Kirschessigfliege: Aktueller Hinweis vom Rebschutzdienst Heilbronn - Weinbauberatung
Zum 1. September 2014 informiert der Rebschutzdienst Heilbronn über den Befall durch die Kirschessigfliege, gibt Empfehlungen zu den Bekämpfungsstrategien sowie Hinweise zum Bienenschutz.
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Der meteorologische Herbst hat begonnen und auch die Witterung erinnert eher an Herbst als an Sommer. Den Flug der Kirschessigfliege haben die ungewöhnlich kalten Nächte und auch moderaten Tagestemperaturen mit gelegentlichen Niederschlägen etwas gehemmt. Die Fangzahlen gehen zurück und auch die Eiablage scheint sich zu reduzieren.
Durch das reichliche Regenangebot im Juli und August finden sich aufgeplatzte Beeren. Vor allem in exponierten, in der Reife weiter vorausentwickelten Flächen zeigen sich nun verstärkt Schäden durch Wespenfrass. Daher finden sich häufig an vorgeschädigten Trauben beide Arten der Essigfliegen - gewöhnliche Essigfliege und Kirschessigfliege.
Obwohl die Fangzahlen zurückgehen müssen die Anlagen weiterhin auf Befall kontrolliert werden. Mit zunehmender Reife und eintretender Fäule nimmt die Attraktivität der Köderfallen für die Kirschessigfliege ab und spielt möglicherweise einen geringen Befall vor.
Herausgeschnittene Trauben untermulchen
In fäulnisgefährdeten Anlagen kann durch Herausschneiden befallener Trauben das Risiko für verstärkten Zuflug der Kirschessigfliege gesenkt werden. Diese sollten entweder aus der Anlage transportiert werden oder umgehend untergemulcht werden. Denn der Essiggeruch durch Vorbefall der gewöhnlichen Essigfliege lockt die Kirschessigfliege verstärkt an.
Besonders bei der nun bevorstehenden Lese der frühen Anlagen wie Acolon oder Cabernet Dorsa muss auf umliegende Anlagen Rücksicht genommen werden. Nicht beerntbare Trauben sollten auf den Boden geschnitten und, wie bereits erwähnt, umgehend gemulcht werden. Auf keinen Fall sollten sie in der Anlage hängen bleiben. Auch bei der Lagerung von Trester muss darauf geachtet werden, ob sich in der Umgebung noch Trauben zur Ernte befinden.
Das Monitoring wird in vielen Gemarkungen durchgeführt und im überwiegenden Teil haben sich auf örtlicher Ebene oder von genossenschaftlicher Seite Verbände gefunden, um eventuelle Behandlungen zu koordinieren. Es gibt sehr gute Beispiele, wie so etwas strukturiert ablaufen kann.
Was vor der Behandlung zu beachten ist
In den Frühsorten sind die Behandlungen nun abgeschlossen worden.
Für mittelfrühe Sorten (z.B. Schwarzriesling, Burgunder) muss bei der Entscheidung, ob diese Woche noch eine Behandlung möglich ist, die Wartezeit von 14 Tagen beachtet werden. Mit einem Lesebeginn zur Monatsmitte muss gerechnet werden und auch die Möglichkeit einer fäulnisbedingten Lese muss berücksichtigt werden.
Für die späten Rotsorten (vor allem Lemberger und Trollinger) können aus heutiger Sicht noch bis zur Monatsmitte Behandlungen durchgeführt werden. Zur Ertragssicherung wird eine Behandlung dringend empfohlen. Mit zunehmender Reife und mit fortschreitender Lese erhöht sich der Druck auf die Spätsorten. „Die letzten beißen die Hunde“; hoffen wir es nicht!
Bekämpfungsstrategien:
Mittelfrühe Sorten:
Da hier nur noch maximal eine Behandlung in den nächsten Tagen möglich ist (Wartezeit beachten) wird der Einsatz einer Solo- SpinTor-Behandlung (160ml/ha) empfohlen.
Spätreifende Sorten:
Hier können zwei Behandlungsstrategien durchgeführt werden:
1. Köder-Variante + Solo-SpinTor
Köder-Behandlungen (Combi-Protect + SpinTor) im Abstand von ca. 4 Tagen. Bei der letzten
Behandlung SpinTor als Solomittel (160 ml/ha). Dies hat den Vorteil, dass die Wirkungsdauer von SpinTor verlängert wird und nicht die Gefahr besteht, dass das Bekämpfungsmittel geringere Dauerwirkung besitzt als das Lockmittel.
2. 2 x Solo-SpinTor
Wird diese Woche eine erste Behandlung in den Spätreifenden Sorten gesetzt, erlaubt die
verbleibende Restzeit, bei normalem Reifeverlauf, bis zur Ernte noch eine zweite Behandlung. Vor allem bei Flächen mit stärkerem Fäulnisbefall empfiehlt sich diese Behandlungsvariante.
Für eine möglichst optimale Populationsbekämpfung sind das einheitliche Durchführen örtlich
abgestimmter Strategien und eine möglichst gleichzeitige Behandlung der entsprechenden räumlich zusammengehörenden Flächen von großer Bedeutung.
Die Vorgaben der Vermarktungsbetriebe sowie zum Bienenschutz sind zwingend einzuhalten.
Hinweis zum Bienenschutz
Nach der Bienenschutzverordnung vom 22. Juli 1992 (BGBl. I. S.1410) dürfen B1 - Mittel weder
an blühenden Pflanzen noch an von Bienen beflogenen nicht blühenden Pflanzen,
zum Beispiel wegen der Ausscheidungen der Blattläuse (Honigtau), angewandt werden.
Die Ausbringung hat aus diesem Grund nur morgens oder abends zu erfolgen und der Unterwuchs ist zu mulchen.
Da momentan die reifenden Trauben von Bienen beflogen werden, wird um besondere Beachtung gebeten!
Dies betrifft die Anwendung von SpinTor als Solo-Produkt oder in Kombination mit Combi Protect.
Zusammenfassung der zugelassenen Mittel und phytosanitärer Maßnahmen:
SpinTor:
- Aufwandmenge 160 ml/ha (Achtung: Es gibt auch Mittel mit 320 ml/ha Aufwandmenge auf dem Markt. Hierbei Packungsbeilage beachten und entsprechende Aufwandmenge verwenden).
- max. 2 Anwendungen im Abstand von mindestens 7 Tagen.
- Wartezeit 14 Tage.
- Das Mittel ist bienengefährlich (blühende Bestände unbedingt vorab mulchen!)
- Die gesamte Laubwand ist beidseitig zu behandeln (empfohlene Wassermenge: 600-800 l/ha) Im Anschluss an eine Behandlung sollten innerhalb von mind. 24 Stunden keine Niederschläge fallen
- Die Behandlung ist im Abstand von 7 Tagen zu wiederholen.
Ködermethode: Combi-protect + SpinTor
Spintor | Combi-Protect | Wasseraufwand |
5 ml | 1,0 L | 20 L |
7,5 ml | 1,5 L | 30 L |
10 ml | 2,0 L | 40 L |
- Wartezeit 14 Tage
- Das Mittel ist bienengefährlich (blühende Bestände unbedingt vorab mulchen!)
- Im Anschluss an eine Behandlung sollten innerhalb von mind. 24 Stunden keine Niederschläge fallen
- Die Behandlung ist im Abstand von 4 – 5 Tagen zu wiederholen.
- Für eine möglichst effiziente Wirkung, sollten die Behandlungen in den Gewannen von allen Bewirtschaftern möglichst zeitnah erfolgen. Örtliche Absprachen bieten sich an.
- Anwendung erfolgt als Streifenbehandlung auf den Teil oberhalb der Traubenzone.
Weinbauliche Maßnahmen:
- helle, besonnte Traubenzone (also eine gute Entblätterung).
- kurzgehaltene Begrünungen.
- das Entfernen/Einmulchen abgeschnittener Traubenteile aus den Beständen
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