Rebschutzhinweis Heilbronn: Rote Sorten stärker entblättern
Es wird geraten, so lange wie möglich mit dem ersten Gipfeln zu warten, um kompakte Traubenentstehung zu vermeiden. Es ist allerdings in vielen Lagen bereits an der Zeit, mit dem Entblättern zu beginnen. Dabei sollte die Intensität des Entblätterns auf die Sorte, Lage und Witterungsverhältnisse abgestimmt werden.
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Einzelne Nachzügler und stärker hagelgeschädigte Anlagen blühen noch. Überwiegend ziehen die Beerchen aber nun an. Eine gewisse Bandbreite vor allem innerhalb des Stockes ist dieses Jahr festzustellen. Während die ersten Trauben am Stock bereits anziehen befinden sich einzelne Gescheine noch in der Blüte. In exponierteren Lagen befinden sich die Reben bereits im Stadium Schrotkorngröße. Die aktuell hochsommerlichen Temperaturen lassen das Beerenwachstum rasant fortschreiten. Von nennenswerten Verrieselungsschäden ist aktuell nicht auszugehen. Peronospora ist zwar zu finden, jedoch auf geringem Niveau. Der Fokus des Pflanzenschutzes ist strategisch nach wie vor auf empfindliche Mehltausorten auszurichten.
Viele Anlagen ragen weit über den oberen Draht hinaus und erste Flächen, vor allem Dornfelder, werden bereits gegipfelt. Grundsätzlich sollte so lange wie möglich mit dem ersten Gipfeln gewartet werden. Ein zu frühes Gipfeln fördert das Entstehen kompakter Trauben. Bevor jedoch die Gefahr besteht, dass die Rebtriebe abkippen und brechen, ist abzuschneiden.
In frühen Lagen, in denen die Blüte bereits durch ist, kann angefangen werden die Traubenzone zu entblättern. Eine frühe Entblätterung der Traubenzone in den ersten zwei bis drei Wochen nach der Blüte hat sich bewährt. Trotz der gemeldeten hohen Temperaturen sind in diesem frühen Stadium der Beerenentwicklung keine Hitzeschäden zu erwarten. Generell rote Sorten stärker, weiße Sorten etwas dezenter entblättern. Süd- und Westseite weniger stark, Nord- und Ostseite generell etwas mehr. Vor allem bei der Mehltaubekämpfung empfindlicher Sorten (vor allem Trollinger) ist die frühe Entblätterung eine wichtige Maßnahme.
Der Einsatzfenster für die pneumatische Entblätterung (Druckluftentblätterung) öffnet sich jetzt.
Der empfohlene Spritzabstand liegt aktuell bei circa zehn Tagen.
Pflanzenschutz
Peronospora
Das Niederschlagsrisiko wird bei aktuellen Wetterprognosen als gering eingestuft. Bei anstehenden Behandlungen genügt ein Kontaktfungizid wie zum Beispiel Delan WG oder Folpan 500 SC oder Folpan 80 WDG. Aufgrund von geringem Peronosporadruck und immer weniger Blattfläche, welche sich im Wachstum befindet, kann in unkritischen Beständen auf den Einsatz eines mittels mit systemischer Komponente nun verzichtet werden. Dies gilt vor allem dort, wo unmittelbar nach geplanten Pflanzenschutzmaßnahmen der Laubschnitt ansteht. Für etwas mehr Schutz, besonders an den jungen Beeren, sorgen tiefenwirksame Mittel wie Orvego, Enervin F und Ampexio.
Oidium
Das Mehltaufenster ist zurzeit immer noch geöffnet und die Beerchen sind bis Erbsengröße hochanfällig. Da der diesjährige Befallsverlauf noch nicht abgeschätzt werden kann, wird empfohlen in empfindlichen Sorten und gefährdeten Lagen auf gute Applikationsqualität wert zu legen. Dies wird durch Befahren jeder Gasse erreicht. Wer dies aus Zeitgründen nicht durchführen kann, sollte mindestens die Fahrgeschwindigkeit anpassen. Dies ist vor allem in dichten, noch nicht entblätterten Anlagen, vor allem bei anfälligen Sorten (insbesondere Trollinger) zu empfehlen. In Nachzüglerflächen, wo noch nicht geschehen, wird empfohlen, einmalig in die abgehende Blüte eines der Mittel aus der „L“-Gruppe (Luna Experience, Luna Max oder Sercadis) zu verwenden. Wer dies bereits bei der letzten Behandlung verwendet hat, muss jetzt zwingend einen Wechsel auf Dynali („R/G“), Talendo („J“) oder wo noch nicht eingesetzt Prosper Tec (bis ES 75)/ Spirox (bis ES 71) vornehmen. Prosper Tec und Spirox nicht bei vorherigem Einsatz von Luna Max einsetzen. Wichtig für einen langfristigen Erhalt der Wirkung der Mittel ist der konsequente Mittelwechsel. Nur durch konsequenten Wechsel der Mittelgruppen (siehe Buchstabeneinteilung) kann der Aufbau von Resistenzen vermieden und auf einen ausreichenden Bekämpfungserfolg gehofft werden. Auch Collis und das Botrytismittel Cantus und Kenja tragen den Resistenzbuchstaben „L“!
Kritische Bestände mit Vorbefall oder in der Umgebung von Befallsflächen sollten von jetzt an gut beobachtet werden. Je früher Oidiumbefall festgestellt wird, umso größer sind die Aussichten diesen zum Stoppen zu bringen. Bicarbonate können bei hohen Temperaturen Verbrennungen hervorrufen. Besonders bei mehrmaligem Einsatz ohne zwischenzeitliche Niederschläge. Im Zweifel oder bei Wiederholungsbehandlungen, zur Schonung der Laubwand, Traubenzonenbehandlung durchführen.
Informationen zu Oidium- Stoppmaßnahmen finden sie auf der Internetseite des Landwirtschaftes Heilbronn (Fachinformationen Weinbau).
PIWI’s noch bis Stadium Erbsengröße mitbehandeln.
Botrytis
Innerhalb der nächsten zwei Wochen ist mit dem Rebstadium Traubenschluss bei dichtbeerigen Sorten zu rechnen. Dort wo ausreichend Wasser verfügbar ist, kann mit einem starken Beerenwachstum in den nächsten Tagen gerechnet werden. Für kompakte Traubensorten kann vor Traubenschluss ein Spezialbotrytismittel eingesetzt werden. Bei den Botrytismitteln Cantus und Kenja ist darauf zu achten, dass hier eine Resistenz-Verwandtschaft zu Oidiumpräparaten mit dem Buchstaben „L“ (Collis, Luna Max, Luna Experience, Sercadis) besteht. Bei lockerbeerigen Sorten kann auf Spezialbotrytizide verzichtet werden.
Chlorose
Bei Bedarf kann nach der Blüte bei anstehenden Behandlungen der Einsatz von eisenchelathaltigen Blattdünger Abhilfe schaffen. Bezüglich der Mischbarkeit eventuell auch mit anderen Blattdüngern sind grundsätzlich die Anwendungshinweise auf den Packungen zu beachten. Auch über die Tropfbewässerung kann durch einen Düngerzusatz in stark betroffenen Flächen eine Verbesserung der Symptome erreicht werden. Dieses Verfahren ist allerdings sehr kostenintensiv und sollte nur bei starker Kosten/ Nutzen- Abwägung in Betracht gezogen werden. Eine effektive Maßnahme bei starker Chlorose an Einzelstöcken, ist das Einbringen von Eisenchelat mittels Lanzen.
Sonstiges und Mittelmenge
- Je nach Entwicklungsstand der Rebflächen, sind bei anstehenden Behandlungen der 3,5 bis 4-fache Basisaufwand anzuwenden.
- Die Entnahme von Weinblättern durch Dritte für die Zubereitung von Speisen bewirkt immer mal wieder Ärger beim Winzer, vor allem wenn dies in größerem Umfang geschieht. Zusätzlich erzeugen die verwendeten Pflanzenschutzmittel nicht tolerierbare Rückstände für den Verzehr. Die Rückstandshöchstwerte auf Traubenblättern liegen sehr viel niedriger als die auf Trauben. Daher sollte auf keinen Fall die Entnahme mit der Erlaubnis des Bewirtschafters erfolgen.
- Erzeuger von Tafeltrauben müssen an die entsprechende Zulassung der Pflanzenschutzmittel denken. Dies gilt auch für Keltertraubenanlagen aus denen später möglicherweise Esstrauben geschnitten und in den Verkehr gebracht werden.
- Gerätereinigung niemals in der Nähe von Hofeinläufen. Restbrühe oder Reinigungswasser mit Mittelrückständen darf keinesfalls in die Kanalisation!
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz und der persönlichen Schutzausrüstung, sind immer zu beachten. Diese Rebschutzmitteilung kann auch im Internet abgerufen werden: https://heilbronn.landwirtschaft bw.de/pb/Lde/Startseite/Fachinformationen/Fachinfo_Weinbau.
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