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Rebschutzhinweis Nr. 10 – Weinbauberatung Bad Mergentheim

Wann wird´s mal wieder richtig Sommer? Viele Arbeiten, vor allem der Pflanzenschutz, müssen derzeit immer wieder wegen Regen unterbrochen bzw. neu gestartet werden und auch sonst hat der Sommer seinen Namen bisher nicht verdient…

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In vielen Anlagen steht die Rebblüte kurz bevor, in frühen Lagen und Sorten ist das Stadium Blühbeginn erreicht. Wie die Blüte verläuft bleibt abzuwarten, es ist derzeit von einer langen, verzettelten Blüte 
auszugehen.


Grundsätzlich liegt der empfohlene Spritzabstand bei der unsicheren Witterung und dem starken Neuzuwachs im Bereich von 8 bis maximal 10 Tage. Der nächste Spritztermin orientiert sich aber vielfach an den äußeren Bedingungen wie Regenpausen und Befahrbarkeit der Anlagen. Die Wetterprognose meldet auch in den nächsten Tagen wechselhafte Witterung, möglicherweise ergibt sich jedoch am heutigen Donnerstag ein (kurzes) Spritzfenster, bevor dann in der Nacht zu Freitag erneut mit ergiebigem 
Regen gerechnet werden muss.


Peronospora
Befallsstellen an Blättern und Gescheinen treten inzwischen im gesamten Beratungsgebiet auf. Es ist damit zu rechnen, dass der aktuell zu sehende Befall sich noch weiter verstärken wird. Durch die parallel verlaufenden Infektionen können nach Ablauf der Inkubationszeit (derzeit ca. 7 Tage) täglich neue Ölflecken und auch Gescheinsbefall auftreten. Die Gefahr von massiven Sekundärinfektionen bleibt durch die prognostizierten Niederschläge auch weiterhin sehr hoch. Ein Schutz vor Infektionen ist nur durch einen geschlossenen Fungizidbelag gegeben. Beim Wachsen der Blätter und Gescheine verdünnen sich die Wirkstoffe. Werden die Blütenkäppchen abgeworfen sind die Fruchtknoten ohne jeden Schutz, soweit keine 
systemischen Wirkstoffe verwendet wurden.

Somit ist jetzt in der kritischen Blühphase höchste Achtsamkeit geboten! Letztendlich geht es um die Sicherung des Traubenertrages, auch in frost- oder hagelgeschädigten Anlagen mit geringerer Ertragserwartung!

Aktuell wird aufgrund der besseren Wirkungssicherheit ein Kurativmittel wie z.B. Forum Gold, Pergado, Vincare, Melody Combi oder Sanvino in Verbindung mit Veriphos (2L/ha) empfohlen. Alternativ kann auch Profiler oder Mildicut zum Einsatz kommen, bei Profiler dann aber ohne den Zusatz von Veriphos. Es ist auf einen Wirkstoffgruppenwechsel zu achten (Achtung: Viele der genannten Präparate befinden sich in Wirkstoffgruppe „C“)! 


Oidium
Wegen der häufigen Niederschläge in dieser Woche sind die Entwicklungsbedingungen für Oidium meist ungünstig. Auch wenn derzeit das Hauptaugenmerk auf der Peronospora-Bekämpfung liegt, darf die Oidiumsituation nicht gänzlich außer Acht gelassen werden. Bessern sich die Witterungsbedingungen kann die Ausbreitung während der empfindlichen Blütephase sehr rasch erfolgen.

Daher sollte man bei jetzt anstehenden Behandlungen (trotz kurzer Spritzabstände) zwingend organische Präparate verwenden. Momentan werden in erster Linie die Mittel Vivando, Talendo oder Dynali empfohlen. Bei kurzen Spritzabständen kann auch Vegas und Vento Power zum Einsatz kommen. Sofern die nächste Behandlung in frühen Lagen bereits in die abgehende Blüte fällt, wird bevorzugt Luna Experience (nur einmaliger Einsatz bis BBCH 73) empfohlen.

Achten Sie auch hier unbedingt auf einen konsequenten Wirkstoffgruppenwechsel und das Resistenz-management.


Botrytis
Durch die überwiegend nasse Laubwand hält sich auch Botrytis am Leben und zeigt sich vor allem bei Lemberger und Regent in Blatt- und Gescheinsbefall. Hier kann im Bedarfsfall auf die Nebenwirkung Folpethaltiger Mittel zurückgegriffen werden, wobei von einer begrenzten Wirkung durch Pflanzenschutzmaßnahmen auszugehen ist. Eine gute Durchlüftung bietet aktuell den besten Schutz.


Weinbauliche Maßnahmen / Fäulnisvermeidung
Bei den derzeit wüchsigen Bedingungen sind die Heftarbeiten in vielen Betrieben eine Mammutaufgabe auch im Hinblick auf einen sachgerechten Pflanzenschutz mit bestmöglicher Applikation.

Inwiefern es durch lange Nässezeiten und mangelnde Sonne zu natürlichen Verrieselungen kommen wird, hängt entscheidend von der Witterung in der kommenden Woche ab. Durch die üppige Wasserversorgung wird jedoch das Beerenwachstum nach der Blüte rasant sein und die Kompaktheit der Trauben 
wird dadurch möglicherweise stark gefördert.

Daher gilt es derzeit die Anwendung der Bioregulatoren vor allem in jungen und zu kompakten Trauben neigenden Anlagen im Hinblick auf die mögliche Fäulnis- und Essiggefahr zu überprüfen. Die Mittel „Gibb3“ und „Regalis“ sind im Bereich Vollblüte, das heißt 30 bis 50% abgeworfener Käppchen (BBCH 63 - 65) einzusetzen. Die Sortenempfehlungen und speziellen Einsatzbedingungen der Produkte sind den Gebrauchsempfehlungen auf den Mittelpackungen zu entnehmen. Aus derzeitiger Sicht bietet sich ein Einsatz der Biowachstumsregulatoren mit einer reduzierten Aufwandmenge an.

Spezialbotrytizidbehandlungen stehen aktuell noch nicht an, jedoch sollte der rechtzeitige Einsatz eingeplant werden. Ein etwas früherer Termin der eigentlichen Behandlung „Kurz vor Traubenschluss“ kann in diesem Jahr sinnvoll sein. Bei Fortbestand der derzeitigen Witterungssituation bietet sich eine Behandlung bereits im Stadium „Schrotkorngröße“ an.


Berechnung der Mittelmenge
Bei der anstehenden Behandlung ist in wüchsigen Anlagen der 2,5-fache Basisaufwand erforderlich. In frost- oder hagelgeschädigten Anlagen kann die Aufwandmenge entsprechend der Wuchslänge reduziert werden bzw. die Aufwandmenge über die Düsenanzahl reguliert werden.


Sonstige Hinweise

  • Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zum Bienenschutz- sind zu beachten.
  • Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungen ist nicht zulässig!
  • Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
  • Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen. Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
  • Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.
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