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Württemberg

Rebschutzhinweis Main-Tauber-Kreis: Trockenstress nimmt zu

Der trockene Wind und die anhaltend hohen Temperaturen zehren an den Wasserreserven. Zunehmend ist den Rebanlagen der Trockenstress anzusehen. Ein vorübergehender Stillstand der Rebentwicklung ist möglich. Immerhin sinkt bei den derzeitigen Witterungsverhältnissen die Ausbreitungsfähigkeit des Oidiumpilzes.

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Bei frühen roten und weißen Sorten ist eine beginnende Verfärbung zu erkennen.
Bei frühen roten und weißen Sorten ist eine beginnende Verfärbung zu erkennen.Pixabay
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Allgemeine Situation

Ein sehr stabiles Azorenhoch hat ganz Europa fest im Griff und beschert uns die derzeitige Hitzewelle mit Temperaturen bis 39° Celsius und extremer Trockenheit. Weiterhin zehrt der sehr trockene Wind an den letzten Wasserreserven. Der sichtbare Trockenstress weitet sich zusehends auch auf ältere Anlagen aus. Maßvolle Bewässerungsmaßnahmen sind daher wo technisch umsetzbar weiterhin anzuraten.

Von Donnerstag bis Sonntag bewegen sich die Temperaturen um die 30°-Marke, ehe sich dann zu Beginn der kommenden Woche eine neue Hitzewelle aufbauen soll. Abgesehen von vereinzelten Schauern und Gewittern am heutigen Abend sind weiterhin keine Niederschläge in Sichtweite.

Bei frühen Rotweinsorten wie Regent oder Acolon ist eine beginnende Verfärbung zu erkennen, auch bei frühen weißen Sorten (Solaris unter anderem) werden die ersten Beeren hell. Die weitere Entwicklung der Reben und der Reife ist in den kommenden Wochen hauptsächlich vom verfügbaren Wasser abhängig. Starke Trockenheit in Verbindung mit überlasteten Anlagen kann zu einem (vorübergehenden) Stillstand der Rebentwicklung führen. Immer wieder sind Anlagen mit sehr hohen Traubenzahlen und einem zu erwartenden Überertrag zu finden. Ertragsregulierende beziehungsweise qualitätsfördernde Maßnahmen sind daher in Erwägung zu ziehen und sollten abgeschlossen sein bevor die Beeren weich werden. Dies gilt insbesondere auch für KEF-gefährdete Rebsorten.

Sonnenbrandschäden sind bisher an den meisten Sorten nur an einzelnen Beeren beziehungsweise hauptsächlich an exponierten Trauben zu sehen, der anfällige Trollinger zeigt je nach Entblätterungsintensität und Exposition auch stärkere Schädigungen. Geschädigte Beeren werden rasch eintrocknen, je nach Ertragsniveau und Rebsorte ist die leichte Ausdünnung sogar positiv zu sehen. Aufgrund der angekündigten Temperaturen in Verbindung mit der angespannten Wassersituation könnten die Schäden in den kommenden Wochen noch weiter zunehmen. Entblätterungsmaßnahmen sollten daher nach wie vor nicht durchgeführt werden, auch ein erforderlicher Laubschnitt sollte erst in einer kühleren Phase eingeplant werden.

Pflanzenschutz

Die Abschlussbehandlung ist spätestens im Laufe der ersten Augustwoche einzuplanen. Aktuell sollten nur noch Mittel mit einer Wartezeit unter 35 Tagen eingesetzt werden. Beachten Sie unbedingt die Vorgaben ihrer Erzeugerorganisation hinsichtlich Terminierung und Mittelwahl!

Bei anstehenden Behandlungen ist grundsätzlich der vierfache Basisaufwand beziehungsweise die höchstzugelassene Aufwandmenge anzuwenden. Bei den derzeit vorherrschenden hohen Temperaturen sind Pflanzenschutzbehandlungen vornehmlich in den frühen Morgen- beziehungsweise Abendstunden durchzuführen.

Notwendige Herbizidmaßnahmen sollten ebenfalls rechtzeitig vor der Abschlussbehandlung unter Beachtung der Wartezeiten durchgeführt werden.

Oidium (Echter Mehltau)

Die Infektionsanfälligkeit der Beeren nimmt jetzt ab. Die heiße, trockene Witterung ist zudem für den Oidiumpilz nicht zuträglich. Vor allem in Anlagen, die bereits leichten Befall gezeigt haben, ist jedoch weiterhin eine gute Kontrolle anzuraten, damit sich der Befall nicht unbeobachtet ausbreiten kann! In gefährdeten Flächen, zum Beispiel bei Mehltaubefall in der Nachbarschaft, bringt ein nach wie vor etwas engerer Spritzabstand mehr Sicherheit.

Bei einer aktuell anstehenden Behandlung kann in unkritischen Anlagen reine Azolpräparate (Wirkstoffgruppe „G“) wie Topas oder Sarumo (nur bis Ende Traubenschluss BBCH 79) eingesetzt werden. Noch vorhandene Restbestände der Produkte Systhane und Misha sind in dieser Saison aufzubrauchen. Die Mittel Vivando oder Kusabi können, sofern in dieser Saison noch nicht verwendet, ebenfalls zum Einsatz kommen.

Alternativ (beziehungsweise in Befallsanlagen ergänzend) zu den organischen Produkten sind auch Bicarbonatprodukte wie Vitisan + Netzmittel bzw. Kumar möglich.
Aber Vorsicht: Wenn es zwischen dem mehrfachen Einsatz von Bicarbonaten nicht regnet und bei voller Sonne auf schwächer wüchsige Anlagen behandelt wird, kann es zu Wasserentzug an den Blättern und dadurch zu braunen Blatträndern kommen.

Sofern von Seiten des Vermarktungsbetriebes erlaubt, kann dann auch bei der Abschlussbehandlung ein Oidiumpräparat eingesetzt werden, dies bewirkt in erster Linie einen Schutz vor Spätbefall an den Blättern.

Peronospora

Für die aktuell anstehende Behandlung genügt der Einsatz eines möglichst raubmilbenschonende Kontaktfungizides mit kurzer Wartezeit (zum Beispiel Folpan SC/ Folpan WDG). Aufgrund des guten Gesundheitszustands der Bestände, des niedrigen Infektionsdrucks und aus Gründen der Pflanzenschutzreduktion kann für die Abschlussbehandlung vorzugsweise eines der am Markt befindlichen Kupfermittel (allesamt mit 21 Tagen Wartezeit) eingeplant werden.

Botrytis

Bei der vorherrschenden Witterung ist das Fäulnisrisiko derzeit als sehr gering einzustufen. Weinbauliche Maßnahmen stehen bei der Bekämpfung sowieso im Vordergrund und sind mitunter zielführender und effizienter als ein Einsatz von Spezialbotrytiziden. Nur sofern sich die Witterung in den nächsten Wochen botrytisfreundlicher gestalten würde, könnte bei kompakten Rebsorten und in Premiumanlagen ein Einsatz dieser Mittel zum späten Zeitpunkt einen gewissen Zusatzschutz bieten. Allerdings hilft diese Maßnahme generell nicht gegen Aufplatzen und Abdrücken der Beeren.
Bei zweimaligem Einsatz eines Botrytizids in der Saison ist zwingend auf einen Wirkstoffgruppenwechsel zu achten.

Bezüglich eines Botrytizideinsatzes zum späten Zeitpunkt sind die Vorgaben der Vermarktungsbetriebe zwingend einzuhalten.

Sonstige Hinweise

Umstrukturierung: Anträge für Pflanzungen in 2023 sind aktuell noch nicht verfügbar. Sobald die Formulare vorliegen, werden diese über den Mailverteiler versandt. Antragsfrist ist der 31. August 2022 (bitte vormerken!).

Die Zugabe von Mg-haltigen Blattdüngern zur Vermeidung von Stiellähme kann weiterhin erfolgen. Bittersalz Anwendungen bei großer Hitze sind jedoch zu vermeiden. Es ist auf eine gute Benetzung des Traubengerüstes zu achten. Zudem unbedingt die Anwendungsempfehlung (Gebrauchsanleitung) in Kombination mit Pflanzenschutzmitteln beachten.

Anwendungsbestimmungen und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zu den Themen Anwenderschutz https://www.bvl.bund.de/DE/Arbeitsbereiche/04_Pflanzenschutzmittel/04_Anwender/03_Schutzausruestung/psm_Schutzausruestung_node.html und Bienenschutz- sind zu beachten.

Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegrändern und Böschungen ist nicht zulässig!
Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen.
Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.

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