Rebschutzhinweis der Weinbauberatung Heilbronn
Kaum ist er so richtig in Fahrt, gönnt sich der Sommer schon wieder eine Pause. Pünktlich zur Rebblüte wird das Wetter wechselhaft mit häufigen Niederschlägen und dies wird wohl voraussichtlich bis zum Wochenende auch so bleiben. Während in exponierten Lagen die Rebblüte mindestens das Stadium abgehende Blüte erreicht hat, beginnen in späteren Lagen die Reben erst zu blühen.
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Momentan werden vermehrt Ölflecken gemeldet, die teilweise auch sporuliert sind. Verstärkt kommen diese Meldungen aus dem Raum Heilbronn und in nordöstlicher Richtung. Diese Infektionen sind sehr wahrscheinlich auf das lokale Gewitterereignis vom 13.06.13 zurückzuführen. Welche Folgen die Infektionsbedingungen vom 20.06.13 hatten, ist voraussichtlich ab Wochenausgang zu sehen.
Insgesamt muss momentan von einem hohen Peronosporadruck ausgegangen werden. Das vorhandene Sporenmaterial in Verbindung mit langer Blattnässe, aufgrund der vorhergesagten wechselhaften Witterung, ermöglichen in den nächsten Tagen sehr gute Infektionsbedingungen. Neuzuwachs sowie Fruchtknoten durch abgestoßene Blütenkäppchen sind ungeschützt und können bei den vorhergesagten Niederschlägen infiziert werden. Bei geplanten Behandlungen in dieser Woche sollte möglichst unmittelbar vor stärkeren Regenfällen ein Belag aufgebracht werden. Der Spritzabstand liegt je nach Spritzrhythmus bei 7-10 Tagen und ist abhängig von vorhergesagten Niederschlägen.
Das Oidiumrisiko ist immer noch auf einem konstant hohem Niveau. In dieser empfindlichsten Phase wird der Einsatz neuerer organischer Mittel empfohlen, sowie die Spritzabstände auf maximal 10 Tage zu verkürzen. Zögerliches Blütewetter verleitet zum Abwarten bis vermeintlich alle Blütenkäppchen abgeworfen wurden. Dies birgt ein großes Risiko und hat in der Vergangenheit nicht selten zu einem schleichenden Aufbau von Oidium in der Anlage geführt. Durch Sorten- und Lagenunterschiede kann nicht auf diesen Termin gewartet werden und es müssen auch in der Blüte Pflanzenschutzmaßnahmen durchgeführt werden.
Peronospora
Bei anstehenden Pflanzenschutzmaßnahmen, die nach Infektionsereignissen durchgeführt werden, gibt der Einsatz eines tiefenwirksamen Mittels mit kurativen Eigenschaften (z.B. Forum Gold, Pergado, Melody Combi, Aktuan, Sanvino, Vincare, VinoStar, Ridomil Gold Combi, Fantic F) mehr Wirkungssicherheit. Bei kurzen Spritzabständen und in befallsfreien Lagen kann ein Kontaktmittel in Verbindung mit Veriphos (Pflanzenschutzmittel auf Basis Phosphoriger Säure) oder mit Restbeständen eines Blattdüngers auf Basis Phosphoriger Säure eingesetzt werden oder als Soloprodukt das Mittel Profiler (Mischreihenfolge beachten!). Bei starkem Perobefall in der Anlage ist es wichtig, über engere Spritzabstände keine weitere Infektionswelle auf gesundem Laub mehr zuzulassen.
Oidium
In Flächen in denen das Stadium abgehende Blüte erreicht wurde, macht der Einsatz eines Mittels mit einer Zusatzwirkung auf Botrytis Sinn (z.B. Luna experience oder Collis). Des Weiteren können z.B. die Mittel Dynali, Talendo, Vegas oder Vivando zum Einsatz kommen. Mehltaubefall bitte umgehend melden. Zur Vermeidung von Resistenzbildung ist auf einen konsequenten Wirkstoffwechsel zu achten.
Chlorose
Es zeigt sich nun doch sortenabhängig stellenweise an der Triebspitze Chlorose. Diese stellt jedoch in den meisten Fällen keine ernste Gefahr dar. Der Einsatz eines eisenhaltigen Blattdüngers während der Rebblüte wird nicht empfohlen.
GIBB 3 und Regalis
Sofern noch nicht geschehen, sollte beim Einsatz von Wachstumsregulatoren zur Lockerung der Traubenstruktur, aufgrund der niedrigen Temperaturen, eine Risikostreuung vorgenommen werden. Bevorzugt sollten vor allem jüngere Anlagen und bekannte Flächen, die zu kompakten Trauben neigen, behandelt werden. Zur Risikominimierung kann auch auf Teilflächen die Mittelmenge etwas herabgesetzt werden. Der Einsatz von Regalis in gestressten und schwachwüchsigen Anlagen wird nicht empfohlen. Gibb3 besitzt zwar eine allgemeine Zulassung für alle Sorten, jedoch ist von einem Einsatz in Riesling und Sauvignon blanc abzuraten.
Traubenwickler
Obwohl der Flug der ersten Generation des Traubenwicklers sehr verhalten war, wird vereinzelt Heuwurmbefall gemeldet.
Pflanzenschutz bei Tafeltrauben
Keltertraubenmittel sind keine Tafeltraubenmittel. Beachten sie hierzu die zugelassenen Mittel für die Erzeugung von Tafeltrauben oder Keltertrauben, die als Esstrauben in den Verkehr gebracht werden.
Mittelmenge
Beim momentanen Entwicklungsstand ist in wüchsigen Anlagen der 3,5-fache Basisaufwand zu verwenden.
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten.
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