Rebschutzhinweis Nr. 9 – Weinbauberatung Heilbronn
Besonders wüchsige Anlagen sind schon weit über den obersten Draht hinausgewachsen und müssen, bevor die Triebe abbrechen, erstmals gegipfelt werden. Der Gipfeltermin sollte jedoch möglichst erst erfolgen, nachdem die Blüte beendet ist, damit die Kompaktheit der Trauben nicht gefördert wird.
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Die Rebblüte hat an ganz warmen Standorten um den Monatswechsel begonnen. So richtiges Blütewetter stellt sich aber erst durch die Erwärmung auf hochsommerliche Temperaturen zum kommenden Pfingstwochenende hin ein. Dann wird es zu einem sehr schnellen Blüteverlauf kommen. Gute Blühbedingungen bedeuten gute Befruchtungsraten und damit eine deutliche Tendenz zu kompakten Trauben im Herbst. Das wiederum kann bei warmem und feuchtem Spätsommer- oder Herbstwetter zu verstärkten Fäulnisproblemen führen, weil aus Platzmangel Beerchen vom Stielgerüst abgedrückt werden und es dadurch zu unsichtbaren Wunden im Traubeninneren kommt. Deshalb kommt einer Lockerung der Traubenstruktur durch Traubenteilen im Juli, Melken kurz nach der Blüte oder bei größeren Flächen durch den Einsatz von Biowachstumsregulatoren besondere Bedeutung zu.
Bisher wurden erst ganz wenige Peronospora-Ölflecken gemeldet. Peronospora befindet sich nach wie vor in der Warteschleife. Entscheidend zur Vermeidung von Infektionen wird sein, bei eventuellen Gewitterniederschlägen nach der großen Pfingsthitze möglichst kurzfristig vor Regen den Spritzbelag erneuern. Falls es trocken bleibt, orientiert sich der Spritzabstand an Oidium. Je nach Mittel und Gefährdungslagen sind das zwischen 8 und 12 Tagen.
Peronospora
Besonders bei geringem Infektionsdruck und bei vorbeugender Anwendung, also wenn vor Regen behandelt wird, sind grundsätzlich Kontaktfungizide ausreichend. Bei starkem Infektionsdruck haben Mittel mit Tiefenwirkung in der Vergangenheit bei Versuchen tendenziell besser abgeschnitten, besonders bei Einsatz im Blütebereich. Nach wie vor haben auch noch Mittel mit systemischer Komponente (Profiler oder Veriphos) in der Hauptwachstumsphase bis ca. 2 Wochen nach der Blüte ihre Berechtigung. Wenn Ölflecken gefunden werden wird darum gebeten, diese Funde an die Weinbauberatung zu melden.
Oidium
Das Risiko für Oidiuminfektionen an Trauben und Blättern ist zur Zeit sehr hoch. Wichtig für einen optimalen Bekämpfungserfolg ist ein konsequenter Mittelwechsel aller empfohlenen organischen Mittel. Der gleiche Oidium-Wirkstoff bei den organischen Mitteln darf in der Saison nicht häufiger als zweimal und auch nicht zweimal hintereinander eingesetzt werden. Dazu bitte unbedingt die Strategieempfehlung der LVWO Weinsberg beachten. Luna Experience oder Collis kommen vorzugsweise im entscheidenden Zeitfenster bis 2 Wochen nach der Blüte zum Einsatz. Darum herum werden die Mittel Vivando, Talendo oder Dynali empfohlen. Bei Vegas oder Vento Power sind die Spritzabstände um 2-3 Tage zu verkürzen. Bei Netzschwefel sind keine Resistenzen zu befürchten, allerdings wirkt Netzschwefel solo jetzt max. 6 Tage. Topas und Systhane werden erst ab Mitte Juli empfohlen. Die Strobilurine Flint, Universalis, Cabrio Top und Discus sind wegen Resistenzen nicht mehr ausreichend wirksam.
Mit Vitisan (Kaliumhydrogencarbonat = Grundsubstanz von Backpulver) ist neu ein Mittel gegen Oidium zugelassen, das nach den Angaben im Zulassungsbescheid zur sachgerechten Anwendung max. 6 mal und mit einem Spritzabstand von 3 – 7 Tagen angewendet werden kann. Die Firma empfiehlt die Anwendung in Kombination mit PREV-B2. Bezüglich der Mischbarkeit mit anderen Produkten ist unbedingt die Packungsbeilage zu beachten.
Fäulnisvorbeugung
Wie bereits eingangs erwähnt, kann zur Auflockerung des Traubengerüstes bei wüchsigen und zur Kompaktheit neigenden Trauben ein Biowachstumsregulator, wie GIBB 3 oder Regalis, eingeplant werden. Der Einsatz erfolgt separat beidseitig in die Traubenzone und ist zeitlich begrenzt auf das Rebstadium Vollblüte. Bei dem Einsatz von Biowachstumsregulatoren gilt es ganz penibel, die Anwendungsempfehlungen auf den Mittelpackungen zu beachten. Mögliche Ertragsauswirkungen sind angesichts des guten Traubenansatzes und der Gefahr von erhöhter Fäulnis bei Nichtanwendung nur vordergründig als kritisch zu betrachten. GIBB 3 kommt vornehmlich bei Burgundersorten, Regalis bei Riesling zum Einsatz. Besonders für Weinberge, die mit der Lesemaschine geerntet werden sollen, sind fäulnisreduzierende Maßnahmen von besonderer Wichtigkeit. Bei von sich aus wenig kompakten Sorten ist es sinnlos, diese Mittel anzuwenden.
Traubenwickler
Die örtlichen Betreuer von Pheromonfallen sollten jetzt die alten Köder gegen neue austauschen. Damit kann die Flugintensität der Sauerwurmgeneration zur Bestimmung eines optimalen Bekämpfungszeitraumes bestimmt werden. In Verwirrgebieten dienen die Fallen zur Kontrolle der Wirksamkeit des Verfahrens.
Anträge zur Ausstellung des Sachkundenachweises
Bis nächstes Jahr am 26. Mai 2015 müssen die Anträge auf Ausstellung des neuen Sachkundenachweis-Kärtchens gestellt sein. Seither war die Antragstellung in Papierform möglich und wurde in Heilbronn auch stark genutzt. Ab sofort ist nur noch die bundesweite Online-Antragstellung möglich. Allerdings erfolgt die Installierung des „Online-Programms“ erst ab 1. Juli 2014. Bitte senden Sie uns deshalb jetzt keine Papieranträge mehr zu. Sobald das Online-Verfahren installiert ist, werden wir darüber informieren.
sonstiges
Bei der anstehenden Behandlung berechnet sich die Mittelmenge ausgehend von den am weitesten entwickelten Anlagen mit der 3 – 3,5 fachen Basismenge. Die Gebrauchsanleitungen, Auflagen und Anwendungsvorschriften der Mittel sind einzuhalten.
Bei der Gerätereinigung dürfen keinerlei Reste der Spritzbrühe oder Reinigungsflüssigkeit in die Kanalisation oder in Oberflächengewässer gelangen. Rückstände gelangen auch über Kläranlagen 1:1 in Oberflächengewässer. Reinigen Sie deshalb Ihre Geräte auf unbefestigten bewachsenen Flächen, falls möglichst innerhalb der Weinberge.
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