Wachstum explodiert förmlich
In nicht erfrorenen sehr guten Lagen ist das Wachstum förmlich explodiert. Die Triebe haben ein enormes Längenwachstum durchgeführt und erreichen teilweise schon den obersten Draht. In den frostgeschädigten Flächen erfolgt ebenfalls der Neuaustrieb, mitunter auch mit einem Geschein. Auch die totalgeschädigten Anlagen erwachen zu neuem Leben und ergrünen. Leider sind auch vielfach Beiaugen miterfroren und der Neuaustrieb erfolgt lediglich aus schlafenden Augen in Kopfnähe.
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Zielholz für den Rebschnitt im kommenden Winter sollte jedoch überwiegend zu erwarten sein. Die Niederschläge vom vergangenen Wochenende mit bis zu 30L konnten in Flächen, in denen noch keine Behandlung durchgeführt wurde, zu Bodeninfektionen führen. Die aktuelle Wetterprognose meldet freundliches, meist trockenes Wetter. In der nächsten Woche steigt das Gewitterrisiko. Der Spritzabstand liegt bei 10-12 Tagen.
Anhaltend hohe Fangzahlen des bekreuzten Traubenwicklers werden von vielen Stellen gemeldet. Es wird empfohlen die Fangzahlen auch im Verwirrgebiet zu kontrollieren. Zeigt sich dort kein Fund in den Kontroll- Pheromonfallen deutet dies auf eine gute flächendeckende Wirkung hin.
Peronospora
Bisher wurde ein Ölfleck gemeldet. Bei einer eher schwächeren Primärinfektion ist es nicht ungewöhnlich, dass die ersten Ölflecken nur selten gefunden werden. Aber auch bei einem geringen Sporenangebot können bei entsprechendem Zuwachs ungeschützte Rebtriebe bei Niederschlägen infiziert werden. Besonders kritisch für eine Sekundärverbreitung sind Gewitter mit starken Windturbulenzen.
Für die anstehende Behandlung ist grundsätzlich ein Kontaktfungizid (Folpan 80WDG bzw. 500SC, Delan WG, Dithane Neotec oder Polyram WG) ausreichend, insbesondere wenn vor Regen behandelt wird. Die aktuellen kurz bis mittelfristigen Wetterprognosen zeigen gute Wachstumsbedingungen. Wer als Zuwachsschutz Veriphos auf Basis phosphoriger Säure in Kombination mit einem vorbeugenden Kontaktmittel einsetzt, kann damit ab der nächsten Behandlung starten.
Das Mittel Profiler (max. 1 Anwendung/Saison bis BBCH 73) besitzt ebenfalls systemische Eigenschaften. Hier ist die Kontaktkomponente schon drin. In der aktuellen Wachstumsphase erhöhen Mittel mit Zuwachsschutz die Wirkungsdauer. Dies gilt insbesondere in Peronospora gefährdeten talnahen Lagen. In stark frostgeschädigten Anlagen mit noch deutlichem Wachstumsrückstand, kann auf den Zusatz noch verzichtet werden. Wenn weitere Ölflecken gefunden werden, wird darum gebeten, diese Funde an die Weinbauberatung zu melden.
Bleiben die Bedingungen trocken, richtet sich der Spritzabstand nach Oidium. Beim Stockaufbau nach Frostschäden von unten ist darauf zu achten, dass auch diese Triebe einen ausreichenden Pflanzenschutz erfahren. Vor allem bei Peronospora dienen Stammaustriebe gerne als Sprungbrett für Bodeninfektionen.
Oidium
Die frostbedingten Entwicklungsunterschiede bringen es mit sich, dass neben dem Neuaustrieb auch nicht geschädigte Triebe mit deutlich entwickelten Gescheinen zu finden sind. Diese werden zunehmend empfindlicher für Infektionen bei nun witterungsbedingt ansteigendem Oidiumdruck. In empfindlichen Sorten (z.B. Trollinger, Cabernet Dorsa, Lemberger, Dornfelder) und Lagen wird empfohlen nun auf ein organisches Mehltaumittel (z.B. Dynali, Talendo, Vivando) umzusteigen.
Die Spritztermine liegen in diesem Jahr recht eng beieinander. Wer am kommenden Montag einen Spritzabstand von maximal 12 Tagen hat, kann bei trockenen Bedingungen übers Wochenende ziehen. Sind die Wetteraussichten unsicher wird empfohlen die Spritzung zum Wochenende vorzuziehen.
Wenn die sommerliche Witterung anhält wird die Rebblüte möglicherweise früher eintreten als bisher angenommen. Der Neuaustrieb hat einen Entwicklungsrückstand von mindestens 2-3 Wochen je nach Lage und Stärke des Frostschadens. Von einer langen Blütephase in frostgeschädigten Anlagen ist aus heutiger Sicht auszugehen. Zeigertrieb bitte der Weinbauberatung melden.
Weinbauliche Maßnahmen (in frostgeschädigten Anlagen)
- In teilgeschädigten Anlagen sollte mit den Heftarbeiten nicht zu spät begonnen werden, um das Abbrechen weiterentwickelter, nicht geschädigter Triebe zu vermeiden. Vor allem in stärker geschädigten Anlagen stehen diese Triebe meist ungeschützt und sind dadurch stärker Windbruchgefährdet (v.a. die Sorten Dornfelder und Müller- Thurgau).
- In Rebflächen ohne Frostschaden schließt sich bald das Fenster für die notwendigen Ausbrecharbeiten. Mit zunehmender Entwicklung wird es unübersichtlicher und der Zeitbedarf nimmt zu.
- Ziel muss es sein, Fruchtruten für den kommenden Rebschnitt gut belichtet wachsen zu lassen, damit die sich entwickelnden Knospen im nächsten Jahr möglichst fruchtbar sind. Auch dort wo kein Ertrag in der Anlage zu erwarten ist und der Neuaustrieb überwiegend im Kopfbereich stattfindet, sollte zur besseren Belichtung der Fruchtruten fürs nächste Jahr ein Ausdünnen erfolgen. Dies kann jetzt noch mit einem geringeren Arbeitsaufwand durchgeführt werden.
- Bei zeitlichen Engpässen sollte sich aktuell vor allem auf den Kopf und den Stammbereich konzentriert werden. Zur besseren Durchlüftung der Traubenzone kann alternativ auch im Nachblütebereich maschinell entblättert werden.
- Dort wo sich bis zum Juni noch kein Wiederaustrieb zeigt, besteht die Gefahr einer Totalschädigung. Vor allem 2-jährige Junganlagen sind hierbei gefährdet und müssen im Zweifelsfall nachgepflanzt werden. Erfreulicherweise erfolgte in den meisten Fällen ein Wiederaustrieb.
Sonstiges und Mittelmenge
- Momentan ist die 1,5-fache Basisaufwandmenge ausreichend.
- Der beste Erfolg beim Abbrennen von Stocktrieben mit Shark oder Quickdown (Sortenbeschränkung beachten) ist bei einer Trieblänge von durchschnittlich 10- 15 cm zu erwarten. Auf abdriftarme Düsen und Wind achten.
- Die Schadschwelle für einen bekämpfungswürdigen Befall der Pockenmilbe liegt sehr hoch. Zur Befallsreduzierung bei stark betroffenen Flächen sollten diese im kommenden Frühjahr zur Austriebsbehandlung vorgemerkt werden. Beim Einsatz von Netzschwefel kann die Aktivität der Milben lediglich etwas gehemmt werden. In der Regel „verwachsen“ sich die Symptome mit zunehmendem Rebwachstum. Grundsätzlich sollte auf eine raubmilbenschonende Spritzfolge geachtet werden.
- Da der Flug der Überträgerzikade für die Schwarzholzkrankheit bald beginnt, sollten ab sofort bis Ende Juli Brennesseln in der Nähe von Weinbergen, nicht mehr gemäht oder gemulcht werden. Dies gilt bevorzugt an warmen Standorten wie Böschungen oder Wegrändern.
- Zur Verhinderung von Abschwemmungen bei Starkregen sollten besonders unbegrünte Anlagen, überwiegend betrifft dies Junganlagen, mit einer Strohschicht versehen werden.
- Bei der Erzeugung von Tafeltrauben oder Keltertrauben, die als Esstrauben in den Verkehr gebracht werden, sind die unterschiedlichen Mittelzulassungen unbedingt zu beachten.
Hinweise und Auflagen in den Gebrauchsanleitungen der Pflanzenschutzmittel, insbesondere zum Bienenschutz, sind immer zu beachten
Der nächste Hinweis erfolgt voraussichtlich am 31. Mai 2017.
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