Rebschutzhinweis Nr. 11 – Weinbauberatung Heilbronn
Die Blüte verlief sehr zügig und ist überall beendet. Bei Lemberger wird von stärkeren Verrieslungserscheinungen berichtet. Hier ist noch abzuwarten, wie sich das ertragsmäßig angesichts der teils gigantischen Traubengrößen auswirkt.
- Veröffentlicht am
Überwiegend sind die Voraussetzungen für hohe bis sehr hohe Erträge in vielen Weinbergen gegeben. Vielfach haben die Beerchen schon kräftig angezogen und sind auch schon über das Stadium Schrotkorngröße hinausgewachsen. Das erste Vorrundenspiel ging somit in den Weinbergen wie auch bei der WM aus deutscher Sicht gut über die Bühne.
Im Gegensatz zu manchen WM Spielorten im brasilianischen Regenwald sind im Heilbronner Raum keine flächendeckenden Niederschläge in Sicht. Damit bleibt bei einer Regenmenge seit 1. Januar von 150 -200 Liter/m² das Niederschlagsdefizit für das Jahr 2014 erhalten. März, April und Juni haben deutlich zu wenig Niederschlag gebracht. Nur der Mai war mit 50-60 Litern fast im Durchschnitt. Erste Symptome von Trockenstress sind auf trockenen Standorten in jungen Anlagen festzustellen. Hier werden bereits die älteren basalen Blätter gelb. Noch ist breitflächig nichts passiert. Sollten jedoch durchweichende Niederschläge auch weiterhin ausbleiben, wird das teils sehr hohe Ertragspotenzial in flachgründigen Weinbergen ab Juli den Trockenstress deutlich verstärken. Wo möglich, sollten Bewässerungsmöglichkeiten rechtzeitig genutzt werden. Anzustreben sind Gaben von 10 Litern je Rebstock im Abstand von 8-14 Tagen.
Alternativ muss rechtzeitig das Ertragspotenzial an die äußeren Wuchsbedingungen angepasst werden. Besonders bei Trollinger ist angesichts der Traubenanzahl und Traubengrößen jetzt schon klar, dass der zweite Trauben entfernt werden muss.
Die trockene Witterung hat natürlich auch seine guten Seiten. Es wird kaum Peronospora gefunden. Dagegen ist die Gefahr von Oidiuminfektionen weiterhin bis zum Stadium Erbsengröße groß. Durch das starke Beerenwachstum sollten die Spritzabstände besonders in Oidium gefährdeten Lagen nicht länger als 8 bis 12 Tage betragen - je nach Mittelwahl.
Bei den günstigen Bedingungen dauert es dieses Jahr vom Blütenende bis zum Stadium „Kurz vor Traubenschluss“ ca. 2 Wochen. Für Rebflächen mit kompakten Sorten sollte deshalb rechtzeitig an eine Botrytisbehandlung kurz vor dem Schließen der Trauben gedacht werden. Dies wird vielfach noch vor dem Monatswechsel der Fall sein. Momentan hat es den Anschein, dass sich die Trauben schlecht putzen. Falls sich das bestätigt, ist eine rechtzeitige Botrytisbehandlung ins Traubeninnere hinein umso wichtiger.
Nach Blütenende und nach Erledigung der Heftarbeiten sollte die Traubenzone kräftig entblättert werden. Maschinelles Entblättern fördert auch das Putzen der jungen Trauben von Blüterückständen. Weißweinsorten werden auf der Sonnenseite eher etwas verhaltener entblättert. Rotweinsorten grundsätzlich beidseitig kräftiger. Vorteil von sonnenbeschienenen Trauben ist zusätzlich, dass sich nachtaktive Ohrwürmer weniger gern in einer lockeren Traubenzone einnisten.
Bei Anwendung von glyphosathaltigen Herbiziden im Nachblütezeitraum müssen die Stockaustriebe rechtzeitig 2-3 Tage zuvor entfernt sein. Winden können ab dem Stadium Erbsengröße auch mit dem Wuchsstoff U-46 beseitigt werden. Dieser Wirkstoff wirkt aber nicht gegen Gräser.
Peronospora
Bei dem geringen Infektionsdruck sind bei Spritzungen ohne vorausgehende Niederschläge grundsätzlich Kontaktfungizide ausreichend. Kurative Produkte machen jetzt nur Sinn, wenn nach Niederschlägen im Abstand von möglichst 24 Stunden behandelt wird.
Oidium
Das Risiko für Oidiuminfektionen an Trauben ist noch hoch. Erst ab Erbsengröße sinkt das Risiko deutlich. Wichtig für einen optimalen Bekämpfungserfolg ist immer noch ein konsequenter Mittelwechsel aller empfohlenen organischen Mittel. Netzschwefel und Vitisan wirken höchstens 6 Tage. Topas und Systhane werden erst ab Mitte Juli empfohlen. Die Strobilurine Flint, Universalis, Cabrio Top und Discus sind wegen Resistenzen nicht mehr ausreichend wirksam und werden nicht empfohlen.
Fäulnis- und Botrytisvorbeugung
Der Einsatz von Spezialbotrytismitteln hat im Durchschnitt der Jahre den besten Erfolg, wenn bei Rebsorten mit kompakten Trauben kurz vor Traubenschluss behandelt wird. Es stehen folgende Mittel zur Verfügung: Cantus, Luna Privilege, Switch, Teldor oder Scala. Bezüglich des Oidium-Resistenzmanagements ist unbedingt auch zu beachten, dass die Botrytismittel Cantus und Luna Privilege zur gleichen Wirkstoffgruppe „L“ gehören wie Collis und Luna Experience. Präparate dieser Mittelgruppe nicht 2x hintereinander und insgesamt nicht mehr als 2x pro Jahr einsetzen.
Traubenwickler
Die Verwirrmethode hat auch dieses Jahr wieder funktioniert. In nicht verwirrten Gebieten werden teilweise viele Heuwurmnester gefunden. Das Jahr 2014 scheint insgesamt geprägt durch erhöhten Schädlingsdruck, was sich jetzt auch wieder beim Heuwurm, also der 1. Generation des Traubenwicklers, zeigte. Bei Insekten ist es nie sicher vorhersehbar, wie sich die Poulationsdynamik entwickelt. Dennoch spricht einiges dafür, dass dieses Jahr die Sauerwurmbekämpfung als vorbeugende Fäulnismaßnahme besonders ernst genommen werden muss. Der Behandlungstermin mit einem Insektizid richtet sich nach dem örtlichen Mottenflug. Bisher kann noch kein Termin genannt werden.
sonstiges
Bei den ab jetzt anstehenden Behandlungen berechnet sich die Mittelmenge mit der 4- fachen Basisaufwandmenge. Die Gebrauchsanleitungen, Auflagen und Anwendungsvorschriften der Mittel sind einzuhalten.
Bei der Gerätereinigung dürfen keinerlei Reste der Spritzbrühe oder Reinigungsflüssigkeit in die Kanalisation oder in Oberflächengewässer gelangen. Rückstände gelangen auch über Kanalabläufe in Kläranlagen und damit in Oberflächengewässer. Beachten Sie die Mitteleinschränkungen bei Tafeltrauben! Reinigen Sie deshalb Ihre Geräte stets auf unbefestigten, bewachsenen Flächen, falls möglich innerhalb der Weinberge.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.