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Deutschland

Geisenheimer Forschende erwarten Aufschwung für Weintourismus

Der Frühling bringt in diesem Jahr nicht nur wärmere Temperaturen, die zu Ausflügen einladen, sondern auch das vorsichtige Versprechen, dass die umfassenden Lockerungen der Corona-Regeln Gastronomie und Tourismus beleben. Prof. Dr. Gergely Szolnoki vom Institut für Wein- und Getränkewirtschaft der Hochschule Geisenheim ist davon überzeugt, dass sich darüber hinaus grundlegende Trends in Markt und Gesellschaft langfristig positiv auf den Weintourismus in den 13 deutschen Anbaugebieten auswirken werden.

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Der Weintourismus profitiert vom steigenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Individualität.
Der Weintourismus profitiert vom steigenden Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Individualität.Pixabay
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Die Corona-Pandemie und die mit ihr einhergehende abrupte Veränderung des Konsumverhaltens hat auch die Weinbranche stark beeinflusst. Forschungsergebnisse aus dem Bereich Weintourismus zeigten im ersten und zweiten Jahr der Pandemie, dass viele Betriebe kreative Lösungen für die Weiterführung weintouristischer Aktivitäten fanden. Damit konnten sie – zumindest teilweise – die durch den Lockdown verursachten Verluste kompensieren und sogar neue Zielgruppen ansprechen. Gleichzeitig veränderten sich die Konsumenteneinstellungen und -wünsche: Regionaler Tourismus gewann plötzlich deutlich an Bedeutung und diese Entwicklung öffnete den Weingütern neue Türen.

Größere Wertschätzung für einzelne Winzer*innen

Nicht nur dieser Trend spricht nach Aussage von Prof. Dr. Gergely Szolnoki, Professor für Marktforschung an der Hochschule Geisenheim, dafür, dass der Weintourismus in den 13 deutschen Anbaugebieten in den nächsten Jahren einen Aufschwung erfahren wird. „Der Weintourismus wird vom allgemeinen Trend hin zum Individual- und Qualitätstourismus profitieren. Ebenso wird sich das in der gesamten Gesellschaft gesteigerte Bewusstsein für Nachhaltigkeit und den Wert der Natur für das eigene Wohlbefinden positiv auswirken. Dabei handelt es sich nach unserer Einschätzung nicht nur um eine kurzfristige Erholung und die Rückkehr zum Pre-Covid-Niveau; wir erwarten, dass die Bedeutung des Weintourismus für die Weinbauregionen und -betriebe mittel- und langfristig steigen wird“, so der Wissenschaftler. Er beruft sich dabei auf die Ergebnisse zweier Umfragen zum Thema Weintourismus, die er und sein Team 2021 gemeinsam mit dem schwedischen Tourismusunternehmen WineTourism.com durchgeführt haben.

Stärkere Vernetzung aller Tourismusbereiche

Laut Sustainable Wine Tourism Survey, an der rund 1.600 Weingüter aus über 40 Ländern teilnahmen, haben etwa 70 Prozent der Betriebe in Deutschland bereits weintouristische Angebote im Portfolio. „Deutsche Betriebe sind im internationalen Vergleich besonders gut aufgestellt, was die Aktivitäten außerhalb der Weingüter anbelangt. Das kommt dem wachsenden Bedürfnis der Gäste, Tourismus und Bewegung zu verbinden, Natur und Biodiversität zu entdecken, entgegen“, hebt Szolnoki hervor. „Ebenso sind deutsche Betriebe stark, was digitale Angebote anbelangt. Auch hier liegen sie im Trend, denn für viele Konsumentinnen und Konsumenten sind solche Angebote, die sie zeiteffizient in ihren Tagesablauf einbauen können, auch zukünftig noch attraktiv, und ergänzen das weintouristische Angebot vor Ort perfekt.“

Pandemie brachte neue Ideen

Dass die deutschen Weinbaubetriebe das erkannt haben, bestätigt die Wine Tourism Survey „Online Wine Tastings“. Demnach wollen 74 Prozent derjenigen, die Online-Weinproben eingeführt haben, diese in jedem Fall weiterführen, weitere 23 Prozent spielen mit dem Gedanken. Und das ist wenig überraschend: Nur für fünf Prozent der deutschen Betriebe, die sie anboten, waren Online-Weinverkostungen unprofitabel. 

„Prognosen für die Tourismusbranche insgesamt zeigen, dass der Umsatz im Markt für innerdeutsche Reisen jenen des Jahres 2019 in den kommenden Jahren noch übersteigen wird. Die Weinbaubetriebe können davon profitieren, wenn sie nachhaltige und individuelle Angebote entwickeln, die im Einklang mit der Kulturlandschaft stehen, in die sie eingebunden sind“, lautet Szolnokis Fazit.

Weitere Informationen zu Forschung und Wissenstransfer zum Thema Weintourismus an der Hochschule Geisenheim finden Sie unter www.hs-geisenheim.de/winetourism.

1 Kommentare
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  • User_MTQ5Mjc1NQ 03.06.2022 11:31
    Was leider etwas untergeht bei dieser in der Substanz positiven Meldung ist die Tatsache, dass es sich lediglich um eine nur langfristige Prognose handelt. Vielmehr sollten sich die Touristiker und ihre Verbände aufgerufen fühlen, spätestens heute tatkräftige Initiativen zu ergreifen, unseren deutschen Inlands-Weintourismus zu verstärken. Dies geschieht neben der Gästeführer-Ausbildung am besten durch attraktive Angebote im Einklang mit Kultur und Hotellerie/Gastronomie, wie den Kommunen in den Weinbauregionen. Das alles muss auch verstärkt publik und populär gemacht werden. Hierzu bieten sich die verschiedensten Möglichkeiten an, unseren Heimv orteil zu nutzen. Denn die in- und ausländische Konkurrenz alternativer Offerten schläft ja bekanntlich nicht. Jochen Freihold, Weintourismus-Experte
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