Rebschutzhinweis Nr. 15 – Weinbauberatung Bad Mergentheim
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Die Entwicklung in den Rebanlagen geht weiterhin zügig voran, so dass nun in den meisten Anlagen das Stadium Erbsengröße bis Traubenschluss erreicht ist.
Die Spritzabstände orientieren sich nach wie vor an den prognostizierten Regenfällen oder Gewittern. Behandlungen seit dem letzten Wochenende bieten derzeit noch einen ausreichenden Schutz, bei größeren Abständen sollte der Belag bis zu den angekündigten Niederschlägen erneuert werden. In trockenen Phasen kann der Behandlungstermin auf etwa 12-14 Tage Spritzabstand hinausgezogen werden, so dass nun je nach geplantem Abschlusstermin noch zwei bis maximal drei Behandlungen anstehen.
Beachten Sie bei den letzten Spritzungen unbedingt die Vorgaben Ihrer Vermarktungsorganisation bezüglich der Terminierung und der Mittelauswahl.
Peronospora
Die Peronospora-Befälle zeigen sich lagen- und gemarkungsweise sehr unterschiedlich. Die trockene Phase in den letzten Tagen hat gefühlsmäßig zu einer Entspannung der Befallssituation geführt. Allerdings ist in den Laubwänden immer noch aktiver Pilzrasen zu finden. Die heißen, trockenen Tage lassen diesen zwar teilweise absterben, nächtliche Blattnässe und die Niederschläge ab Donnerstag können dann aber zu erneuten Ausbrüchen führen. Auch eingetrocknete Ölflecken weisen am Rand meist noch sporulationsfähiges Mycel auf. Auch an Trauben, die bisher nur teilweise befallen sind, können feuchte Bedingungen zu weiterem Befall an den Stielgerüsten führen. Nachdem das Stadium Erbsengröße in den meisten Sorten erreicht ist, nimmt die Gefahr von direkten Beereninfektionen grundsätzlich ab, jedoch sind besonders in Frostlagen mit später entwickelten Trauben die Beeren noch immer anfällig. Sehr gefährdet sind zudem die Geiztriebe, da diese ständig neue Blattmasse bilden.
Behandlungen vor den angekündigten Gewitterniederschlägen sind anzustreben, zum Einsatz kommt dann ein Kontaktmittel wie z.B. Folpan 80 WDG oder Delan WG. Auf den Zusatz von phosphoriger Säure (Veriphos) sollte nun aufgrund der Rückstandssituation verzichtet werden, nur in nicht gegipfelten Hagelflächen ist der Zusatz weiterhin sinnvoll. Tiefenwirksame bzw. kurativ wirkende Präparate werden nur noch in Sondersituationen (z.B. bei Behandlungen nach den Regenfällen) empfohlen.
Oidium
Der relativ späte Befallsaufbau und die meist kurzen Spritzabstände haben in der Praxis in der Regel zu keinen größeren Problemen geführt. Nur vereinzelt gibt es Meldungen mit Oidiumbefall an den Trauben. Die Neuansteckungsgefahr in bisher befallsfreien Anlagen nimmt stark ab. Dennoch ist es wichtig regelmäßige Befallskontrollen durchzuführen. Auftretenden Befall bitte an die Weinbauberatung melden!
Aufgrund der abnehmenden Anfälligkeit ist nun beispielsweise Vento Power oder Vegas möglich, bei den letzten beiden organischen Behandlungen kann auch auf reine Azolpräparate wie Systhane oder Topas umgestellt werden. Nur an spät entwickelten Standorten (Frost) sollten nochmals die potenten Mittel wie beispielsweise Vivando, Dynali, Talendo oder Collis eingesetzt werden.
Botrytis
Wegen der feuchten Witterung der vergangenen Wochen sind latente Infektionen wahrscheinlich. Der Termin kurz vor Traubenschluss erlaubt letztmalig den Schutz des Stielgerüstes und des Traubeninneren. Sofern noch nicht geschehen kann in Anlagen, in denen sortenbedingt das Stadium Traubenschluss kurz bevor steht, die Behandlung in den nächsten Tagen erfolgen. Bei einer reinen Traubenzonenbehandlung (separate Überfahrt oder Zweistofftechnik) kann die Aufwandmenge je nach Höhe der Traubenzone um bis zu 50% reduziert werden. Die Befahrung jeder Gasse erhöht den Erfolg beträchtlich.
Die Wirkung einer chemischen Bekämpfung wird durch die moderate Entblätterung der Traubenzone vor der Behandlung, ob von Hand oder mit der Maschine, deutlich verbessert. Beachten Sie allerdings die aktuelle Gefahr von Sonnenbrand, erste Meldungen bei der Rebsorte Riesling sind bereits eingegangen.
Magnesiummangel / Stiellähme
Bei Rebsorten, die leicht zu Magnesium-Mangelsymptomen neigen oder in Anlagen, die aktuell bereits Blattsymptome zeigen, bietet sich bei anstehenden Behandlungen der Zusatz von magnesiumhaltigen Blattdüngern wie z.B. Bittersalz oder Lebosol Magnesium an.
Traubenwickler
Ob außerhalb von Verwirrgebieten eine Bekämpfung notwendig ist und wann der optimale Bekämpfungstermin ansteht, kann nicht pauschal beantwortet werden. Flugzahlen wurden nur sehr spärlich in die Beratung gemeldet. Deshalb ggf. örtliche Fangergebnisse oder die Übersicht im Monitoringbereich der Vitimeteo-Homepage nutzen. Generell gilt: ca. 8-10 Tage nach ermittelten Flughöhepunkt sollte eine Insektizidbehandlung erfolgen. Als Mittel kommen gegen Traubenwickler Bacillus Thuringiensis-Präparate oder auch die Mittel Coragen, Steward oder Mimic in Frage.
Kirschessigfliege
In bezüglich der Reifezeit dem Weinbau vorgelagerten Kulturen (Kirschen, Himbeeren) wird nach wie vor von einer hohen KEF Population berichtet. Es bleibt abzuwarten, inwiefern die aktuelle Hitzephase der Gesamtpopulation schadet. Aktuell heißt es daher im Weinbau, dass alle vorbeugenden Maßnahmen sehr ernst genommen werden müssen. Als wichtigste vorbeugende Maßnahme zählt dabei die Entblätterung der Traubenzone. KEF mögen Schatten und feucht. Deshalb sind Weintrauben, die von der Sonne beschienen werden, generell weniger beliebt.
Bis zum Farbumschlag der Rotweintrauben besteht in den Rebflächen keinerlei Gefahr von KEF Befall. Evtl. geplante Ertragsregulierungen sollten bis zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen sein bzw. Bodentrauben im
Anschluss gemulcht werden.
Ob und ggf. wann Behandlungen gegen KEF notwendig werden, steht noch nicht fest und wird rechtzeitig veröffentlicht. Vorbeugend kann hier nicht agiert werden. Seit dem 01. Juli liegt eine Genehmigung für 120 Tage für eine einmalige Anwendung von Mospilan in Rotweinsorten vor. Damit steht neben Spintor ein zweites Mittel für evtl. notwendige Behandlungen zur Verfügung.
Berechnung der Mittelmenge
Bei der anstehenden Behandlung ist in den meisten Anlagen der 4-fache Basisaufwand erforderlich. Nur in stark hagelgeschädigten Anlagen ohne Traubenansatz kann die Aufwandmenge noch reduziert werden.
Sonstige Hinweise
- Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel -insbesondere zum Bienenschutz- sind zu beachten.
- Ab Mitte Juli sollten keine Mittel mit 56 Tagen Wartezeit (z.B. Dithane Neo Tec, Electis, Polyram WG, Netzschwefel) mehr eingesetzt werden.
- Der Einsatz von Herbiziden auf Vorgewenden, Wegeränder und Böschungen ist nicht zulässig!
- Achten Sie auf eine gültige Kontrollplakette am Pflanzenschutzgerät.
- Bei der Gerätereinigung dürfen keine Reste der Spritzbrühe in die Kanalisation/Oberflächengewässer gelangen Unvermeidbare Restmengen mit Wasser im Verhältnis 1:10 verdünnen und in einer Rebanlage ausspritzen!
- Dokumentationsverpflichtung des Pflanzenschutzes beachten.
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