Kirschessigfliege: Sonderhinweis Nr. 7
Die unerwartet heftigen Gewitterniederschläge mit bis zu 30 Litern je m² in großen Teilen des Anbaugebietes am 27. September werden den Lesedruck erhöhen. Glücklicherweise folgt zumindest bis zum Freitag das Hoch „Otto“ mit herbstlich-trockener Wetterlage. Für Samstag werden dann wieder neue Niederschläge gemeldet. Nachfolgend soll dann trockenere, aber kühle Witterung folgen.
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Die Reife der Bestände hat sich insgesamt sehr erfreulich entwickelt. Natürlich wäre es wünschenswert, die optimale physiologische Reife abwarten zu können, allerdings muss befürchtet werden, dass durch den Regen Mikrorisse an der Beerenhaut und Kompaktheit mit Abdrücken von Beeren befördert wird. Deshalb ist das Thema Erntesicherung und optimale Reife stets miteinander abzuwägen.
Leider gibt es immer wieder Trollingeranlagen mit Überertrag, deren weiterer Reifefortschritt als sehr fraglich eingestuft werden muss. Mit diesen Erntequalitäten ist die Zukunft des Trollingers als Württemberger Spezialität nicht zu sichern. Der Ast auf dem man sitzt, wird selbst abgesägt. Bei Normalerträgen ist aktuell auch beim Trollinger bereits eine sehr vernünftige Reife erreicht, wie durchweg auch bei allen anderen Sorten.
Sehr unangenehm ist der starke Sonnenbrand besonders bei Riesling und Trollinger. Sind nur Beerchen oder Traubenachseln betroffen, sind diese mittlerweile nahezu komplett eingedorrt. Teilweise ist aber auch das Haupttraubengerüst teilgeschädigt und damit die Versorgungsleitung der Trauben. Diese bleiben dann in der Reife deutlich zurück, sind kleinbeeriger und lummelig und sollten nicht mitgelesen werden. Der Spagat zwischen luftiger Traubenzone und Schutz der Trauben vor Sonnenbrand durch Belassen von Laub ist nicht einfach. Es zeigt sich aber wieder einmal, dass ein spätes erstes Freistellen der Trauben in der beginnenden Reifephase den Schaden besonders erhöht. Leider hat es dieses Jahr aber auch Trauben erwischt, die sich eigentlich schon an die Sonne gewöhnt hatten.
Besonders bei der Sorte Trollinger sollte sehr penibel beobachtet werden, wie sich die Situation bezüglich KEF-Befall entwickelt. Bei Beerenuntersuchungen wurde festgestellt, dass sich teilweise nennenswerte Eiablage mit Safttropfen etabliert hat. Allerdings nicht auf allen Flächen. Angesichts der bereits breit angelaufenen Lese sollte jetzt sehr, sehr kritisch abgewogen werden, ob noch eine Behandlung stattfinden soll. Ganz sicher darf keine Behandlung erfolgen, wenn die Einhaltung der Wartezeit nicht gesichert werden kann. Dies ist bei vielen reifen Beständen jetzt schon der Fall zumal zusätzlich der Regen die allgemeine Fäulnis beschleunigen kann.
Die beiden Mittel Spintor und Mospilan könnten nur noch zum Einsatz kommen, wenn absolut sicher ist, dass in den nächsten 14 Tagen nach einer Behandlung nicht gelesen werden muss und sich Anfangsbefall etabliert hat. Ansonsten bliebe nur noch Karate Zeon mit 7-tägiger Wartezeit oder aber eben die Lese, wenn die Situation kritisch wird. Mitglieder von Erzeugergemeinschaften müssen bei möglichem Behandlungsbedarf zuvor immer ihren Vermarktungsbetrieb fragen. Selbstverständlich ist der Bienenschutz zu beachten.
Fazit: Jetzt heißt es, ganz besonders die Trollingeranlagen im Auge zu behalten, um bei sich kritisch entwickelnden Beständen schnell lesen zu können. Auch andere später reifende Rotweinsorten sind zu beobachten. Allerdings dürfte dort die Gefahr einer möglichen Schädigung geringer sein als beim Trollinger.
Mit dieser Info soll nun endgültig das Pflanzenschutzthema für 2016 abgeschlossen sein. Sie haben in den letzten Hinweisen sicherlich bemerkt, wie schwierig die Situation ist, klare Handlungsempfehlungen bezüglich der Kirschessigfliege geben zu können. Es gibt hier einfach mehrere Zielkonflikte. Einerseits kosten unnötige Behandlungen Zeit und Geld. Andererseits ist die Prognosesicherheit bei weitem noch nicht so abgesichert, dass es eindeutig und einfach zu bestimmende Schadschwellen gibt. Und wie steht es mit dem Wirkungsgrad von Behandlungen? Vielleicht bringen uns verschiedenste Versuche aus diesem Jahr weiter. Ist eine potenzielle Grundabsicherung das Richtige (wie bei den Pilzkrankheiten) oder kann das Risiko einer „Nichtbehandlung“ eingegangen werden? Verschärft wird der Zielkonflikt noch durch die öffentlichkeitswirksamen Aspekte einer Behandlung während der Traubenreife oder sogar noch kritischer während der Traubenlese. Trotz allem bleibt zu hoffen, dass das Ernteergebnis des 2016er Jahrgangs zumindest befriedigend bis gut ausfällt. Sollte es sich in Schulnoten gedacht zwischen 1 und 2 einpendeln, umso besser.
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