Rebschutzhinweis der Weinbauberatung Heilbronn
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Ganz ohne Fußball geht’s dann doch nicht! Wer es nicht mitbekommen hat: Die Deutschen Fußballerinnen wurden im hochsommerlichen Schweden Europameister! Auch bei uns war der Juli Hochsommer PUR! Trotz Rekordtemperaturen um 38 °C am letzten Juliwochenende sind bisher keine nennenswerten Sonnenbrandschäden aufgetreten – nicht einmal beim Trollinger. Wer sich noch erinnert: Am 15. Juli 2007 sind bei Temperaturen um 35 ° C verbreitet Sonnenbrandschäden aufgetreten. Damals allerdings im Unterschied zu diesem Jahr nach vorausgehender langer Schlechtwetterphase.
Niederschläge zwischen 20 und teilweise über 50 Liter je m² haben die angespannte Lage in Bezug auf Trockenstress für die nächsten 2-3 Wochen erst einmal etwas entspannt. Die Reben haben die Trockenphase eindeutig besser überstanden als z.B. der Mais. Dennoch konnten zumeist in jungen Anlagen erste deutliche Trockenstresssymptome mit Wuchsstockung und gelben Blättern im Traubenzonenbereich beobachtet werden. Überwiegend zeigt sich der Zustand der Weinberge aber eindeutig positiv. Im Verlauf der ersten Augustwoche wird mit dem ersten Färben von Samtrot, Acolon, Dornfelder oder Regent gerechnet. Der vom Mai mitgegebene Entwicklungsrückstand hat sich etwas ausgeglichen.
Geschädigte Trauben durch Hagel vom letzten Juliwochenende sind aus dem Raum Groß- und Kleinbottwar, Markgröningen und Roßwag gemeldet. Totalausfall soll dabei glücklicherweise nicht aufgetreten sein. Sondermaßnahmen nach Hagel werden nicht empfohlen.
Oidium-Befallsflächen sind weniger verbreitet als letztes Jahr. Wer in seinem Bestand Befall feststellt, sollte dringend nach der Ursache forschen, damit dies im nächsten Jahr besser gemacht werden kann. Peronopora wurde durch die trockene Juliwitterung deutlich gebremst. Die Gewitterniederschläge um das letzte Juliwochenende haben bei ungeschütztem Laub zu neuen Infektionen geführt, die innerhalb der nächsten 8-10 Tage sichtbar werden. Ein Großteil der Infektionen wird aber durch den nächsten Laubschnitt wieder auf den Boden geschnitten. Wichtig wird sein, die Abschlussbehandlung wegen des vorhandenen Infektionspotenzials konsequent durchzuführen. Sollte sich zur Abschlussspritzung hin Regen ankündigen, macht es Sinn, die letzte Behandlung vor den Niederschlägen auszubringen, und nicht unbedingt am letzten erlaubten Tag. Generell sind die Vorgaben der Absatzorganisationen hinsichtlich Terminen und Mitteln zu beachten. Spätester Termin der Abschlussbehandlung für mittel- bis spätreifende Sorten sollte der 17. August sein. Frühreifende Sorten ca. 10-12 Tage früher.
Die besten vorbeugendne Maßnahmen gegen Botrytis im Herbst sind Verzicht auf Stickstoffdüngung, Verzicht auf Bodenbearbeitung und lockere Traubenzone. Selbstverständlich wird die Begrünung weiterhin gemulcht, da zu hohe Begrünungsbestände das Kleinklima negativ beeinflussen.
Die Hoffnung auf einen qualitativ guten Jahrgang ist gegeben. insbesondere auch wegen des natürlich vorhandenen gemäßigten Ertragsniveaus (Traubenansatz ist durchschnittlich, mittlere bis spätere Lagen haben durch Verrieselung lockere Traubenstruktur, Trockenheit in der Zelldifferenzierungsphase der Beeren führt nicht zu Riesenbeeren). Dennoch gibt es auch Anlagen, die zur Sicherung der Qualität noch dringend reguliert werden müssen. Denken Sie unbedingt an das Entfernen des zweiten Trollingertraubens an den Schnabeltrieben. Nur dadurch erfolgt eine ausreichende Ausreife des Restertrags. Gerade bei Trollinger ist das Ertragsniveau oft von Stock zu Stock sehr unterschiedlich. Das Traubenteilen sollte spätestens zum Reifebeginn, also Weichwerden bzw. beginnende Färbung, abgeschlossen werden.
Bei der Frühlese für „Neuen Wein“ muss gewährleistet sein, dass die Wartezeiten der Mittel eingehalten werden. Es wird empfohlen, hierbei auf die letzte Behandlung komplett zu verzichten.
Tafeltrauben zur Vermarktung dürfen nur aus Ertragsanlagen geschnitten werden, wenn in diesen alle verwendeten Pflanzenschutzmittel ausdrücklich für den Tafeltraubenanbau zugelassen sind. Mit umfangreichen Kontrollen ist zu rechnen.
Rebstöcke, die Eutypiose-, Esca- oder Schwarzholzbefall zeigen, sollten gleich oder aber erst ausgangs Winter ca. 10 cm über dem Boden abgeschnitten werden. Bei Neuaustrieb besteht die Hoffnung, dass der neue Stamm gesund ist. Wenn nicht, hilft nur noch nachpflanzen.
Denken Sie an die vorgeschriebene Dokumentation der Pflanzenschutzmaßnahmen.
Junganlagen sind noch bis in den September hinein weiter zu behandeln.
Peronospora
Die reichlichen Niederschläge um das letzte Juliwochenende mit sehr langer Blattnässe haben auf nicht vollständig geschützten Beständen zu Neuinfektionen an den Blättern geführt. Die Infektionen werden im August als neue Ölflecken zu sehen sein. Bei der Abschlussbehandlung im August wird aus Gründen der Rückstandsminimierung im Wein vorzugsweise eines der zugelassenen Kupfermittel empfohlen. Eine einmalige Kupferbehandlung sollte auch wegen der Minimierung des Kupfereintrags genügen. Wo erlaubt, können auch organische Präparate verwendet werden, vorzugsweise mit möglichst geringer Wartezeit. Ab August keine Präparate mehr verwenden mit 56 Tagen Wartezeit.
Oidium
Für die letzten beiden Behandlungen genügen azolhaltige Mittel wie Topas oder Systhane. Bei vollständig gesunden Anlagen kann bei der Abschlussbehandlung auf ein Oidiummittel verzichtet werden. Lediglich bei den spät reifenden Sorten Trollinger und Lemberger kann insbesondere zum Schutz der Blätter ein Zusatz eines Azol-Präparates noch einmal Sinn machen. Bei den beiden letzten Behandlungen können in gesunden Beständen auch noch Restbestände der Strobilurine aufgebraucht werden, sofern dies seitens der Absatzorganisationen erlaubt ist.
Stiellähme
Wo erlaubt, wird auch zum Abschluss der Einsatz von Blattdüngern gegen Stiellähme bei empfindlichen Sorten empfohlen. Empfindliche Sorten sind z.B. Lemberger, Cabernet Dorsa, Dornfelder, Acolon oder auch Trollinger (rosa saure Beerchen) und Muskattrollinger. Wirksam sind z.B. Präparate auf Basis von Magnesiumoxid, wie z.B. Falnet oder Lebosol Magnesium 500.
Sauerwurm
Wie wichtig die Verwirrmethode ist, zeigt wieder einmal das Flugverhalten des Traubenwicklers. Nachdem der Einbindige Wickler den Flug beendet hat, hat der Bekreuzte mit seinen Flugaktivitäten begonnen. Wo beide Generationen vorkommen – und das ist mittlerweile weit verbreitet – ist somit eine zweite Insektizidmaßnahme einzuplanen. Dort wo Ampullen hängen, kann man hingegen diesen weit verzettelten Flug entspannt betrachten.
Herbizide:
Bei Einsatz von Glyphosat müssen alle Wasserschosse entfernt sein, da jetzt eine Einlagerung in das Wurzelsystem der Reben erfolgt, wenn grüne Rebteile getroffen werden. Generell ist der Einsatz von Herbiziden so weit möglich zu minimieren, indem der behandelte Unterstockstreifen so schmal wie möglich gehalten wird. Eine Anwendung auf befestigten Flächen sowie auf unbefestigten Graswegen oder an Weinbergsrändern ist verboten! Auch für Herbizide gibt es Wartezeiten, die einzuhalten sind.
Bei der Gerätereinigung ist penibel darauf zu achten, dass keine Spritzbrühe oder Reinigungsflüssigkeit in die Kanalisation und damit in Oberflächengewässer gelangt. Reinigen Sie Ihre Geräte auf unbefestigten und möglichst bewachsenen Flächen ohne Zugang zur Kanalisation. Am besten innerhalb der Weinberge (z. B. Vorgewende).
Gerätekontrolle
Am 5. Juli 2013 sind die schon lange angekündigten, neuen Regelungen zur Gerätekontrolle in Kraft getreten. Für die nach den bisherigen Rechtsvorschriften kontrollierten Pflanzenschutzgeräte wird die Gültigkeit der Plakette um ein Jahr verlängert, d.h. die Plakette gilt ein Jahr länger als das aufgedruckte Jahr ausweist.
Mittelmenge
Der Mittelaufwand beträgt das 4 fache der Basisaufwandmenge. Dies entspricht nach herkömmlicher Berechnung der Berechnungsgrundlage von 1600 Liter je ha.
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind zu beachten.
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