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Rebschutzhinweis Nr. 18 – Weinbauberatung Heilbronn

Die gemäßigteren Temperaturen ab kommendem Wochenende bringen hoffentlich etwas Regen mit im Gepäck. Die letzte Gewitterfront am Wochenende hat nur im mittleren bis süd-östlichen Bereich des Anbaugebietes Württemberg für nennenswerte Feuchtigkeit gesorgt. Ansonsten herrschen weiterhin südländische Verhältnisse vor. Hinzu kam, dass am Allzeit-Hitzrekord-Freitag, am 7. August, nun auch doch noch einzelne Sonnenbrandschäden aufgetreten sind, überwiegend bei Trollinger. Ganz verwunderlich ist das nicht angesichts der 40° C Rekordtemperatur an diesem Tag. Dass nicht noch mehr passiert ist liegt einzig daran, dass die Trauben sich bereits sehr lange an die extremen Verhältnisse anpassen konnten.

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Ist die lange Trockenheit und der nicht enden wollende Hochsommer nun eine Katastrophe für den Weinbau oder vielleicht auch die Chance auf einen Qualitätsjahrgang der besonderen Art? Unbestritten haben flachgründige und besonders jüngere Anlagen unter der Trockenheit bisher sehr gelitten. Andererseits ist die Masse der Weinberge aber noch nicht unwiderbringlich geschädigt. Der Wuchs hat zwar nachgelassen und die Beerengröße ist eher unterdurchschnittlich, aber gerade das birgt die
Chance auf einen Qualitätsjahrgang und ist bezogen auf die Traubengesundheit eher als positiv zu werten. Was bringt es, dem Verbraucher den Kopf voll zu heulen über die nachlassende Erntemenge? Dadurch verkauft sich keine Flasche Wein zusätzlich–im Gegenteil! Der heimische Weinkonsument sollte eher eingestimmt werden, sich auf den neuen, ganz besonderen und wiederum unverwechselbaren Wein-Jahrgang 2015 freuen zu können. Es lässt sich durch Gejammere ja ohnedies nichts ändern.

Wassergaben mit Tropfbewässerung auf Trockenstandorten hat sich gelohnt. Das lässt sich jetzt schon sagen. Probleme bereitet allerdings bei solchen Extremverhältnissen oft die Wasserbeschaffung. Die Entscheidung, welche Weinberge vielleicht zukünftig noch Tropfschläuche benötigen, lässt sich jetzt leicht beim Betrachten der Trockensymptome feststellen. Allerdings sollte zuvor geprüft werden, ob im Betrieb ausreichend Zeit und Wasser und ob auch die technischen Voraussetzungen für das Zufahren von Wasser vorhanden sind. Mit einem „frühen“ Lesebeginn muss angesichts der fortgeschrittenen Traubenreife auch dieses Jahr wieder gerechnet werden. Die Einhaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Wartezeit je nach Mittel sind auf alle Fälle zu beachten.

Die standardmäßige Rebschutzsaison ist beendet. Peronospora hat sich das ganze Jahr über sehr lange zurückgehalten. Was jetzt noch im Gipfellaub kommen kann ist unbedeutend. Ebenso sind die meisten Rebanlagen frei von Oidium. Allerdings gibt es auch Betriebe mit Oidiumproblemen. Diese Betriebe sollten im Sinne ihrer eigenen Weinqualität aber ganz besonders auch im Sinne der Nachbarflächen alle Fehlermöglichkeiten hinterfragen, um nächstes Jahr erfolgreicher zu sein. Nach wie vor sehr kritisch ist die Situation bezüglich ESCA. Der Befall hat teils bedenkliche Ausmaße angenommen. Bei befallenen
Rebstöcken sind die Stämme ca. 10 cm über dem Boden abzuschneiden und wenn dann der Stockaustrieb später auch wieder Befall zeigt, muss der Stock ersetzt werden. Dies lohnt sich, wenn die Anlage noch länger als 5 Jahre stehen soll.

Trotz der extremen Trockenheit sollten Bodenbearbeitungsmaßnahmen unterbleiben. Bei einsetzenden herbstnahen Regenfällen wären Bodenbearbeitungen stark fördernd für die Fäulnis. Falls die Begrünung überhaupt noch wächst wird empfohlen, nur noch zu mulchen. Herbizidmaßnahmen im Unterstockbereich dürften auch überwiegend nicht mehr nötig sein. Generell sollten Maßnahmen zur Ertragsregulierung bis zum Beginn der Zuckereinlagerung beendet sein. Nicht zuletzt auch,
damit keine Kirschessigfliegen unnötiger Weise angelockt werden. Die Weinbauschule Weinsberg (LVWO) bietet wieder an, die Versuchsergebnisse aus den Pflanzenschutzund Weinbauversuchen interessierten Winzern vorzustellen. Termin ist Freitag, 18. September 2015. Bitte informieren Sie sich ggf. nochmal auf der entsprechenden Internetseite.

Kirschessigfliege

Positiv am seitherigen Witterungsverlauf ist sicherlich die Tatsache, dass die Sommertrockenheit bisher noch nicht zu einer Massenvermehrung des Neuschädlings Kirschessigfliege gesorgt hat. Bleibt zu hoffen, dass der Kelch dahingehend am Weinbau vorbeigeht. Wir werden an dieser Stelle regelmäßig über die weitere Entwicklung informieren. Noch kann nicht vorhergesagt werden, ob und ggf. wann Behandlungen gegen den Neuschädling notwendig werden.

Sicher ist, dass gegen den Schädling nicht vorbeugend behandelt werden kann. Dazu wirken die zur Verfügung stehenden Mittel nicht ausreichend lange. Entscheidend wird sein, etwaigen Befallsbeginn festzustellen, um dann gezielt fahren zu können. Dafür werden im gesamten Anbaugebiet regelmäßig durch die Weinbauschule Weinsberg Beerenuntersuchungen auf Eiablage bei allen relevanten Sorten durchgeführt. Die Ergebnisse können im Prognosesystem Vitimeteo unter http://www.vitimeteo.de/monitoring/kefeifunde.shtml abgerufen werden. Hier können auch die Ergebnisse der Fallenfänge eingesehen werden.

Für eigene sichere Befallsprognosen einer Eiablage werden ca. 20-fache Vergrößerungen (am besten mit Binokular) benötigt. Das ist in der Praxis nur schwer möglich. Sollten in der Praxis Verdachtsfälle auf bereits sichtbaren Befall auftauchen, d.h. einzelne Beerchen zeigen die typischen Eindellungen und Blasenbildungen an Einbohrlöchern, wird um Information der Weinbauberatung gebeten. Allein über Fang der Fliegen und die Auswertung von Becherfangfallen ist leider keine ausreichende Genauigkeit für einen sinnvollen Behandlungsbeginn gegeben. Wer über Massenfangverfahren versucht, einen Vermehrungsaufbau in den Flächen zu verhindern, sollte die Becher spätestens aufhängen, wenn die ersten Fallenfänge der Drosophila suzukii festgestellt werden. Sobald eine erste Bekämpfungsnotwendigkeit besteht, wird zeitnah von dieser Stelle aus konkret informiert werden.

Mäuse und Wespen

Die Mauspopulation ist als hoch einzustufen. Angesichts der Trockenheit ist nicht auszuschließen, dass die Nager an reifenden Trauben Fraßschäden verursachen, die dann sekundär zu einem Fäulnisproblem werden können. Wer an eine Mäusebekämpfung mit zugelassenen Fraßködern („Giftweizen“) denkt, muss wissen, dass der Einsatz nur gezielt in die Mauslöcher (sinnvoll natürlich nur die sichtbar bewohnten) zugelassen ist. Dafür können z.B. entsprechende Legeflinten verwendet werden, mit denen auch eine entsprechende Dosierung (5 Körnchen je Mausloch) möglich ist. Die Anwendungsbedingungen sind strikt zu beachten. 

Auch Wespenfraß hat bereits bei früh reifenden Sorten begonnen. Bei bekannten Problembereichen kann versucht werden, über engmaschige Netze das Anfliegen der Wespen zu behindern. Allerdings müssten die Netze auch im unteren Bereich ziemlich dicht abgeschlossen werden, was oft recht schwierig ist. Alternativ kann auch versucht werden, Wespen mit Köderflaschen abzufangen. Aus anderen Anbaugebieten ist bekannt dass folgende Rezeptur verwendet wird:

· 1,5 Liter PET Flasche mit 4-6 Löchern von ca. 2 cm Durchmesser am Parzellenrand aufhängen

· Köderflüssigkeit mit 200 ml Bier, 100 ml Weinessig, 50 ml Himbeersirup, 600 ml Wasser, 100 g Zucker und einige Tropfen Netzmittel (Spülmittel)

· Nach einigen Tagen die Köderflüssigkeit erneuern

· Alte Flüssigkeit nicht direkt in Weinberg ausschütten

· Vor der Lese Köderflaschen wieder aus Weinberg entfernen, ganz besonders wichtig ist dies bei Vollernterlese. Eine Flasche kann dabei die gesamte Ernte verderben!!!

Junganlagen

Wo ausreichend Wasser zur Verfügung stand, sind die Junganlagen überwiegend gut gewachsen. Pflanzenschutzmaßnahmen, besonders gegen Peronospora, sollten in Junganlagen nur noch bis Anfang September weitergeführt werden, sofern die Rebstöcke noch Zuwachs zeigen.

Sonstiges

· Die Anwendungsbestimmungen zum Bienenschutz, ganz besonders bei einer eventuell notwendig werdenden Bekämpfung der Kirschessigfliege, sind immer zu beachten. Suchen Sie im Zweifel immer Kontakt zum örtlichen Imker. Erst wer von den Problemen oder Freuden des anderen weiß, kann diesen verstehen.

Der nächste Hinweis erfolgt nach Bedarf.

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