Rebschutzhinweis Nr. 21 – Weinbauberatung Heilbronn
Pünktlich mit dem September stellt sich die Wetterlage auf herbstlichen Modus um. Die extreme Hitze ist nun für 2015 aller Voraussicht nach überstanden. Kühlere Temperaturen, vor allem kühlere Nächte, sind für die Ausreife der Trauben, insbesondere die Aromabildung, sehr vorteilhaft. Auch wenn dadurch die großen Öchsle-Sprünge vorerst mal vorbei sind. Größere Regenmengen sind aktuell nicht gemeldet, was besonders die Regionen, in denen die vergangenen Niederschlagsereignisse mehr oder weniger vorbeigingen, belastet. Andererseits wären größere Regenmengen auf vielen Standorten stark fördernd für die allgemeine Fäulnislage. Insgesamt betrachtet sieht die Prognose für den Herbst 2015 momentan recht gut aus. Mostgewicht und Säurewerte versprechen ganz vernünftige Qualitäten, mit allen Optionen nach Oben. Die Ertragsmenge ist sehr uneinheitlich. Von deutlichem Überbehang bei gut mit Wasser versorgten Anlagen bis zu starken Ertrags- und Qualitätsdepressionen auf Trockenstandorten ist alles zu finden. In der Summe überwiegen aber die positiven Aspekte. Vielleicht ist der Extremjahrgang 2015 doch ein Jahrgang mit Potenzial!
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Primärschäden an früh gereiften Trauben werden und wurden hauptsächlich durch Wespen verursacht. Auch hier hilft gegen weitere Fäulnis, wenn es möglichst wenige und kurze Nässephasen gibt und die Nachttemperaturen möglichst auf einstellige Werte zurückgehen. Bienen, Ameisen und Fliegen aller Art besiedeln gerne die geöffneten Beeren. Das Beste was hier passieren kann ist, wenn nachfolgende „Saftschlotzer“ die einzelnen Beeren vollständig leeren. Dann kann auch nichts mehr faulen.
In vielen Jahren lässt der Wespenbefall mit zunehmender Reife aller Wein- und Obstsorten eher nach (Verdünnungseffekt und kühlere Nächte). Besonders gefährdet sind immer die ersten Bestände, die Fruchtsüße einlagern, wie z.B. Acolon oder sehr frühreife Terrassenweinberge auch mit Trollinger. Dort lohnen sich am ehesten die als „Abfangjäger“ dienenden Fangflaschen-Köder gegen Wespen. Wichtig ist immer, vor einer möglichen Maschienenlese, die Köderflaschen aus den Weinbergen VOLLSTÄNDIG zu entfernen! Eine vergessene Flasche kann einen ganzen Zuber verderben!
Positiv ist bisher auch der deutlich geringere Stiellähmebefall als 2014. Dies bestätigt wieder einmal, dass die Witterungsbedingungen während der Traubenreife maßgeblich für das Ausmaß des Auftretens von Stiellähme verantwortlich sind.
Kirschessigfliege (KEF):
Nur wenn eindeutig nennenswerte Eiablage nachgewiesen oder festgestellt wird, lohnt sich eine chemische Bekämpfung der Kirschessigfliege. Dies ist bis dato noch nicht der Fall! Lediglich an einem Standort wurde bisher in Württemberg eine einzige Eiablage festgestellt. Von einer bevorstehenden Massenbesiedlung kann zum momentanen Zeitpunkt nicht ausgegangen werden. Im Vergleich zum vergangenen Jahr sind deutlich weniger KEF in den Weinbergen unterwegs. Von einer generellen Entwarnung kann aber auch noch nicht ausgegangen werden.
Aus momentaner Sicht ist bei den frühreifenden Sorten angesichts der erreichten Reife, des geringen Ausgangsbefalls und des erwarteten Lesetermins in Zusammenhang mit der Wartezeit der Mittel keine Behandlung mehr angesagt. Sicher wäre für Frühsorten (z.B. Acolon, Portugieser, Cabernet Dorsa, Regent u.a.) bei einer sich aufbauenden Population eine etwas vorgezogene Lese die bessere Entscheidung, als ins Blaue hinein mit Insektizid zu behandeln. Wenn davon ausgegangen werden kann, dass alle Burgundersorten, alle Weißweinsorten und auch Lemberger deutlich weniger gefährdet sind für KEF Befall, bleibt einzig die Frage, wie sich die Lage beim Trollinger weiter entwickelt. Hier kann noch keine generelle Entwarnung gegeben werden.
Falls es sich abzeichnen sollte, bei später reifenden Sorten behandeln zu müssen, ist bei der Terminierung etwaiger Spritzungen wegen Einhaltung der Wartezeiten der Mittel immer von der frühestmöglichen Ernte der jeweiligen Anlage auszugehen. Die beiden für Württemberg vorzugsweise empfohlenen Mittel sind „SpinTor“ oder „Mospilan“. Beide Präparate haben 14 Tage Wartezeit.
Aktuelle Untersuchungsergebnisse der Weinbauanstalten Freiburg und Weinsberg für das ganze Bundesland können im Vitimeteo Prognosesystem eingesehen werden. Dazu dient folgende Adresse: http://www.vitimeteo.de/monitoring/kefeifunde.shtml.
Sollten in der Praxis Verdachtsfälle auf bereits sichtbaren Befall auftauchen, d.h. einzelne Beerchen zeigen die typischen KEF-Symptome, wird um Information der Weinbauberatung gebeten. Allein über Fang der Fliegen und die Auswertung von Becherfangfallen ist leider keine ausreichende Genauigkeit für einen sinnvollen Behandlungsbeginn gegeben. Allerdings sind die Fangfallen dazu geeignet festzustellen, ob die Population sich aufbaut. Wer über Massenfangverfahren versucht, einen Vermehrungsaufbau in den Flächen zu verhindern, sollte die Becher spätestens jetzt aufhängen.
Sobald eine erste Bekämpfungsnotwendigkeit besteht, wird zeitnah von dieser Stelle aus konkret informiert werden.
Aktuelle Infos (2. September) der LVWO Weinsberg zur Kirschessigfliege:
Zu Beginn der 36. KW (31.08. – 06.09.) wurde keine Eiablage der Kirschessigfliege an folgenden Rebsorten beobachtet: Acolon (63 – 69 °Oe), Dornfelder (59 °Oe), Lemberger (69 °Oe), Portugieser (64 – 70 °Oe), Regent (71 °Oe), Schwarzriesling (67 - 77 °Oe), Samtrot (81 °Oe), Trollinger (53 - 64°Oe).
Mitte vorheriger Woche wurde eine KEF-Eiablage an Dornfelder im Raum Heilbronn gefunden. Bei einer weiteren Probenahme Ende letzter Woche konnte jedoch keine weitere Eiablage mehr beobachtet werden. Der Probezyklus wird auf dieser Fläche intensiviert und zukünftig auf 2x pro Woche ausgeweitet, um einen beginnenden Befall durch die Kirschessigfliege rechtzeitig erkennen und darüber informieren zu können.
Die Fallenfänge von weiblichen und männlichen Kirschessigfliegen steigen nur sehr langsam und bewegen sich im Moment im einstelligen bis sehr niedrigen zweistelligen Bereich, wenn überhaupt Kirschessigfliegen gefangen werden. Die sehr warme und trockene Witterung am Wochenende war nicht optimal für die weitere Vermehrung der Kirschessigfliege. Wir gehen davon aus, dass ein massiver Befall an frühreifenden rot- und rötlichgefärbten Rebsorten nicht mehr eintreten wird. Auf einzelne Eiablagen bei Lesereife kann mit einem vorgezogenen Lesetermin reagiert werden. Der Einsatz von Insektiziden in Rebflächen ist derzeit nicht notwendig. Besonders bei frühreifenden Rebsorten sollte zu diesem Zeitpunkt auf Insektizide verzichtet werden, um auf ein eventuelles Aufplatzen der Beeren bezüglich der Wartezeit flexibel reagieren zu können. Der weitere Entwicklungsverlauf der Kirschessigfliegenpopulation wird weiterhin sehr genau beobachtet und eintretender Handlungsbedarf über die Weinbauberatung mitgeteilt.
Sonstiges:
- Die Anwendungsbestimmungen zum Bienenschutz sind immer zu beachten.
- Suchen Sie im Zweifel Kontakt zum örtlichen Imker.
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