Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.

Amerikanische Rebzikade im Elsass entdeckt

Am 18. Juli 2016 meldete Vitisphere Alsace den Fund von Larven der Amerikanischen Rebzikade Scaphoideus titanus im Elsass. Diese Zikade ist Überträger des Flavescence dorée-Phytoplasmas, des Erregers der Flavescence dorée (FD) – der Goldgelben Vergilbung. Die gefährliche Quarantänekrankheit der Rebe ist von Südeuropa bis zum Burgund und Teilen von Österreich und der Schweiz verbreitet und verursacht große Schäden im Weinbau. Deutschland ist bisher von der FD nicht betroffen.

Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Larven von Scaphoideus titanus. Drittes Larvenstadium. Typisch sind die beiden dunklen Punkte auf beiden Seiten des letzten Hinterleibsgliedes.
Larven von Scaphoideus titanus. Drittes Larvenstadium. Typisch sind die beiden dunklen Punkte auf beiden Seiten des letzten Hinterleibsgliedes.jki
Artikel teilen:

Scaphoideus titanus verbringt ihren gesamten Lebenszyklus an Reben. Die Eier werden an Rebholz abgelegt, die fünf Larvenstadien saugen wie die geflügelten adulten Zikaden an Rebblättern. Da S. titanus die Flavescence dorée sehr effektiv von Rebe zu Rebe überträgt, kann sich die Krankheit sehr schnell ausbreiten. Daher ist in Befallsgebieten der Flavescence dorée die Bekämpfung der Zikade vorgeschrieben. Besonders wichtig sind daneben Vorsichtsmaßnahmen, um die Verbreitung der Krankheit mit Rebmaterial zu verhindern.


Die Amerikanische Rebzikade wurde vermutlich anfangs des 20. Jahrhunderts aus Nordamerika nach Südwest-Frankreich verschleppt. Seitdem hat sie sich nach Osten bis nach Rumänien und von Süditalien bis in die Champagne ausgebreitet. Ausländische Weinbauregionen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den deutschen Weinbaugebieten waren bisher von S. titanus nicht besiedelt. Die nächsten Vorkommen waren das Burgenland in Österreich, das Gebiet des Genfer Sees in der Schweiz sowie Burgund und die Champagne in Frankreich. Vor kurzem wurde nun S. titanus in einer Gemarkung im Elsass an Reben festgestellt. Das genaue Ausmaß der Verbreitung ist bisher noch nicht bekannt. Mit der Präsenz der Zikade in diesem Weinbaugebiet steigt jedoch die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch in den deutschen Weinbaugebieten auftreten könnte. Zu betonen ist, dass mit der Zikade zwar der Überträger, nicht aber die Flavescence dorée selbst im Elsass aufgetreten ist. Auch in der Champagne ist die Zikade schon seit mehreren Jahren präsent, ohne dass die Flavescence dorée bisher nachgewiesen wurde. Dies wird unter anderem auf verstärkte Überwachungsmaßnahmen in Hinblick auf kranke Reben zurückgeführt.


Schon seit einigen Jahren wird von den in Deutschland mit dem Rebschutz befassten Institutionen mit Hilfe von Gelbfallen überwacht, ob S. titanus in Rebflächen auftritt. Seit Januar 2016 wird durch das INTERREG-Oberrhein Programm das Projekt „InvaProtect“ gefördert, in dem Institutionen aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz kooperieren, um die Verbreitung neuer Schaderreger im Oberrheingebiet zu erfassen und geeignete Monitoringmaßnahmen zu erarbeiten. Eine der Arbeitsgruppen in diesem durch das LTZ Augustenberg koordinierten Projekt befasst sich mit der Flavescence dorée und ihrem Überträger Scaphoideus titanus. Ihr gehören vier Weinbau-Institutionen aus dem Elsass sowie auf deutscher Seite das Julius Kühn-Institut, RLP Agroscience, das DLR-Rheinpfalz sowie das WBI Freiburg an.


Der aktuelle Nachweis der Amerikanischen Rebzikade im Elsass wurde zwar nicht im Rahmen der InvaProtect-Arbeiten erbracht, er unterstreicht jedoch die Bedeutung des Kooperationsprojekts sowohl in Hinblick auf einen schnellen Informationsaustausch als auch auf die weitere intensive Überwachung des Vorkommens bzw. der Verbreitung des Schaderregers, die bereits intensiviert wurde und bisher keinen Hinweis auf das Vorkommen von S. titanus in Deutschland erbrachte. In Rebflächen ausgehängte gelbe Klebefallen sind Teil dieser Überwachungsmaßnahme. Die Winzer werden gebeten, sie nicht zu entfernen. Zusätzlich werden im Rahmen des Projekts Reben auf Flavescence dorée untersucht. Da sich die Symptome nicht von denen der Schwarzholzkrankheit unterscheiden, sind dazu Laboruntersuchungen notwendig.
Der Nachweis von S. titanus im Elsass erhöht das Risiko, dass die Zikade die benachbarten deutschen Weinbaugebiete erreicht. In welchem Zeitraum dies der Fall sein könnte, lässt sich derzeit noch nicht abschätzen. Aktuelle Blattkontrollen ergaben bisher keinen Hinweis auf die Zikade in Deutschland. Die Winzer sollten jedoch wachsam sein und eventuell an Rebblättern gefundene Zikaden melden, wenn sie die typischen Merkmale von S. titanus aufweisen sollten. Andere auf Rebblättern lebende Zikaden wie die Grüne Rebzikade Empoasca vitis sind in Hinblick auf die Flavescence dorée ohne Bedeutung.

Erkennungsmerkmale von Scaphoideus titanus:

Die Larven halten sich auf der Blattunterseite auf, bevorzugt auf den Blättern von Stockaustrieben und anderen stocknahen Blättern. Sie sind zunächst reinweiß, die beiden letzten Larvenstadien zeigen eine zunehmende bräunliche Musterung.

Larven von Scaphoideus titanus. Drittes Larvenstadium. Typisch sind die beiden dunklen Punkte auf beiden Seiten des letzten Hinterleibsgliedes. © jki
Larven von Scaphoideus titanus. Viertes Larvenstadium. Typisch sind die beiden dunklen Punkte auf beiden Seiten des letzten Hinterleibsgliedes. © jki
Larven von Scaphoideus titanus. Fünftes Larvenstadium. Typisch sind die beiden dunklen Punkte auf beiden Seiten des letzten Hinterleibsgliedes. © jki

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Alle fünf Larvenstadien sind an zwei schwarzen Punkten an den Seiten des Endglieds des Hinterleibs zu identifizieren. Die auf Rebblättern häufigen Larven der Grünen Rebzikade Empoasca vitis sind wie ihre weißlichen Häutungsreste häufig auf Blattunterseiten zu finden. Sie sind jedoch grünlich oder rötlich und ihnen fehlen die dunklen Punkte am Hinterleib.

Larve der einheimischen Grünen Rebzikade, Empoasca vitis. Die Larven sind grünlich und haben keine schwarzen Punkte am Hinterleib. © jki

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die adulten Zikaden sind 4-5 mm lang und weisen eine rotbraune Grundfärbung bei gelbweißer Unterseite auf.

Adulte Scaphoideus titanus. Länge ca. 4-5 mm, rotbraune Grundfärbung mit typischer Musterung. © jki

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren