Rebschutzhinweis Nr. 8 – Weinbauberatung Bad Mergentheim
Frostfreie Lagen befinden sich zwischen dem 5- und 9-Blattstadium, in Frostlagen bewegt sich der Beiaugenaustrieb zwischen 3- und 6-Blattstadium.
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Verbreitet sind seit Freitag zwischen 50 - 80 L/m² Niederschlag gefallen, im Extremfall wurden auch bis zu 140 L/m² gemessen. Verschärfend kommen Hagelereignisse im Kocher- und Taubertal hinzu, die besonders im Raum Niedernhall / Forchtenberg zu massiven Schäden geführt haben. Hangrutschungen in Querterrassen und Erosionsschäden komplettieren dort das Schadausmaß.
Aufgeweichte Böden sorgen derzeit vor allem in Hang- und Steillagen für eine schlechte Befahrbarkeit. Aufgrund der momentan unbeständigen Wetterlage gilt es jetzt, die Regenlücken zu suchen um anstehende Spritzungen auszubringen. Derzeit scheinen die Aussichten für Donnerstag und Samstag am besten.
Bei Behandlungen, die am vergangenen Wochenende durchgeführt wurden, ist zwar nicht der komplette Belag abgewaschen, jedoch ist mit einem gewissen „Verdünnungseffekt“ aufgrund der hohen Regenmengen zu rechnen. Bei länger zurückliegenden Behandlungen ist zusätzlich der Neuzuwachs zu berücksichtigen. Daher sollten die Spritzabstände nicht zu weit gezogen werden. Wenn es die sichere Befahrbarkeit erlaubt, sollte bis zum kommenden Wochenende eine flächendeckende Behandlung erfolgen.
Peronospora
Die kräftigen und lange andauernden Niederschläge am Wochenende und ausreichende Temperaturen haben sicher zu Bodeninfektionen geführt.
Vor dem Erscheinen von Ölflecken, die massive Sekundärinfektionen auslösen können, muss ein Fungizidbelag die Blätter und Gescheine schützen. Bisher wurden im Beratungsgebiet noch keine Ölflecken gemeldet. Falls jedoch die Primärinfektion am Dienstag, 24. Mai geklappt hat, müssten erste Ölflecken am Donnerstag zu finden sein. Sicher werden Ölflecke Anfang der nächsten Woche erscheinen, die durch Primärinfektionen infolge der Niederschläge vom 27. bis 30. Mai erfolgt sind. Bitte melden Sie auftretende Ölflecken an die Weinbauberatung!
Aufgrund der erreichten Blattmasse und den zu erwartenden Neuzuwächsen wird nun der Einsatz von Profiler oder alternativ ein Präparat auf Basis der phosphorigen Säure in Kombination mit einem Kontaktmittel empfohlen. Die phosphorige Säure wird aufgenommen und systemisch verteilt und ist daher bei nachfolgendem Niederschlag vor Abwaschung geschützt (Wirkungsdauer bei aktuellem Zuwachs ca. 8 Tage). Bei Verwendung von Veriphos (1,5 - 2 L/ha!) oder phosponathaltigen Blattdüngern ist der Zusatz von einem Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG, Dithane NeoTec, Polyram WG oder Delan WG zwingend erforderlich.
Kurativmittel haben nur dann ihre Berechtigung, wenn innerhalb von 1-2 Tagen nach Regenfällen behandelt wird.
Sind Hagelschäden aufgetreten, kann durch die Verwendung von Folpan eine Nebenwirkung gegen Botrytis erreicht werden. Der Einsatz von Spezialbotrytiziden ist nicht notwendig.
Oidium
Die Witterung ist zwar der Ausbreitung des Pilzes nicht sehr förderlich, allerdings bedeuten hohe Niederschläge auch rasche Abwaschungen besonders der Netzschwefelpräparate.
Für Lagen ohne Vorjahresbefall, in denen überwiegend unempfindliche Rebsorten (alle Burgundersorten und Riesling) stehen, ist aufgrund der Oidium-unfreundlichen Witterung der Einsatz von Netzschwefel (je nach Präparat 3,6 - 5,0 kg/ha) grundsätzlich ausreichend. Nur in gefährdeten Anlagen wird der Einsatz eines organischen Fungizides wie z.B. Talendo, Vivando oder Dynali empfohlen. Ein Zusatz von Netzschwefel bringt jedoch auch hier eine gute Nebenwirkung gegen Schadmilben.
Chlorose
Die feuchten Bodenverhältnisse in Verbindung mit einem starken Wachstumsschub können in den kommenden Tagen die Chlorose weiter fördern. In bekannten Chloroseweinbergen kann mit einem eisenchelathaltigen Blattdünger (z. B. Fetrilon 13%, Folizin DP, Wuxal Eisen plus, LibrelEisen) entgegen gewirkt werden. Bezüglich der Mischbarkeit (v.a. mit Phosphoriger Säure) sind grundsätzlich die Anwendungshinweise auf den Packungen zu beachten.
Schwarzholzkrankheit
In den nächsten Wochen ist mit dem Flugbeginn der Winden-Glasflügelzikade zu rechnen. Die Winden-Glasflügelzikade ist der Überträger der Schwarzholzkrankheit von der Brennnessel auf die Rebe. Spätestens ab Mitte Juni sollte das Mähen und Mulchen von angrenzenden Böschungen und Wegrändern mit Brennnesseln unterbleiben. Auch sollte keine Bekämpfung der Brennnesseln innerhalb der Rebfläche erfolgen, damit die Zikaden nicht gezwungen werden, auf umliegende Reben zu fliegen und somit die Krankheit zu übertragen. Nach dem Herbst sollten diese Brennnesselbüsche dann komplett entfernt werden.
Berechnung der Mittelmenge
Bei der anstehenden Behandlung ist in wüchsigen Anlagen der 1,5 bis 2-fache Basisaufwand erforderlich. In stark frostgeschädigten Anlagen kann weiterhin mit Basisaufwand behandelt werden.
Sonstige Hinweise
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zum Bienenschutz- sind zu beachten.
Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungen ist nicht zulässig!
Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen. Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in
einer Rebanlage ausspritzen!
Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.
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