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Rebschutzhinweis Nr. 12 – Weinbauberatung Bad Mergentheim

Nach Rekordwerten um die 40° C in den vergangenen Tagen hat der Hochsommer derzeit einen kleinen Durchhänger. Die lange ersehnten größeren Niederschläge sind wieder einmal ausgeblieben. Zunehmend
wird die Wasserversorgung nun auch in etablierten Ertragsanlagen zum Problem, dies zeigt sich neben dem mangelnden Wuchs an Beeren und Trieben vielfach auch an Blattverfärbungen in der Traubenzone. Im Allgemeinen ist trotz der extremen Hitze das Stadium Erbsengröße erreicht, sorten- und lagenabhängig sind jedoch immer noch später entwickelte Trauben zu finden. In diesem Fall sind die Beeren besonders anfällig für Pilzinfektionen. Die Spritz-abstände sind nicht zu weit zu ziehen und sollten in befallsfreien Anlagen im Moment bei etwa 12 Tagen liegen.

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Mit Ausnahme von einzelnen Oidiumbefällen zeigen sich die Bestände weitestgehend gesund; wie erwartet sind beim derzeitigen Entwicklungsstand auch in entblätterten Anlagen noch keine Beeren-
und Traubenschäden durch die extreme Hitze aufgetreten. Neben vereinzelten Blattverbrennungen in stark gestressten Anlagen zeigen sich nun auch zunehmend die ESCA-Symptome.

Terminierung der Abschlussbehandlung

 

Der Entwicklungsstand der Rebanlagen lässt zum jetzigen Zeitpunkt den Schluss zu, dass die Abschlussspritzung überwiegend zum zweiten Augustwochende erfolgen kann. Auch bei späten Sorten und Lagen (im Taubertal) sollten die Behandlungen spätestens in der KW 33 beendet werden. Für Anlagen, die erfahrungsgemäß sehr früh gelesen werden (z.B. Neuer Wein oder Traubensaft), sollte der Abschlusstermin bereits für Ende Juli eingeplant werden. Die Vorgaben der Absatzorganisationen, hinsichtlich Mittelwahl und Terminierung, sind zwingend zu beachten!

Peronospora

Aufgrund der nur geringen Niederschläge hat der Pilz in diesem Jahr kaum eine Chance. Mit den letzten Behandlungen gilt es vorwiegend zuwachsendes Laub gesund zu halten. Für die anstehende Behandlung
ist im Allgemeinen ein Kontaktfungizid ausreichend. Nur bei einer Behandlung unmittelbar nach einem stärkeren Gewitter macht der Einsatz von Mitteln mit Kurativleistung Sinn.

Oidium

Meist sind die Rebbestände befallsfrei. Allerdings gibt es einige Befallsherde, meist hervorgerufen durch Behandlungsfehler, falsche Mittelwahl bzw. Vorjahresbefall (Zeigertriebe). Bei starkem Befallsdruck aus Nachbarweinbergen wurde jedoch auch Befall in seither konsequent behandelten Parzellen gefunden. Wichtig ist daher immer noch eine intensive Kontrolle der Anlagen, um rechtzeitig und gezielt
auf einen möglichen Befall reagieren zu können! Falls stärkere Befälle auftreten, bitte Kontakt mit der Weinbauberatung aufnehmen.

Bei der nächsten Behandlung wird nochmals der Einsatz eines potenten Oidiumpräparates (Luna Experience, Collis, Dynali, Vivando oder Talendo) empfohlen. Bitte beachten Sie den konsequenten
Wirkstoffgruppenwechsel! Bei den letzten beiden Behandlungen können dann Vento Power, Topas, Systhane oder Vegas eingesetzt werden. Alternativ kann bei der letzten Behandlung durch den Einsatz von Vitisan oder Kumar ein organisches Präparat ersetzt werden.

Traubenwickler

Außerhalb von Verwirrflächen war am ersten Juliwochenende ein Flughöhepunkt der Sauerwurmgeneration zu verzeichnen. Ob dies der absolute Flughöhepunkt war, oder die sinkenden Temperaturen der nächsten Tage die Flugaktivität nochmals steigen lassen, kann derzeit noch nicht gesagt werden. Das werden die Fallenfänge der nächsten Tage zeigen.

Je nach Spritzrhythmus kann bei anstehenden Fungizidmaßnahmen bereits jetzt gegen den Traubenwickler mitbehandelt werden. Zum Einsatz kommen außerhalb von Verwirrflächen bevorzugt die Präparate Gladiator, Steward oder Coragen. Bei einer separaten Behandlung ist der Behandlungstermin am weiteren Flugverlauf auszurichten. Das bienengefährliche Präparat Spintor sollte bevorzugt zur
Bekämpfung der Kirschessigfliege reserviert werden (Resistenz-management Insektizide).

Milben / Zikaden

In bekannten Problemlagen (z.B. Waldrand) und Rebsorten kann bei stärkerem Zikadenbesatz (ab zwei bis drei Larven je Blatt) eine Behandlung mit Steward sinnvoll sein. Zikadenlarven sind grünlich und
laufen schräg seitwärts, damit sind sie auch eindeutig zu bestimmen. Das alternierende Mulchen ist in den Waldrandlagen eine gute Methode, um die Zikaden über andere Nahrungsquellen aus der Laubwand zu halten, ebenso das Vorhandensein von Einsaaten. Ebenso sollten die Anlagen auf einen Rote-Spinne Befall überprüft werden um ggf. einen Akarizideinsatz einzuplanen.

Berechnung der Mittelmenge

Ausgehend von der momentanen Rebenentwicklung ist der 4-fache Basisaufwand notwendig. Dies entspricht einer Berechnungsgrundlage von 1600 Liter Brühe je ha. Die tatsächliche Wassermenge sollte
durch geeignete Düsenwahl, Druck und Fahrgeschwindigkeit so gewählt werden, dass möglichst wenig Abtropfverluste entstehen. Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten. Bei der Erzeugung von Ess- bzw. Tafeltrauben sind die eingeschränkten Mittelzulassungen unbedingt zu beachten.

Sonstige Hinweise

Junganlagen (besonders 2 und 3jährige Anlagen) welche in der Ertragserwartung deutlich zu hoch liegen, sind schnellstmöglich zu entlasten, um die Langlebigkeit der Stöcke zu sichern. Auch manche
Ertragsanlagen (v.a. Regent, Trollinger, teilweise auch Müller-Thurgau) sind kritisch zu prüfen, ob die Ertragsleistung und die derzeitige Wasserversorgung übereinstimmt, oder ob ertragsreduzierend eingegriffen werden muss. Dabei sind bevorzugt vorhandene Kurz- und Kümmertriebe und die dritte Traube zu entfernen. Spätestens zu Reifebeginn sollten ertragsreduzierende Maßnahmen
abgeschlossen sein damit im Hinblick auf die Kirschessigfliege keine reifenden Trauben auf den Boden geschnitten werden müssen. In Stiellähme gefährdeten Sorten sowie bei ersten sichtbaren Blattsymptomen von Magnesiummangel kann der Spritzbrühe ein Magnesiumhaltiger Blattdünger wie z.B. Bittersalz oder Lebosol Magnesium zugesetzt werden.

Der nächste Hinweis erfolgt voraussichtlich am 15. Juli.

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