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Württemberg

Rebschutzhinweis Main-Tauber-Kreis: Moderat Entblättern

Der Befall von Pockenmilben steigt an, zeigt aber noch keine deutlichen Auswirkungen auf den voraussichtlichen Ertrag. Maßnahmen zur Fäulnisvermeidung im Herbst sollten bereits jetzt anhand von Entblätterung und dem Verzicht auf Stickstoffdüngung und bodenöffnender Bearbeitung nach der Blüte ergriffen werden.

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Über Schäden durch Kälte ist in den Rebanlagen bisher nichts bekannt.
Über Schäden durch Kälte ist in den Rebanlagen bisher nichts bekannt.Pixabay
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Erwartungsgemäß wurde die Rebentwicklung durch die kühleren Temperaturen ausgebremst, in ungünstigen Lagen bewegten sich die Nachttemperaturen zum Wochenbeginn nur ganz knapp oberhalb des Gefrierpunktes. Egal ob die Eisheiligen doch nochmal vorbeigeschaut haben oder die Schafskälte verfrüht eingesetzt hat - über Schäden in den Rebanlagen ist bisher nichts bekannt. Zum Pfingstwochenende hin wird es nun zunehmend schwülwarm mit steigender Gewitterneigung.

Das gezügelte Wachstum verschafft aktuell etwas Luft für letzte Ausbrecharbeiten und notwendige Heftarbeiten vor den möglicherweise turbulenten Gewitterniederschlägen. In den frühesten Lagen hat vereinzelt die Rebblüte begonnen, meist fehlt es jedoch noch an Trieblänge für einen allgemeinen Blütestart. Für die Mehrzahl der Weinberge wird die Hauptblüte daher in der Pfingstwoche erwartet.

Die Niederschläge im Mai sind im gesamten Beratungsgebiet weit unterdurchschnittlich ausgefallen. Auch wenn die Temperaturen aktuell die Verdunstungsraten reduzieren, sorgen Wind und die geringe Luftfeuchte für eine weitere Austrocknung der Oberböden. Dies ist in erster Linie am geringen Wachstum der Begrünungen erkennbar. Für die Reben ist die Versorgung in Ertragsanlagen und tiefgründigen Junganlagen derzeit noch ausreichend. Hingegen macht sich in Junganlagen auf flachgründigen Standorten und insbesondere bei Nachpflanzreben die angespannte Wassersituation deutlich bemerkbar. Es bleibt zu hoffen, dass die angekündigten Gewitterniederschläge zumindest regional etwas Entspannung bringen.

Pflanzenschutz

Das aktuelle Entwicklungsstadium in Verbindung mit der Wetterlage erfordert einen möglichst lückenlosen Schutz insbesondere gegen Oidium und mit steigender Gewittergefahr auch gegen Peronospora. Pilzwiderstandsfähige Sorten (PiWi´s) sollten im Bereich um die Rebblüte ebenfalls mitbehandelt werden.

Bei aktuell anstehenden Behandlungen wird die 2 bis 2,5-fache Basisaufwandmenge empfohlen.

Oidium (Echter Mehltau)

Weiterhin werden Anlagen mit Zeigertrieben gemeldet. Im aktuellen Rebstadium kurz vor bzw. zu Beginn der Rebblüte ist die Infektionsgefahr sehr hoch. Spritzabstände über zehn Tage stellen ein erhöhtes Risiko dar, sich in dieser Phase Infektionen einzufangen.

Grundsätzlich sollten im Mehltaufenster nur die potentesten Wirkstoffgruppen zum Einsatz kommen. Im aktuellen Entwicklungsstadium bieten sich unter Berücksichtigung des Resistenzmanagementes daher in erster Linie Produkte wie zum Beispiel Talendo oder Dynali an. Für eine Behandlung in die Vollblüte bzw. zum Stadium abgehende Blüte sollte dann bevorzugt ein potentes SDHI-Fungizid aus der Wirkstoffgruppe L (das heißt Sercadis, Luna Max oder Luna Experience) eingeplant werden. Der Einsatz von Bicarbonaten (Kumar, Vitisan) ist erst im Nachblütebereich sinnvoll.

Peronospora

Vereinzelt wird inzwischen von sporulierten Ölflecken berichtet. Auch wenn auf den Wetterstationen mitunter noch keine Bodeninfektionen aufgezeichnet wurden, haben an diesen Stellen lokale Regenereignisse für entsprechende Infektionsbedingungen gesorgt. Insbesondere bei vorhandenen Ölflecken könnten die gewittrigen Niederschläge dann am Pfingstwochenende für eine Ausbreitung in der Laubwand sorgen. Um wenig ungeschützten Neuzuwachs an Gescheinen und Blättern zuzulassen, empfiehlt sich ein Behandlungstermin möglichst kurz vor den prognostizierten Infektionsereignissen.

In Regionen in denen noch keine Ölflecken aufgetreten sind, reicht weiterhin der Einsatz eines Kontaktmittels wie zum Beispiel Delan WG, Folpan 80 WDG oder Folpan 500 SC aus.

Insbesondere in Weinbergslagen mit bereits vorhandenen Ölflecken oder bei verstärkter (mehrfacher) Gewittergefahr wird die Zugabe eines phosphonathaltigen Mittels empfohlen (zum Beispiel Veriphos, Foshield oder Phosfik). Alternativ kann Delan Pro (hier ist die Kontaktkomponente bereits enthalten) zum Einsatz kommen.

Sollte sich im Anschluss an die Gewitterfront auch in der kommenden Woche wechselhafte, peronosporafreundliche Witterung einstellen, sind in der Blühphase tiefenwirksame Mittel (wie zum Beispiel Profiler, Zorvec Zelavin Bria oder auch andere Produkte) potenter einzustufen als reine Kontaktfungizide.

Pockenmilben

In vielen Anlagen ist leichter bis mittlerer Pockenmilbenbefall zu sehen.
Befälle an Gescheinen sind überwiegend nicht ertragsrelevant. Um eine Aufwanderung auf zuwachsende Blätter zu verhindern sollte dort weiterhin die Nebenwirkung von Netzschwefelpräparaten zur Eindämmung ausgenutzt werden.

Fäulnisvermeidung

Weinbauliche Verfahren stehen grundsätzlich im Vordergrund, um Befall durch Botrytis und Essigfäule im Herbst vorzubeugen. Dazu gehören eine lockere Traubenzone durch moderate „Entblätterung“ unmittelbar nach der Blüte, keine Stickstoffdüngung nach der Blüte und möglichst Verzicht von öffnender Bodenbearbeitung ab der Blüte.

Zusätzlich kann durch den Einsatz von Biowachstumsregulatoren wie Gibb3, Berelex 40 SG oder Regalis Plus die Verrieselungsneigung und/oder Jungfernfrüchtigkeit gefördert werden. Das Anwendungsfenster aller Präparate ist Vollblüte (d.h. 30 - 50 Prozent abgeworfener Käppchen), eine genaue Beobachtung der Bestände zur Festlegung des Termins ist unerlässlich. Die ausgeprägten Lagenunterschiede in diesem Jahr erschweren die Terminierung.

Mit den Präparaten darf nur eine Soloanwendung in die Traubenzone erfolgen, zur allseitigen Benetzung der Gescheine muss jede Reihe befahren werden. Achten Sie auf eine optimale Einstellung ihres Applikationsgerätes (Düsenverteilung, Einströmungswinkel in die Laubwand, geringe Luftleistung).

Bevorzugt wird empfohlen in den späten Abend- bzw. frühen Morgenstunden zu behandeln. Bei feuchten Bedingungen (ganztägig hohe Luftfeuchtigkeit >70 Prozent) sollte die Konzentration verringert werden. Vorsicht in schwachwüchsigen und zum Beispiel durch Chlorose gestressten Anlagen.
Grundsätzlich kann der Einsatz von Wachstumsregulatoren zu einer Ertragsreduktion führen. Fäulnisbefall im Herbst bedingt einen höheren Leseaufwand und zwingt zum Verwerfen der Faulfraktion. Die Anwendung macht daher vor allem in Anlagen Sinn, welche regelmäßig zu Fäulnis durch Abdrücken der Beeren neigen.

Die Sortenempfehlungen und speziellen Einsatzbedingungen der Produkte sind den Gebrauchsempfehlungen auf den Mittelpackungen zu entnehmen.

Chlorose

In aufgehellten Rebanlagen, die noch nicht mit der Blüte begonnen haben, kann noch ein Eisenpräparat als Blattdünger eingesetzt werden. Auf die Mischungsverträglichkeit (nicht mit Profiler!) ist zu achten. Aufgrund der Temperaturen sind Blattverbrennungen derzeit nicht zu befürchten, während der Blüte sind aber Blattdüngerzusätze aufgrund der erhöhten Verrieselungsgefahr kritisch zu sehen. Die Eisenchelate oder -citrate sind nach Herstellerangaben anzuwenden. Bei Überkonzentrierung oder Mischungen mit Pflanzenschutzmitteln kann es zu Verbrennungen führen. Die Anwendung sollte daher möglichst bei bedecktem Himmel, abends bzw. frühmorgens erfolgen. Leichte Chlorosen verwachsen in der Regel auch ohne Behandlung von selbst wieder.

Sonstige Hinweise

Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zu den Themen Anwenderschutz https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/04_Pflanzenschutzmittel/04_Anwender/03_Schutzausruestung/psm_Schutzausruestung_node.html und Bienenschutz- sind zu beachten.
Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegrändern und Böschungen ist nicht zulässig!
Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.
 

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