formate bereits seit 2019 in der Schublade lagen und durch die Pandemie endlich den Weg in die Umsetzung fanden. Insgesamt konnte die Lembergerland Kellerei während der Pandemie ihr Endverbrauchergeschäft auf rund 50 Prozent erhöhen. In der Kundenkartei befinden sich nun 1000 neue Kunden im Vergleich zum Vorjahr. Das Endkundengeschäft soll nun langfristig stabilisiert und ausgebaut werden.

Höhenflüge im LEH sind vorbei

Der Absatz der württembergischen Weingärtnergenossenschaften mit eigener Kellerwirtschaft und eigenem Vertrieb ist im ersten Halbjahr um 3 Mio. auf 31,1 Mio. Liter Wein und Sekt gesunken (- 9,6 Prozent). Der Umsatz ging um 1,3 Mio. Euro auf 5,9 Mio. Euro (- 1,3 Prozent) zurück. 2020 verkauften die Weingärtnergenossenschaften 70,2 Mio. Liter Wein und Sekt (+ 3,4 Mio. Liter; + 5,1 Prozent). Der Umsatz stieg im vergangenen Jahr um 4,9 Mio. Euro (+ 2,3 Prozent) auf 212,6 Mio. Euro.

Die zuvor angesprochenen Absatzverschiebungen in Richtung LEH während der Pandemie führten dort im vergangenen Jahr zu stark steigenden Absatz- und Umsatzzahlen von deutschen Weinen. Die Zahlen aus dem aktuellen Jahr deuten jedoch darauf hin, dass die Höhenflüge beendet sind. „Es gab zwar noch Umsatzzuwächse, so Uwe Kämpfer. Diese fanden jedoch hauptsächlich im ersten Quartal des Jahres 2021 statt. Im zweiten Quartal waren die Zahlen bereits rückläufig. „Ich rechne damit, dass es im dritten und vierten Quartal eine ähnliche Entwicklung geben wird wie im zweiten“, ergänzte er. Gleichzeitig wies Kämpfer darauf hin, dass deutsche Verbraucher damit nicht mehr oder weniger Wein konsumierten. Einzig die Absatzkanäle verschöben sich wieder mehr in Richtung Außer-Haus-Konsum.

2021 wird ein Weißwein-Jahr

Was die Qualität des Leseguts angeht, konnte Ute Bader, Wein-Fachberaterin beim BWGV, einen ersten Eindruck des Jahrgangs 2021 verschaffen. Insgesamt hätten die Wengerter*innen in diesem Jahr besonders mit Peronospora zu kämpfen gehabt. Manche Flächen seien so stark geschädigt, dass sie nicht abgeerntet würden. „Die Erntemengen sind zum Teil deutlich unter den Erwartungen geblieben“, so Bader. Aber die Verbraucher könnten sich „auf schöne aromatische, spritzige Weißweine“ freuen. Der etwas kühlere Sommer habe gerade den weißen Sorten wieder nach vorne verholfen. Auch der September mit seinen kühlen Nächten und wärmeren Tagen spielte der Reifeentwicklung in die Hände. Der nasse Oktoberstart habe die Vorfreude jedoch wieder etwas eingetrübt, sodass die Lese nun forciert werde.

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