Rebschutzhinweis Nr. 18 – Weinbauberatung Bad Mergentheim
Die Niederschläge seit dem Wochenende lagen im Bereich zwischen 15 und 30 L/m². Dies entspannt die Trockensituation nur bedingt, auf den vollkommen ausgetrockneten Böden konnten die Regenmengen nicht in tiefere Bodenschichten vordringen. Im Allgemeinen zeigen sich die Bestände durch das kühlere Wetter jedoch frischer und hauptsächlich in bewässerten Anlagen hat sich auch ein leichter Neuzuwachs
eingestellt. Mit den nun wieder ansteigenden Temperaturen wird sich in gut versorgten Anlagen die Reife in den nächsten Tagen beschleunigen. Von Trockenstress geprägte Anlagen sind in der Entwicklung zurück,
zeigen unterschiedliche Beerengrößen und sind in der Reifeentwicklung verzögert.
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Ein wenig erfreulicher Nebeneffekt der Niederschläge ist das bereits in der Vorwoche beschriebene Aufplatzen von Beeren. Es kann vermutet werden, dass durch die lange Trocken-/Hitzeperiode die Beerenhaut weniger elastisch ist und nun durch die vergangenen Niederschläge bzw. Traubennässezeiten es bei den reifsten Beeren zu osmotischen Vorgängen, damit zu einer deutlichen Beerenvolumenzunahme und letztlich zum Platzen der Beerenhaut kam.
In erster Linie sind Anlagen betroffen, die in der Reife schon weiter fortgeschritten sind, kompakte Traubenstruktur aufweisen, stärkere Trockenstresssymptome oder Oidiumbefall zeigen. Vermehrt lassen sich die Aufreisungen in den Rebsorten Schwarzriesling, Samtrot oder auch Tauberschwarz finden. Je nach Witterungsverlauf trocknen die Risse ein oder es entsteht Botrytis. Durch die Aufreisungen werden ab einem gewissen Reifegrad zusätzlich Wespen, Ameisen oder Fliegen angelockt. Momentan ist das beschriebene Aufplatzen allerdings (noch) kein verbreitetes Problem.
Kirschessigfliege
Die Beerenproben bei frühreifenden Rotweinsorten wurden diese Woche fortgeführt und es wurde landesweit bei keiner Sorte eine Eiablage festgestellt. Auch aus anderen Weinbaugebieten wird noch kein Befall gemeldet. Allerdings wird im Obstbau von steigendem Befall in Himbeeren berichtet. Die Probennahmen werden kontinuierlich fortgesetzt und es bleibt abzuwarten in wie weit die feuchteren
Bedingungen und die kühleren Temperaturen die Aktivität der Kirschessigfliege begünstigen. Besonders in Lagen mit angrenzend Hängen gebliebenen Obst oder wilden Früchten, könnte ein Problem
entstehen. Momentan sind die Flugzahlen in Weinbergsnähe noch sehr gering - das war 2014 zum vergleichbaren Zeitpunkt ganz anders. Es besteht derzeit kein Handlungsbedarf zum Insektizideinsatz.
Alleine über die Auswertung von Fangfallen ist keine Terminierung einer eventuell notwendigen Behandlung möglich. Es ist deshalb empfehlenswert, dass in reifenden Rotweinsorten mit einer stark
vergrößernden Lupe (15-20-fache Vergrößerung) oder Binokular die Beeren auf Eiablage kontrolliert werden. Dies ist in der Praxis nur schwer umzusetzen. Entscheidend wird sein, den etwaigen Befallsbeginn an den Trauben festzustellen.
Sollte in Praxisanlagen erste Verdachtsfälle mit den typischen Eindellungen („Golfball“) oder Blasenbildung an Einbohrlöchern auftreten, wird um Information der Weinbauberatung gebeten.
Sofern noch nicht geschehen, kann weiterhin die Traubenzone entblättert werden, damit ein möglichst ungünstiges Mikroklima für die KEF in der Traubenzone geschaffen wird. Bitte beachten Sie, dass
ein günstiges Blattfruchtverhältnis für die innere Qualität notwendig ist, d. h. eine Laubwand über der Traubenzone hat noch wertvolle Dienste zu leisten.
Zugelassene Präparate
Für den Fall, dass in den nächsten Wochen Behandlungen gegen die Kirschessigfliege erforderlich sind, kommen nach Abstimmung mit verschiedensten Stellen vorzugsweise die Präparate SpinTor und
Mospilan zum Einsatz. Die Wartezeit von 14 Tagen ist bei beiden Mitteln zwingend einzuhalten. Somit müssen sich eventuelle Spritzungen immer nach dem frühesten Erntetermin der jeweiligen Sorte
richten. Das Kombinationsverfahren „SpinTor und Combi-protec“ ist in Baden-Württemberg zugelassen, wird jedoch derzeit aufgrund ungewisser Versuchsergebnisse nicht empfohlen. Piretro Verde hat für
dieses Jahr ebenfalls eine befristete Zulassung erhalten, aufgrund der nur sehr kurzen Wirkungsdauer und der Einstufung als schädigend für Raubmilben wird vom Einsatz abgeraten. Es ist zu beachten, dass alle Mittel außer Mospilan als bienengefährlich eingestuft sind.
Mögliche Behandlungsstrategie bei festgestellter Eiablage
Im Moment besteht noch kein Handlungsbedarf. Grundsätzlich wird zur Erstbehandlung (bzw. Einzelbehandlung) SpinTor empfohlen. Durch die Bienengefährlichkeit kann ein Einsatz nur in Anlagen erfolgen, in denen keine Bienen fliegen. Blühende Begrünungspflanzen sind zu mulchen. Bei notwendig werdender Zweitbehandlung wird dann nach ca. einer Woche Mospilan empfohlen. In Anlagen mit Bienenflug ist nur eine einmalige Anwendung von Mospilan möglich.
Die Anwendungsbestimmungen insbesondere in Bezug auf den Bienenschutz sind immer zu beachten. Suchen Sie im Zweifelsfall den Kontakt zu den örtlichen Imkern.
Generell gilt zu beachten, dass bestimmte Sorten (z.B. Acolon, Regent) in der Reifeentwicklung sehr fortgeschritten sind. Falls also bei frühen Sorten eine Lese z.B. am 14. September erforderlich wird, ist
bei einer gesetzlichen Wartezeit von 14 Tagen ein Insektizideinsatz in frühen Rotweinsorten nur bis zum 31. August möglich.
Der nächste Hinweis erfolgt je nach Bedarf.
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