Zweiter Hagelflieger für die Ortenau
Bei entsprechender Wetterlage können in kürzester Zeit Hagelkörner von der Größe eines Apfels entstehen und enorme Schäden anrichten. Die Hagelabwehr Ortenau e. V. und der Badische Gemeinde-Versicherungs-Verband (BGV) setzen nun gemeinsam einen zweiten Hagelflieger ein, der vor den Eiskörnern schützen soll. Ende Juli wurde er auf dem Baden-Airpark vorgestellt.
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Franz Benz, der Vorsitzende der Hagelabwehr Ortenau e. V., Pilot Frank Kasparek und Professor Edgar Bohn, stellvertretender Vorstandsvorsitzen-der des BGV, führten den Flieger vor und erklärten die Funktionsweise im Detail. Die Cessna 182 wurde für ihren Einsatz eigens umgebaut und mit Aceton-Generatoren ausgestattet, aus denen die Gewitterwolken mit Silberjodid „geimpft“ werden. So stehen die Chancen gut, dass der Wasserdampf in den Wolken gar nicht gefriert, sondern als Regen oder Matsch auf die Erde fällt und somit keinen Schaden mehr anrichten kann.
„Wir freuen uns sehr, dass der BGV nun Mitglied unseres Vereins ist und wir dadurch einen weiteren Hagelflieger beauftragen konnten“, sagte Franz Benz auf dem Baden-Airpark vor der Presse. Er sprach von einer Schadensminderung um 40 bis 50 Prozent, so Erfahrungswerte aus anderen Einsatzgebieten. Benz warb auch um weitere Mitglieder, vor allem aus Industrie, Gewerbe und Banken. „Wir wollen mit unserem Verein die gesamte Gesellschaft abbilden.“ Benz betonte auch, dass die Hagelabwehr Ortenau nicht Eigentümer der Flugzeuge ist, sondern die Dienstleistung bei Franz Kasparek beauftragt.
Der BGV engagiert sich bereits seit vielen Jahrzehnten auf vielfältige Weise in der aktiven Schadenverhütung. „Der Hagelflieger ist ein ganz besonderes Beispiel dafür, wie wir versuchen, Schäden von vornherein zu vermeiden“, erklärte Edgar Bohn. „Wir erhoffen uns davon natürlich auch weniger durch Hagel beschädigte Autos in den Städten.“
Das bisherige Schutzgebiet der Hagelabwehr Ortenau wird nun um das Stadtgebiet von Karlsruhe erweitert. Durch die vielen Unwetter in diesem Sommer war der Hagelflieger bereits 14 Mal im Einsatz. Beide Flugzeuge sind am Baden-Airpark stationiert. Drei bis vier Piloten sind für die Zukunft eingeplant, berichtete Pilot Frank Kasparek. Eine zentrale Rolle für den Einsatz des Hagelfliegers spielt der Wetterdienst. Sobald alle fünf Minuten Warnmails eingehen und die Niederschlagsmenge von 20 Millimeter pro Stunde überschritten wird, machen die Piloten die Hagelflieger startklar. Während des Flugs werden die Wetterdaten laufend über ein Satellitensystem in das Flugzeug übermittelt. Im Mai und Juni hatte die Crew aufgrund der instabilen Wetterlage nahezu Dauerbereitschaft.
Die Kreisrätin im Unterausschuss ländlicher Raum sowie weinpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Kordula Kovac lobte den Mut und das Engagement der Ehrenamtlichen bei der Hagelabwehr. Mit Ausdauer und Hartnäckigkeit hätten sich die Akteure behauptet. „Das ist eine tolle Gemeinschaftsarbeit“, aber ohne das Mitwirken anderer ginge es nicht. Dabei lobte sie das Engagement des Landratsamts Ortenaukreis und des BGV.
Wie entsteht Hagel?
Damit Hagel entstehen kann, müssen verschiedene Faktoren zusammenkommen: Zum einen braucht es starke Auf- und Abwinde sowie ein großes Temperaturgefälle der Luftmassen mit kalter Luft in hohen Lagen, zum anderen ausreichend feuchte und warme Luft als Energielieferant. Durch die Auf- und Abwinde entstehen mächtige Gewitterwolken mit großer vertikaler Ausdehnung. Die feuchtwarme Luftmasse kondensiert und lagert sich an sogenannten Kondensationskernen als Eiskristalle an. In einem Temperaturbereich von -10°C finden diese ideale Wachstumsvoraussetzungen. Durch die Auf und Abwinde können die Hagelkörner immer weiter wachsen, bis sie aus der Wolke als Hagel herausfallen.
Wie wirkt Silberjodid?
Silberjodid ist ein Salz, dessen Kristallstruktur der von Eiskristallen sehr ähnlich ist. Ein Hagelflieger kann das Silberjodid unterhalb der Wolke im Bereich starker Aufwinde platzieren. So entstehen in der Wolke viele zusätzliche Kondensationskerne, an denen sich bereits vorhandene Eiskristalle in der Wolke anheften. Diese Eiskristalle werden nicht so groß, sie fallen früher aus der Wolke und erreichen so den Boden als Regen oder kleinkörniger Hagel.
Studien zur Wirksamkeit
Es gibt verschiedene Studien über die Wirksamkeit der Hagelabwehr. So hat beispielsweise das KIT (Karlsruher Institut für Technologie) die Wirkung der Impfung anhand von Hagelereignissen im Raum Stuttgart in den Jahren 2007 bis 2009 untersucht. Dabei zeigte sich, dass bei guten Bedingungen die Größe der Hagelkörner und die Hagelmenge reduziert werden konnten.
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