Rebschutzhinweis Main-Tauber-Kreis: Kirschessigfliege hat es schwer
Eine gute Seite hat die seit vielen Wochen andauernde Trockenheit wenigstens: Die Gefahr durch die Kirschessigfliege für den Weinbau ist in diesem Jahr gering. Da viele ihrer Wirtspflanzen vertrocknet sind, kann sie sich nur schwerlich vermehren. Außerdem ist die Beerenhaut der Trauben durch die Austrocknung sehr robust und vor Eiablage geschützt.
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Allgemeine Situation
Der extrem heiße und trockene Sommer hat die gesamte Vegetation vieler landwirtschaftlicher Kulturen stark beeinflusst. Durchweichende Niederschläge gab es über die Sommermonate hinweg (wenn überhaupt) nur bei punktuellen Gewitterereignissen. In den trockensten Gemarkungen im Beratungsgebiet sind seit Ende April noch nicht mal 60 Liter Regen pro Quadratmeter zusammengekommen.
Vor allem junge Ertragsanlagen im Alter bis zu etwa zehn Jahren leiden massiv unter der Trockenheit. Aber auch ältere Rebanlagen mit hohem Ertragspotenzial, Minimalschnittanlagen und Anlagen auf schlecht wasserhaltenden Böden zeigen mitunter massive Trockenschäden in der Traubenzone. Im Extremfall sind die Blätter verdürrt und ganze Stöcke entlaubt. Allgemein muss man sich dennoch auf vielen Standorten wundern, wie „gut“ unsere Reben die sommerliche Hitze und außergewöhnliche Trockenheit auch ohne Zusatzbewässerung überstanden haben.
Sofern überhaupt Wasser zur Verfügung steht, wird über viele Wochen hinweg mit einem enormen Zusatzaufwand meist mittels Tropfbewässerung versucht das Schlimmste abzuwenden. Die Erfahrung aus diesem Jahr lehrt wieder einmal, dass besonders in jüngeren Anlagen ein rechtzeitiger Beginn und regelmäßiger Turnus der Wassergaben vonnöten ist, um die Anlagen gut und sicher über eine lange Trockenphase zu bekommen.
Nach wie vor haben die Trauben einen Entwicklungsvorsprung von etwa 14 Tagen und der Gesundheitszustand ist in den meisten Anlagen hervorragend.
Nur punktuell spielt der Fraß von Rehen, Vögeln, Wespen, Mäusen oder Ameisen eine Rolle, Gegenmaßnahmen sind bei diesen tierischen Traubenfressern jedoch nur schwer umsetzbar.
Dort wo die Bodenwasservorräte noch gesichert sind beziehungsweise über Bewässerung das Defizit zumindest teilweise ausgeglichen werden konnte, macht die Traubenreife erfreuliche Fortschritte. Wo Wasser der begrenzende Faktor für die Entwicklung ist, geht die Reife aktuell entsprechend langsamer vonstatten oder stagniert ganz. Auffällig sind besonders in gestressten Anlagen hohe Unterschiede in Färbung und Entwicklung innerhalb eines Stockes oder gar am Trieb. Die Beeren stark gestresster Reben füllen sich kaum mit Flüssigkeit und bleiben klein, teils sind sie bereits welk. Ob hier eine Entlastung noch wesentliche Vorteile für den Rebstock hat, kann zumindest angezweifelt werden. Um Bittertöne zu vermeiden ist es aber sinnvoll, unterentwickelte und welke Trauben vor der Lese zu verwerfen.
Mit einem allmählichen Lesebeginn ist aus heutiger Sicht spätestens ab dem 12. September zu rechnen.
Kirschessigfliege
Aufgrund der seither trocken-heißen Witterung ist es nach wie vor ruhig hinsichtlich der Kirschessigfliege. Zudem sind die für eine Vermehrung bevorzugten Wirtspflanzen wie Brombeeren und Holunder vielfach schlichtweg vertrocknet. Darüber hinaus ist bei allen Rebsorten die Beerenhaut durch die zurückliegend sehr intensive Strahlung und Trockenheit sehr robust, was die Eiablage auch bei gefährdeten Rebsorten zusätzlich erschwert.
Im Rahmen des KEF Monitorings wurde bisher landesweit keine nennenswerte Eiablage registriert. Einen tagesaktuellen Überblick erhalten Sie über die Plattform Vitimeteo-Monitoring: https://www.vitimeteo.de (→ Monitoring → bei Klasse „Probe/Bonitur“ die Gruppe „Schädling“ auswählen → Objekt „KEF Eiablage Probe“ auswählen).
Die aktuelle Situation wurde am 24. August auch im Rahmen der KEF-Arbeitsgruppe beim Weinbauverband Württemberg diskutiert. Als Ergebnis kann festgehalten werden: Ein schneller Populationsaufbau gilt auch bei kühlerer und vorübergehend feuchterer Witterung als unwahrscheinlich.
Somit ist die Gefahr für den Weinbau in diesem Jahr sehr gering. Rein vorbeugende Behandlungen gegen KEF sind nicht zielführend und daher als sinnlos zu betrachten! Frühe Sorten wie zum Beispiel Acolon, Dornfelder, Regent und Cabernet Dorsa hätten die Lesereife erreicht, wenn es tatsächlich noch kritisch werden sollte. Nur bei sich massiv ändernder Wetterlage besteht theoretisch noch eine Restgefahr für die gefährdeten Spätsorten, also in erster Linie die Rebsorte Trollinger. Aktuell deutet jedoch überhaupt nichts darauf hin. Sollte sich an der Situation etwas ändern, wird wieder informiert.
Weitere Informationen zur KEF entnehmen Sie bitte dem aktuellen Merkblatt von LVWO Weinsberg und WBI Freiburg mit den Empfehlungen zur Kirschessigfliege im Weinbau https://wbi.landwirtschaft-bw.de/pb/site/pbs-bw-mlr/get/documents_E24809135/MLR.LEL/PB5Documents/wbi/015%20Rebschutzhinweise/WBI_2022%20Rebschutzhinweise/Empfehlungen%20KEF%20im%20Weinbau%202022-V2.pdf
Umstrukturierungsverfahren 2023 - Antragsfrist 31. August 2022
Bitte denken Sie daran, dass der letzte Abgabetermin des Umstrukturierungsantrags für Rebpflanzungen bzw. Tropfbewässerung am 31. August 2022 ist. Bis dorthin müssen die Anträge am zuständigen Landwirtschaftsamt eingegangen sein!
Terminhinweis
Der Weinbauverband Württemberg bietet in Zusammenarbeit mit Rebe & Wein am 07. September 2022 um 19 Uhr ein Online-Seminar zum Thema „Oenologie - Herausforderungen des Jahrgangs 2022“ an. Referent ist Simon Bachmann vom Kellerteam der LVWO Weinsberg. Eine Anmeldung ist über die Ulmer-Akademie https://www.ulmer-akademie.de/uaksd-7192905/oenologie-herausforderungen-des-jahrgangs-2022-.html?FILTER=195889&PCMD=~094D49443D313931343634&UID=0E62904D62FB9707D28A047A9462C8F65A083E0CB279 erforderlich.
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