Rebschutzdienst Heilbronn - Weinbauberatung
Bei wechselhafter und mäßig warmer Witterung lässt der Hochsommer immer noch auf sich warten. Eine stabile Hochdruckphase ist noch nicht in Sicht. Regenmengen zwischen 50 und 100 Liter seit dem Monatswechsel bringen zuerst einmal Entspannung in Bezug auf die Wasserversorgung der Reben.
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Heftigste Gewitterniederschläge führten auf offenen Böden zu teils sehr starker Erosion. Kritisch in Bezug auf Erosion sind auch die Fahrspuren besonders bei schmalen Gassen. Besserung dahingehend ist nur in Sicht, wenn zukünftig die Bereifung optimiert werden kann. Dafür sind Gassenbreiten um die 2 m notwendig. Weit verbreitete Begrünung hat letztlich aber großflächige Erosion verhindert. So gehören massive Schlammansammlungen durch die heutige nachhaltige Bewirtschaftungsweise der Vergangenheit an. Mehrmals sind auch lokale Hagelschäden aufgetreten. Direkte Behandlungen nach und gegen Hagelschaden mit Botrytismitteln machen erfahrungsgemäß in dem jetzigen Rebstadium keinen Sinn. Allerdings kann es jedoch wegen Teilabwaschung des Spritzbelages nötig sein, bei extremen Starkregen den nächstfolgenden Termin um einige Tage vorzuverlegen. Der Grenzzeilenbereich bei Junganlagen sollte zur Verhinderung unnötiger Bodenverdichtungen von einer Befahrung so weit möglich verschont werden. Wichtig ist, dass sich Weinbergsnachbarn gegenseitig absprechen und Verständnis zeigen. Eine Dauerbegrünung ist hier frühestmöglich anzustreben.
Durch den Regen wird der Laubzuwachs weiter angeheizt. Triebiger Wuchs erhöht generell die Anfälligkeit gegenüber Pilzkrankheiten. Deshalb wird empfohlen, den Boden nicht mehr zu bearbeiten, sondern nur noch zu mulchen. Dies ist gleichzeitig eine wichtige vorbeugende Maßnahme zur Fäulnisvermeidung im Herbst.
Seit 5. Juli wird jetzt auch erster stärkerer Peronosporabefall an jungen Blättern festgestellt, die bei dem Monatswechselgewitter ohne Schutz waren. Ein konsequenter Schutz bis zur Abschlußbehandlung ist weiterhin nötig, zumal in der jetzigen Phase ausreichend Sporenmaterial vorhanden ist.
Oidiuminfektionen sind weit verbreitet. Von 0 bis 100 % Befall gibt es alle Varianten. Selbst in einem schlecht behandelten Rielsingweinberg wurde schon massiver Befall gefunden. Dort, wo nicht lange gesucht werden muss, bis befallene Beerchen gefunden werden und eher eine Zunahme sichtbar ist, müssen schnellstmöglich Stoppbehandlungen gefahren werden. Die unterschiedliche Größe der Beerchen verlängert dieses Jahr die empfindliche Phase. Die Spritzabstände betragen jetzt 8-14 Tage, abhängig von der Rebenentwicklung und der Witterung vor und nach der Behandlung.
Die wüchsigen Bedingungen führen bei sehr frühen und starken Ertragsregulierungen zu stärkeren Beerengewichtszunahmen und Kompensationserscheinungen bezüglich des Traubengewichts und damit auch zu kompakteren Trauben. Deshalb sollte mit Ausdünnmaßnahmen besonders in wüchsigen Beständen noch bis zum Beginn der Traubenreife gewartet werden.
Die Abschlussspritzung sollte auf spätestens 11. August eingeplant werden. Dadurch ist der letzte organische Spritztermin zum letzten Juliwochenende vorgegeben. Mittel mit mehr als 35 Tagen Wartezeit ab Mitte Juli nicht mehr einsetzen. Für sehr früh reifende Sorten, wie z.B. Acolon oder Regent sollten die genannten Spritztermine eine Stufe vorverlegt werden.
Die Vorgaben der Absatzorganisationen sind hinsichtlich der Mittelwahl zwingend zu beachten! Bei der Erzeugung von Ess- bzw. Tafeltrauben sind die eingeschränkten Mittelzulassungen unbedingt zu beachten.
Peronospora
Ab Erbsengröße sind die Trauben deutlich weniger empfänglich gegen Peronosporainfektionen. Bei Trollinger ist das Stielgerüst allerdings etwas länger empfindlich. Behandlungen im Abstand von 1-2 Tagen nach Regen erfolgen mit kurativen Peronosporamittel. Dadurch erhofft man sich, dass eingedrungene Sporen sich nicht weiter entwickeln können. Für die anstehenden Behandlungen genügen ansonsten weiterhin Kontaktfungizide. Bei dem weiterhin wechselhaften Wetter gilt es vor allem den Laubzuwachs zu schützen.
Oidium
Zur Gesunderhaltung sauberer Bestände werden bis Mitte Juli wegen der ungleichen Beerenentwicklung weiterhin Präparate der neueren Wirkstoffgruppen empfohlen. Danach kommen vorzugsweise Systhane und Topas zum Einsatz. Besonders in der Nähe von bekannten Befallsweinbergen sollten die Anlagen intensiv kontrolliert werden. Bei Befall muss intensiv behandelt werden. Je früher reagiert wird, desto besser sind die Aussichten, eine begonnene Epidemie noch stoppen zu können. Stopp-Behandlungen sind Sondermaßnahmen. Deren Wirkung kann leider nie sicher vorhergesagt werden. Eine Oidium-Rezeptur ist auf der Internetseite des Landwirtschaftsamtes.
Sauerwurm
Ab der letzten Juniwoche fliegt der Traubenwickler außerhalb von Verwirrflächen. Wo außerhalb eine Sauerwurmbekämpfung ins Auge gefasst wird, wäre, falls noch nicht geschehen, bei der anstehenden Behandlung ein Bekämpfungstermin einzuplanen. Umstrukturierung Tropfschlauch- oder Pfropfrebenrechnungen müssen am 15. Juli beim zuständigen Landwirtschaftsamt eingegangen sein. Bei verspätetem Eingang muss der Förderantrag abgelehnt werden Beim jetzigen Entwicklungsstand berechnet sich die Mittelmenge mit dem 4-fachen Basisaufwand. Dies entspricht einem Wasseraufwand zur Berechnung der Mittelmenge von 1600 Liter je ha. Die tatsächliche Wassermenge sollte durch geeignete Düsenwahl, Druck und Fahrgeschwindigkeit so gewählt werden, dass es möglichst wenig tropft. Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind zu beachten.
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