Rebschutzhinweis der Weinbauberatung Heilbronn
Der aus Bayern-Sicht erfolgreiche Triple-Mai war aus weinbaulicher Sicht extrem nass, kühl und sonnenarm. Unglaubliche Regenmengen haben Ende Mai außerhalb des Weinbaus in betroffenen Gebieten große Not verursacht. Zuletzt musste man auch Bedenken haben, ob die steilen Weinberge, insbesondere frisch rigolte Flächen, stabil bleiben. Die Regenmengen um den Monatswechsel lagen im Unterland zwischen 50 und 100 Litern/m².
- Veröffentlicht am
Das Rebenwachstum hat über Wochen nahezu stagniert. Anfang Juni waren über alle Lagen hinweg 4-7 Blätter entfaltet. Mit den jetzt ansteigenden Temperaturen wird auch das Rebenwachstum enorm zulegen. Damit werden sich auch die sichtbaren Milbenprobleme verwachsen. Die Zeitspanne für Ausbrecharbeiten und Stammputzen war dieses Jahr so lang wie nie. Die nächste Laubarbeit wird das Heften sein, wenn die Triebe ausreichende Länge erreicht haben. Normale Junitemperaturen vorausgesetzt, ist mit dem Blütebeginn nicht vor 20. Juni zu rechnen. Für den Weinjahrgang 2013 ist bisher aber in Sachen Qualität und Quantität noch alles möglich.
Bei den extrem nassen Böden sollten momentan Fahrten im Weinberg auf das unbedingt notwendige Maß beschränkt bleiben – besonders bei Junganlagen und offenen Böden. Die nach den Regenfällen unbedingt anstehenden Pflanzenschutzmaßnahmen sollten bis zum 2. Juniwochenende abgeschlossen sein. Bei der Niederschlagsmenge dürften auch Beläge aus der letzten Maiwoche nur noch begrenzte Wirkung haben. Nach den aktuellen Wetterprognosen ist die allgemein erhöhte Niederschlagswahrscheinlichkeit ab Sonntag recht sicher. Je näher die Behandlung zum nächsten Regenereignis platziert ist, desto besser ist der Schutz gegen folgende Peronosporainfektionen.
Bei dem zu erwartenden sehr starken Zuwachs und bei Vergrößerung der Gescheine sollten die Spritzabstände nach der nächsten Behandlung max. 10-12 Tage betragen. Gegebenenfalls können im Blütefenster auch wetterbedingt kürzere Intervalle notwendig werden, besonders dann, wenn sich wie erwartet ab dem 10. Juni vermehrt Peronospora zeigen sollte und der Oidiumdruck zunimmt.
Peronospora
Seither wurden vereinzelt Ölflecken von Primärinfektionen, meist an Bodentrieben, gefunden. Die massiven Niederschläge haben sehr wahrscheinlich zu Infektionen geführt, so dass ab dem 2. Juniwochenende mit mehr Peronospora-Infektionspotenzial gerechnet werden muss. Ölflecken bitte an die Beratung melden. Im Vorblütebereich und angesichts der zu erwartenden Zuwächse ist momentan ein Kontaktfungizid in Kombination mit einem systemisch wirkenden Begleitpartner empfehlenswert. Dazu eignet sich entweder als Soloprodukt das Mittel Profiler oder aber ein Kontaktfungizid (z.B. Folpan 80 WDG oder Delan) in Kombination mit einem Blattdünger auf Basis der Phosphorigen Säure (z.B. Phos 60, Phosfik, Basfoliar Aktiv, Lebosol Magnesium Plus), der die natürliche Abwehrkraft gegen Peronospora und die Nährstoffversorgung verbessert. Ganz aktuell ist auch ein Präparat mit Phosphoriger Säure als Pflanzenschutzmittel gegen Peronospora zugelassen worden. Das Mittel der Firma „Feinchemie“ hat den Namen „Veriphos“. Die aktuelle Verfügbarkeit ist beim Landhandel zu erfragen. Der Einsatz erfolgt wie bei den Blattdüngern immer in Kombination mit einem Kontaktfungizid.
Oidium
Der Infektionsdruck war angesichts der vielen Niederschläge seither im Vergleich zu 2012 eher gering. Die nächsten Tage ist mit einer Zunahme des Sporenpotenzials zu rechnen, was besonders in gefährdeten Lagen einen sicheren Schutz nötig macht. Dafür ist eine Kombination eines organischen Fungizids mit Netzschwefel (3,6 kg/ha) zu wählen. Bei der relativ frei wählbaren Auswahl der organischen Mittel (Luna Experience, Dynali, Collis, Vivando, Talendo, Vegas) ist über die ganze Pflanzenschutzsaison hinweg zu beachten, dass die vielfach veröffentlichen Maßnahmen zur Resistenzvorbeugung dringend eingehalten werden. Ein fortwährender Wechsel der Wirkstoffgruppen ist dabei besonders wichtig. Besonders in empfindlichen Oidiumlagen sollte jetzt wegen 2012 aufgetretener Resistenzen kein Mittel auf Basis der Strobilurinwirkstoffe (Universalis, Cabrio Top, Discus und Flint) mehr eingesetzt werden. Azole wie Topas und Systhane oder das azolhaltige Vento Power kommen erst bei den beiden letzten Spritzungen zum Einsatz.
Chlorose
In bekannten Chloroseweinbergen kann mit einem eisenchelathaltigen Blattdünger der „Gelbsucht“ etwas vorgebeugt werden. Bezüglich der Mischbarkeit evt. auch mit anderen Blattdüngern sind grundsätzlich die Anwendungshinweise auf den Packungen zu beachten.
Schwarzfleckenkrankheit
Die lange Nässephase hat zu günstigen Infektionsbedingungen für Phomopsis geführt. Bereits jetzt sind schwarze Punkte an basalen Triebteilen und älteren Blättern zu finden. Weitere Infektionen werden mit der Anwendungen von Peronosporamitteln, die gleichzeitig eine Phomopsiswirkung zeigen, verhindert.
Botrytis
Symptome von Blattbotrytis und Gescheinsbotrytis sind derzeit auf Blättern vieler Rebsorten zu finden. Ursache ist die lange Nässephase im Mai. Auch in Pflanzröhren zeigt sich Botrytis. Wenn möglich, sollten die Rohre aus dem Boden gehoben werden, damit einige Zeit Luft zirkulieren kann. Befallene Blätter oder Triebe aus den Rohren entfernen. Die Blattbotrytissymptome sind bildhaft in der Maiausgabe der Zeitschrift Rebe & Wein (S. 22, Bilder 1-3) beschrieben.
Mittelmenge
Ausgehend von der momentanen Rebenentwicklung in wüchsigen Lagen und Sorten ist der 2-fache Basisaufwand notwendig. Dies entspricht einer Berechnungsgrundlage von 800 Liter Brühe je ha. Die tatsächliche Wasseraufwandmenge je ha sollte bei max. 400 Liter/ha liegen.
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.