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Württemberg

Die ersten Blättchen kommen

Noch ist die Gefahr der Frostschäden nicht gebannt. Bis zum Ende der Eisheiligen sind es noch unsichere Wochen. Auch die Lage der Produktionsmittelbeschaffung sorgt vielerorts für Sorgen und Probleme. Die Ressourcen sind knapp, die Preise steigen. Zumindest besteht derzeit noch keine Veranlassung, Pflanzenschutzmaßnahmen gegen Peronospora und Oidium zu ergreifen.

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Der Frühling ist da und die Pflanzen lassen ihre ersten Blätter erscheinen.
Der Frühling ist da und die Pflanzen lassen ihre ersten Blätter erscheinen.Pixabay
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Am Sonntag, 15. Mai ist der letzte Tag der Eisheiligen – die Kalte Sophie. Bis dahin sind es noch gut drei Wochen. Zumindest bis jetzt sind bei den langfristigen Wetterprognosen keine Spätfröste in Sicht. Vorhersagen von mehr als 10 Tagen sind allerdings wenig seriös. Es muss also abgewartet werden, ob es hinsichtlich der Frostgefahr nochmal ernst wird. Frostruten sollten in tieferen Lagen bis Anfang Mai stehen bleiben. Dann weiß man mehr und kann die Wetterentwicklung besser abschätzen.Vereinzelte bis mäßige Frostschäden vom 3./4. April 2022 sind nur in warmen Lagen bei früh austreibenden Sorten (z.B. Lemberger, Chardonnay, Muskateller) bekannt geworden. Im westlichen Teil des Anbaugebietes lagen die Temperaturen tendenziell tiefer als im Osten. Dort sind auch die Schäden deutlicher sichtbar.

Im Weinbau, wie auch in vielen anderen Branchen, ist die Beschaffungslage von Produktionsmitteln teilweise sehr eingeschränkt. Wer hätte das gedacht, dass es einmal zu einer solchen Situation kommen kann? Die Knappheit lässt die auch die Kosten auf breiter Front dramatisch nach oben schnellen. Zum Leidwesen der Urproduktion, die die höheren Kosten nicht so ohne Weiteres an den Markt weitergeben kann.

Der Austrieb hat Mitte April auf breiter Front stattgefunden. Mittlerweile sind bei den frühen Sorten (Lemberger) schon Blättchen zu sehen. In sehr warmen Lagen sieht man das Ergrünen auch bei anderen Rebsorten. Einzig die kühlen Nächte haben das System noch ein bisschen gebremst. Nach dem Austrieb stehen Ausbrecharbeiten an. Dabei werden alle überzähligen Rebtriebe am Altholz und an den Tragruten ausgebrochen. Wenn man damit zu lange wartet geht die Übersichtlichkeit im Stock und damit die Arbeitsgeschwindigkeit verloren. Tiefer liegende Frostlagen sollten zum Schluss drankommen, wenn die Frostgefahr abzuschätzen ist.

Pflanzenschutz

Der Start des normalen Pflanzenschutzes gegen Peronospora und Oidium kann noch warten. Es gibt aktuell keinen Anlass, nervös zu werden. Längere Nässephasen sind nicht gemeldet. Deshalb sind auch Behandlungen gegen Schwarzfleckenkrankheit (Phomopsis) nicht sinnvoll. Insgesamt gilt also hinsichtlich Pflanzenschutz entspannt den Rest-April zu genießen.

Aber Achtung!

Die verbreitet aufgetretenen Oidiumprobleme im Jahr 2021 haben Auswirkungen auf den aktuellen Pflanzenschutz im Jahr 2022. Im Gegensatz zu Peronospora hat Oidium ein „Gedächtnis“. In betroffenen Flächen (oft Trollinger) ist bereits ein Start notwendig, wenn die kleinen Gescheine sichtbar sind. Dies ist so zwischen dem 3-6 Blattstadium der Fall. Mittel der Wahl wird bei dieser ersten Behandlung Netzschwefel sein. Diese erste Behandlung macht nur Sinn, wenn die kleinen Gescheine schon „geboren“ sind und getroffen werden.

2-jährige Junganlagen

Bei 2-jährigen Junganlagen sollte beim Rebschnitt, spätestens aber beim Ausbrechen, darauf geachtet werden, dass der zukünftige Rebstamm ohne größere Wunden ist. Tiefer gehende Wunden entstehen meist im Pflanzjahr an den grünen Trieben durch Hagel. Aber auch starker Peronosporabefall, der wie teilweise im Jahr 2021 auch den grünen Rebtrieb befallen hat, kann Verletzungen bis zum Kambium erzeugen. Jetzt beim Ausbrechen sollte darauf geachtet werden, gegebenenfalls unterhalb der Schadstelle einen Trieb als Fortführung des Stämmchens zu belassen.

Hinweise zum Herbizideinsatz

Für die Pflege des Unterstockbereichs ist unter arbeitswirtschaftlichen Gesichtspunkten, besonders aber in Hanglagen, bei schweren Böden und bei Seitenhang ein Herbizideinsatz nach wie vor Standard. Die korrekte Verwendung von Herbiziden muss unter Abwägung aller Vor- und Nachteile beim verantwortungsbewussten Anwender kein schlechtes Gewissen erzeugen. Die weitaus größte Anzahl der Weinbaubetriebe handelt hier sehr vernünftig. Schmales Behandlungsband und Ausschalten am Anker gehören zur selbst auferlegten und vom Integrierten Pflanzenschutz geforderten Minimierungsstrategie und haben sich durchgesetzt. Leider aber noch nicht bei allen!! Wenige einzelne, die mehr „gelbe Flächen“ produzieren als unbedingt nötig, schädigen das Image des Weinbaus – ohne Not!

Zu speziellen Hinweisen bezüglich des Verbots von Glyphosat in Wasser- und Quellschutzgebieten und Alternativen dazu siehe Mitteilung Nr. 3 des Heilbronner Rebschutzhinweises vom 14. März 2022.

Verwirrmethode

Wo noch nicht geschehen, sollte schnellstens die Pheromonausbringung erledigt werden.

Düngung

Es wird empfohlen, die Gabe von stickstoffhaltigen Düngern frühestens ab dem Austrieb der Reben vorzunehmen. Ein günstiger Termin liegt vor den nächsten Regenfällen. Ohne Regen erfolgt eh keine Aufnahme in die Pflanze. Generell orientiert sich die Düngehöhe von Stickstoff am Bedarf der Reben, also letztlich an einem vernünftigen Wuchs. Hinsichtlich rechtlicher Vorgaben ist die Düngeverordnung einzuhalten. Betriebe, die auf keinem Schlag mehr als 50 kg/N/ha und 30 kg/P/ha streuen sind von den Verpflichtungen zur Düngeverordnung befreit. Ebenso betrifft dies reine Weinbaubetriebe, die unter 1 ha (rote Gebiete) und unter 3 ha (grüne Gebiete) Rebfläche liegen. Wer über diesen Befreiungswerten (Düngemenge bzw. Flächengröße) liegt, muss sich etwas intensiver mit der Düngeverordnung beschäftigen.

Pflanzrechte Verlängerung

Aufgrund der der Covid-19-Pandemie wurden Weinbaubetriebe möglicherweise daran gehindert, ihre in den Jahren 2020 und 2021 auslaufenden Neuanpflanzungs- und Wiederbepflanzungs-genehmigungen im Jahr ihrer Gültigkeit auszuüben. Um den Verfall dieser Genehmigungen zu vermeiden und das Risiko einer Verschlechterung der Pflanzungsbedingungen zu verringern, ist eine Verlängerung der Gültigkeit dieser Genehmigungen in Kraft getreten.

Neuanpflanzungsgenehmigungen der BLE sowie Wiederbepflanzungsgenehmigungen, die in den Jahren 2020 sowie 2021 ausgelaufen sind, werden rückwirkend bis zum 31. Dezember 2022 automatisch verlängert. Eine Antragsstellung beim zuständigen Regierungspräsidium ist nicht erforderlich.

Auch das „vereinfachte Verfahren“ ist von den Änderungen betroffen:

Beispiel: Rodung im November 2018: Späteste Wiederpflanzung im Rahmen des „vereinfachten Verfahrens“ wäre bis November 2021 (max. 3 Jahre) möglich gewesen; Genehmigung für Wiederbepflanzung verlängert sich nun automatisch bis 31. Dezember 2022. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an das Sachgebiet Weinbau beim zuständigen Regierungspräsidium:
RP Stuttgart: abteilung3@rps.bwl.de oder 0711 904-13312.

Erosion in Jungfeldern

Böden ohne Begrünung in Hanglagen sind bei Starkregenereignissen immer erosionsgefährdet. Alternativ zu einer Strohabdeckung kann auch eine tiefe und grobe Lockerung von Fahrspuren (z.B. Pflanzmaschine oder Traktor) mit dem Tiefenlockerer Erosion vermeiden helfen. Die Furchen wirken dann wie Drainagerinnen, in die das Regenwasser einsickern kann. Wer die Gassenbereiche gleich einsäen möchte, kann mit Hafer extrem schnell zusätzlich zu den anderen Sämereien eine Erstbegrünung erzeugen. Hafer geht nach einem Regenereignis auch auf, wenn er nur oberflächig aufgesät wird.

Bodenpflege

Schon Jahrzehnte bevor das Wort „Biodiversität“ zur Mode geworden ist, gehören die hiesigen Weinberge mit ihrem natürlichen oder eingesäten Bewuchs zu Nektarspendern im Frühjahr für Wildbienen, Hummeln und weiteren Insekten. Löwenzahn, Taubnesseln, Ehrenpreis, Hirtentäschel und viele weitere Pflanzen mit oft nur unscheinbaren Blüten sind ohne Vorschriften „von oben“ automatisch verbreitet. Es grünt und blüht überall in den Weinbergen. Wenn möglich, sollten Mulchgänge nicht zu früh durchgeführt werden, um diese wichtigen Nahrungsquellen für Insekten zu erhalten. Es kann ohne Weiteres in vielen Flächen bis Anfang/Mitte Mai mit der ersten Gassenbearbeitung gewartet werden. Alternierendes Mulchen (jede zweite Gasse in zeitlichem Abstand) ist ebenfalls eine gute Möglichkeit für Biodiversität. Auch das wird schon jahrelang empfohlen!!!! Und von vielen Betrieben praktiziert.

Wildschaden

Nach dem Rebenaustrieb ist auf abgefressene oder abgerissene Rebtriebe durch Rehe zu achten. Lemberger Triebe stehen auf der Speisekarte für Rehe ganz oben. Aber auch andere Sorten werden in gefährdeten Gebieten gerne als Menüergänzung angenommen. Um gegebenenfalls Ersatzansprüche beim Jagdpächter durchsetzen zu können, muss ein Schaden unmittelbar nach Bekanntwerden bei der Gemeindeverwaltung gemeldet werden. Gütliche Einigungen oder ausreichende Vergrämungsmaßnahmen sind immer zu bevorzugen. Im Vordergrund sollten vorbeugende Maßnahmen zur Vergrämung stehen. Das auf Schaf-Fett basierende Mittel „Trico“ hat eine abweisende Wirkung gegen Rehverbiss und ist als Pflanzenschutzmittel zugelassen.

Diesel sparen

Energie und Treibstoffe sind erheblich teurer geworden. Seitens des DLR Neustadt wurde eine Übersicht veröffentlich, bei der es um Einsparmöglichkeiten von Treibstoff geht. Gezielt Kraftstoff einzusparen, bedeutet nicht nur Kostensenkung für den Betrieb, sondern entlastet auch die Umwelt und bedeutet Klimaschutz. Auszugsweise hier einige Anregungen:

  • Oft sind mehrere Schlepper mit unterschiedlicher Leistung auf dem Betrieb. Für einfache Transport- und Pflegearbeiten reicht ein leichter Pflegeschlepper aus, auch wenn dieser weniger komfortabel ist. So kann die Ausbringung von Düngemitteln, Abmulchen oder Walzen der Begrünung oder Transport von Material zum Ausbessern mit leichten Schleppern erfolgen. Eine Übermotorisierung verursacht zusätzliche Kosten.
  • Bodenbearbeitungsmaßnahmen wenn überhaupt, nur so oft wie tatsächlich notwendig und flachgründig beziehungsweise grobschollig durchführen. Eine Faustregel besagt, dass eine 1 cm tiefere Bearbeitung den Spritverbrauch um1 l/ha Bearbeitungsfläche erhöht. In der Praxis kann bei flacher Bearbeitung oftmals schneller und mit größerem Gang gefahren werden. Auch die optimale Bodenfeuchte (nicht zu nass aber vor allem nicht zu trocken) spielt eine große Rolle für den Abscherwiderstand und Werkzeugverschleiß. Generell sind gezogene Werkzeuge (Risser, Scheibenegge) verbrauchsärmer als rotierende Fräsen und Kreiseleggen. Fein bearbeiteter Boden bedeutet für nachfolgende Durchfahrten mehr Schlupf der Reifen und damit mehr Dieselverbrauch. Faustregel: Das Absinken der Reifen um 1 cm im gelockerten Boden erhöht den Kraftstoffbedarf um 10 Prozent durch mehr Schlupf. Der Reifen rollt gegen den Erdkeil, der sich vorne am Reifen auftürmt. Daher möglichst nur begrünte und tragfähige Gassen befahren. Ein geringer Reifendruck (0,8 bar) ist zudem vorteilhaft, der Reifen hat mehr Aufstandsfläche und sinkt weniger ein.
  • Ebenso können Mulchgänge extensiviert oder durch Walzen ersetzt werden. Bei ausreichender Wasserversorgung sollte seltener und höher gemucht werden. Beim Laubschnitt immer den Mulcher mitlaufen zu lassen, ist nicht immer notwendig, dieser dient angehoben als Ballastausgleich. Rebholz kann mit dem ersten Mulchgang gehäckselt werden und solange in der Begrünung verbleiben.
  • Nicht nur Diesel, sondern auch Arbeitszeit sparend sind sinnvolle Maschinenkombinationen. So sollte die Unkrautbekämpfung immer in Kombination mit einer sinnvollen Bodenpflegemaßnahme erfolgen. Moderne Schlepper gestatten Heck-, Front- und Zwischenachsanbau. Auch Überzeilengeräte (Laubschnitt, Pflanzenschutz, Entblätterung) sparen mindestens die Hälfte der Durchfahrten.
  • Durch regelmäßige Wartung lässt sich Sprit sparen und gleichzeitig den Motor schonen. So sollte der Kühler (Gitter) regelmäßig vor Ablagerungen (Löwenzahnsamen) gereinigt werden. Auch der Luftfilter muss regelmäßig ausgeblasen oder getauscht werden. Leichter Regen bindet Staub und Pollen. Die Klimaanlage benötigt besonders viel Energie. Durch Arbeitszeiten in der Frühe oder abends kann auf diese ganz verzichtet werden, sonst wird heruntergeregelt. Auf genügend Profil der Reifen und gleichmäßigen Reifendruck achten. Bei Straßenfahren (Transportarbeiten) ist ein höherer Reifendruck sinnvoll, als im Weinberg. Die wenigsten Schmalspurschlepper haben aber im Gegensatz zum Ackerbau eine Reifendruckregelanlage.
  • Sehr entscheidend für die Zugkraft ist das Ballastieren des Schleppers. Dies spart Kraftstoff, indem die Antriebsenergie gleichmäßig auf die Achsen gelenkt wird und bringt Sicherheit beim Fahren (verringerte Kippgefahr, niedriger Schwerpunkt). Im günstigsten Fall geschieht dies durch die Anbaugeräte im Front und Heckbereich.
  • Nach Möglichkeit die Sparzapfwelle nutzen, um auch bei niedriger Motordrehzahl die zapfwellenbetriebenen Geräte mit hohem Drehmoment anzutreiben. Die Gelenkwellen und Lager sollten regelmäßig geschmiert und an die Geräte angepasst sein.
  • Anbaugeräte richtig einstellen (Pflugkörper, Scheiben, Schare). Verschlissenes Werkzeug (Unwucht oder Abnutzung) tauschen und Mulchmesser nachschärfen.
  • Der wohl wichtigste Faktor ist der Fahrer/in selbst. Durch angepasste Fahrweise (insbesondere bei Autofahrten) und Vermeidung einer starken Beschleunigung oder abruptes Anfahren werden Tankrechnung und Reifen geschont. Vorgewende beim Wenden ausnutzen. Um nicht beim Einfahren jeweils zurückstoßen zu müssen, immer jede 4. Gasse bearbeiten. Hier gilt es ggf., Mitarbeiter/innen zu schulen. Bei 70 Prozent der Nenndrehzahl ist der Spritbedarf in der Regel am geringsten.

Diese Rebschutzmitteilung kann auch im Internet abgerufen werden: https://heilbronn.landwirtschaftbw.de/pb/Lde/Startseite/Fachinformationen/Fachinfo_Weinbau .

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