Rebschutzdienst Heilbronn - Weinbauberatung
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Zu Beginn der Fronleichnamswoche soll es aber schon wieder etwas wärmer werden. Die zurückgehenden Temperaturen werden zumindest dafür sorgen, dass es keine Turboblüte geben wird. Aus Erfahrung der letzten Jahre wurde deutlich, dass das natürliche Verrieslungsrisiko bei „normalen“ Temperaturen gering ist. Erst tiefe einstellige Nachttemperaturen behindern die Befruchtungsrate nennenswert. Für die Anwendung von Biowachstumsregulatoren wie Gibb 3, Berelex 40 SG oder Regalis ist entscheidend, ob es zu nachhaltigen Blühverzögerungen kommt. Diese Tendenz ist momentan nicht in Sicht, so dass für Weinberge, die zu sehr kompakten Trauben neigen, der Einsatz eines Biowachstumsregulators in die Vollblüte eingeplant werden sollte.
Trotz des extremen Niederschlagsdefizits seit Februar zeigen sich die Reben überwiegend frohwüchsig. Beginnende Trockenstresssymptome zeigen sich durch aufstellende und verkümmernde Triebspitzen. Besonders junge Anlagen auf Trockenstandorten sind da besonders gefährdet. Bei frisch gepflanzten Junganlagen sollte vor der Entscheidung einer Wassergabe immer erst mit dem Spaten geprüft werden, wie feucht es noch im Bereich der Fußwurzeln ist. Bei Sichtbarwerden der ersten Stresssymptome darf mit einer Wassergabe nicht länger zugewartet werden, da ansonsten das Wiedereinsetzen des Wachstums enorm verzögert wird. Besonders wuchsempfindlich durch Trockenheit sind virusbefallene Bestände und hier im Besonderen der Lemberger. Die Spritzabstände um die Blüte herum sollten eng gewählt werden, insbesondere wegen des aktuell sehr hohen Befallsrisikos durch Oidium. Mit Ausnahme der für Oidium unanfälligen Burgundersorten ist das Risiko groß, momentan mehr als 10-11 Tage Spritzabstand einzuplanen.
Peronospora
Bisher wurde lediglich ein Ölfleck aus dem Neckartal gemeldet. Die Bedingungen für eine oberirdische Verbreitung der Sporen waren seither eher ungünstig, so dass bezüglich Peronospora derzeit noch von einem niederen Befallsdruck auszugehen ist. Für die anstehende Behandlung ist ein Kontaktfungizid ausreichend, insbesondere wenn vor Regen behandelt wird. Zur Steigerung der natürlichen Abwehrkraft gegen Peronospora und zur Verbesserung der Nährstoffversorgung kann zum Kontaktfungizid der Zusatz eines Präparates mit Phosphoriger Säure empfehlenswert sein.
Oidium
Der witterungsbedingte Infektionsdruck ist hoch. Entscheidende Wirkungssicherheit bei der Oidiumbehandlung bringen potente organische Mittel der neueren Wirkstoffklassen. Dazu gehören in der jetzigen Entwicklungsphase grundsätzlich alle Präparate außer Netzschwefel, Topas und Systhane. Wichtig ist immer, Abwechslung in die Mittelreihenfolge zu bringen, um Resitenzentwicklungen vorzubeugen. Dabei muss unbedingt die Einteilung der Wirkstoffe in Resistenzklassen beachtet werden. Genauere Hinweise dazu gibt es auf den Internetseiten der LVWO Weinsberg oder auch des Landwirtschaftsamtes.
Biowachstumsregulatoren GIBB 3, Berelex 40 SG und Regalis
Zur Auflockerung des Stielgerüstes und zur vorbeugenden Bekämpfung von Essigfäule stehen mittlerweile verschiedene Mittel zur Verfügung. Regalis wird für sehr kompakte Rieslingweinberge empfohlen. GIBB 3 oder Berelex 40 SG wird besonders bei den Sorten Spätburgunder, Grauburgunder, Weißburgunder, Schwarzriesling und Portugieser empfohlen. Es wird darauf hingewiesen, dass es durch den Einsatz dieser Mittel zu Ertragsreduktion kommen kann. Auf der anderen Seite ist in Fäulnisweinbergen durch die Notwendigkeit einer selektiven Lese und der dadurch zu verwerfenden Faulfraktion ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Ertragsminderung vorgegeben. Ganz besonders für Vollernter-Flächen ist der Einsatz der genannten Produkte bei gut verlaufender Blüte sinnvoll. Die speziellen Einsatzbedingungen der Produkte sind den Gebrauchsempfehlungen auf den Mittelpackungen zu entnehmen.
Rückrufaktion von Pflanzenschutzmitteln
In Produkten mit dem Wirkstoff Folpet sind teilweise Verunreinigungen mit dem Wirkstoff Captan aufgetreten. Einzelne bestimmte Chargen der Mittel Pergado, Ridomil Gold Combi, Universalis (Firma Syngenta), Folpan 80 WDG, Folpan 500 SC und Sanvino (Firma Feinchemie) werden zurückgerufen. Die Firma BASF hat bis zu ihrer abschließenden Beurteilung das Mittel Forum Star für den Einsatz gesperrt. Nähere und ggf. aktualisierte Informationen zu den betroffenen Chargen und Produkten erhalten Sie vom Landhandel.
Mittelmenge
Ausgehend von der momentanen Rebenentwicklung in wüchsigen Lagen und Sorten ist der 2,5 bis 3-fache Basisaufwand notwendig. Dies entspricht einer Berechnungsgrundlage von 1000 - 1200 Liter Brühe je ha. Die tatsächliche Wasseraufwandmenge je ha sollte bei max. 500 Liter/ha liegen. Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.
Diese Rebschutzmitteilung kann auch im Internet abgerufen werden.
LRA Heilbronn
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