Rebschutzhinweis Nr. 7 – Weinbauberatung Heilbronn
Die Rebtriebe haben durch die seit kurzem sommerliche Witterung einen kräftigen Wachstumsschub erhalten und haben bereits den oberen Draht erreicht bzw. sind schon darüber hinausgewachsen. Es gibt aber auch Lagen, die noch deutlich hinterher hinken. Im Anschluss an die sommerliche Episode soll das Wetter wechselhafter werden, allerdings weder zu kalt noch zu warm. Insbesondere die Nachttemperaturen sollen sich weiter im zweistelligen Bereich bewegen, was die Rebenentwicklung und damit das Näherrücken der Rebblüte nicht behindert. Wir rechnen damit, dass die Blüte um den Monatswechsel beginnt. Damit läge die Rebenentwicklung immer noch fast 14 Tage vor einem sogenannten Normaljahr. Allerdings gab es Jahre, wie z.B. 2007 und 2011, in denen die Blüte bereits Ende Mai in vollem Gange war.
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Positiv zu vermerken ist der Gescheinsansatz und auch die Gescheinsgröße in diesem Jahr bei vielen Sorten. Das ist erst einmal gut so! Sollte die Blüte gut verlaufen und sollten danach auch keine Hagelunwetter Unheil anrichten, ist in vielen Anlagen mit einem hohen bis sehr hohen Ertragspotenzial zu rechnen. Die Festlegung des Ertragszieles in jedem einzelnen Weinberg bestimmt dann auch zu gegebener Zeit - in der Regel nicht vor Mitte Juli - welche regulierenden Eingriffe nötig sind.
Bisher wurden noch keine Peronospora-Ölflecken gemeldet. Peronospora befindet sich noch in der Schlummerphase, kann aber bei entsprechenden Niederschlägen schnell geweckt werden. Bei Oidium hat der Wecker schon geschellt. Ungewöhnlich viele Zeigertriebe mit Sporenpotenzial und die jetzt beginnende empfindliche Entwicklungsphase fordern in den nächsten 6 Wochen einen optimalen Pflanzenschutz. Die Spritzabstände orientieren sich grundsätzlich nach dem Zuwachs seit der letzten Spritzung, dem Infektionsdruck der Hauptpilzkrankheiten Oidium und Peronospora sowie nach der Wettervorhersage. 10-12 Tage Abstand sind momentan noch möglich, es sei denn es wurde bei der letzten Behandlung gegen Oidium nur Netzschwefel eingesetzt.
Peronospora
Der Infektionsdruck ist noch gering. Für die anstehende Behandlung ist grundsätzlich ein Kontaktfungizid (Folpan 80 WDG, Delan WG, Dithane Neo Tec oder Polyram WG) ausreichend, insbesondere wenn vor Regen behandelt wird. Wegen des aktuellen starken Triebzuwachses ist insbesondere in Peronospora gefährdeten talnahen Lagen der Einsatz eines Mittels mit systemischer Komponente sinnvoll. Das sind die Mittel Profiler oder Veriphos. Veriphos wird immer in Kombination mit einem Kontaktfungizid eingesetzt. Bei Profiler ist die Kontaktkomponente schon drin. Wenn Ölflecken gefunden werden wird darum gebeten, diese Funde an die Weinbauberatung zu melden.
Oidium
Der Infektionsdruck steigt momentan stark an. Wichtig für einen optimalen Bekämpfungserfolg ist jetzt der konsequente Mittelwechsel der empfohlenen organischen Mittel. Dazu bitte unbedingt die Strategieempfehlung der LVWO Weinsberg beachten. Danach sollte Luna Experience oder Collis erst in der wichtigsten Behandlung kurz nach Blüte zum Einsatz kommen. Vivando, Talendo oder Dynali sind aktuell die Mittel der Wahl. Bei Vegas oder Vento Power sind die Spritzabstände um 2-3 Tage zu verkürzen. Die Strobilurine Flint, Universalis, Cabrio Top und Discus sind wegen Resistenzbildung nicht mehr ausreichend wirksam. Bei Netzschwefel sind keine Resistenzen zu befürchten, allerdings wirkt Netzschwefel solo max. 6 Tage. Der gleiche Oidium-Wirkstoff bei den organischen Mitteln darf in der Saison nicht häufiger als zweimal und auch nicht zweimal hintereinander eingesetzt werden. Topas und Systhane werden erst ab Mitte Juli empfohlen.
Botrytis- und Fäulnisvorbeugung
Rebsorten mit der Tendenz zu kompakten Trauben sind bei normalem Blüteverlauf im Herbst fäulnisgefährdet. Ursache sind Wunden, die wegen Platzmangel meist unbemerkt am Stielansatz im Traubeninneren entstehen. Um eine gewisse Auflockerung zu erreichen, kann um das Stadium Vollblüte ein Wachstumsregulator, z.B. GIBB 3 oder Regalis, eingeplant werden. Ansonsten gibt es auch die Möglichkeit, durch „Traubenhalbieren“ (spätestens vor Reifebeginn) oder „Melken“ der Trauben (bei Schrotkorngröße) einen guten Lockerungseffekt zu erzielen. Nachteil dieser Handmaßnahmen ist allerdings der hohe Zeitaufwand.
Virus
Virusherde sind momentan sehr gut sichtbar. Schwachwuchs meist in Verbindung mit mehr oder weniger gelben Blättern sind untrügliches Zeichen dieser Erkrankung, die nicht direkt, sondern nur indirekt über eine längere Brachezeit reduziert werden kann. Wichtig ist auf jeden Fall, die Befallsherde zu dokumentieren, damit im Bedarfsfall entschieden werden kann, ob und wo eine Brache vor Neuanlage eingeplant wird.
Schwarzholzkrankheit
Ab Ende Mai sollten Brennesselbüsche an besonnten Standorten bis Mitte Juli nicht mehr gemulcht oder abmäht werden, damit die Überträgerzikaden der Schwarzholzkrankheit nicht gezwungen werden, auf umliegende Reben zu fliegen.
Sonstiges
Bei der anstehenden Behandlung berechnet sich die Mittelmenge ausgehend von den am weitesten entwickelten Anlagen mit der 2,5 - fachen Basismenge.
Die Gebrauchsanleitungen, Auflagen und Anwendungsvorschriften der Mittel sind einzuhalten.
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